Relief mit Darstellung
der Schleifung Hektors
 
FO: Virunum - Zollfeld VO: Maria Saal, Kirche H: 0,98 m
B: 1,18 m - Marmor

Relief mit Darstellung der 	Schleifung HektorsZu den schönsten Beispielen von Grabbaureliefs mit mythologischem Bildinhalt aus dem römischen Österreich gehört die in der Kirche von Maria Saal eingemauerte Platte mit dem Reliefbild der Schleifung Hektors um das Grab des Patroklos.

Ein kraftvoll geschwungenes Volutenornament rahmt die bewegte Szene: in einer nach links rasenden Biga steht, hoch aufgerichtet, Achilleus, die Zügel der galoppierenden Pferde in der Rechten und eine Lanze in der Linken. Ein über den Schultern liegender Mantel beeinträchtigt etwas die heroische Nacktheit des Körpers des Helden, der mit nach rückwärts geworfenem Haupt seinen Blick auf die rechts im Hintergrund aufragende Grabstatue des Helden Patroklos gerichtet zu haben scheint; eher dorthin, als auf die Leiche Hektors, die, mit den Beinen an das Zweigespann gefesselt, schräg zum rechten unteren Bildrand herabhängt und dort ihrem grausamen Schicksal unterworfen wird. Über die Pferde hinweg, diese gleichsam lenkend, schwebt ein nackter, geflügelter Genius, aufzufassen als Geleitet in die harmonischen Gefilde des jenseits; der Palmzweig in der ausgestreckten rechten Hand und ein Blütenkranz in der linken unterstreichen diese Deutung. Dadurch wird bewußt auf die Heroisierung des Toten angespielt und dem Reliefbild seine Bedeutung im Zusammenhang mit der Grabskulptur verliehen: es sollte Sinnbild sein für den Eintritt des toten, gleichsam heroisierten Grabinhabers in das jenseits, gewissermaßen ein Abbild der von ihm ersehnten "Privatapotheose".

Lit.: G. Piccottini, CSIR-Österreich 11/4 (1984), S, 53, Nr. 359, Taf 25.