Grabbaurelief  
FO: Virunum - Zollfeld VO: Maria Saal, Kirche
H: 0,87 m, B: 1,38 m - Marmor

GrabbaureliefAus den Gräberfeldern des nahen Virunum liegt hier ein überaus qualitätvolles Grabrelief vor, das bildhaft wesentliche Symbole antiker Jenseitsvorstellungen überliefert. Die Bildmitte beherrscht ein hoher Kantharos mit metallene Treibarbeit nachahmendem Relief und volutenförmig hochgezogenen Henkeln. Aus seinem Inneren wächst ein Weinstock hervor, dessen reiches und von Trauben schweres Geäst sich nach den Seiten hin laubenförmig verdichtet. Einzelne Vögel sitzen in den Reben und am Rande des Kantharos und laben sich an dessen Inhalt. Daneben, wie auch unter der Weinlaube, sind zwei Panther gegenständig angeordnet; auf ihren Hinterläufen sitzend, haben sie sich zur Mitte hin aufgerichtet und halten jeweils ein Füllhorn in ihren Vorderpranken. Diese Anordnung und die daraus entstandene Gesamtkomposition verleihen dem Reliefbild einen gleichsam wappenartigen Charakter, der durch den Symbolgehalt seiner Details noch verstärkt erscheint.

Kantharos und Weinreben sind die bildhaften Zeichen für die lebenserhaltende und stärkende Kraft des Weines und werden somit als Symbole für ein ersehntes Fortleben nach dem Tode in demgemäß dionysisch gedachten Bereichen verstanden. Die beiden Panther wieder, dem Dionysos heilige Tiere und seine Gefährten im bacchantischen Thiasos, fassen mit ihren Pranken an das unausweichliche Schicksal des Individuums, ausgedruckt durch die beiden Füllhörner, sind aber gleichzeitig auch als Wächter des Grabmals selbst anzusehen. Durch diesen ausdrucksvollen Bildinhalt vermittelt das dem 2. Jh. n. Chr. entstammende Grabrelief einen tiefen Einblick in die reiche, mit dem Totenkult verbundene Symbolsprache der antiken Welt.

Lit.: F. M. Jabornegg-Altenfels, Kärntens römische Alterthümer (1 870), s. 67, Nr. 141, Abb. 4.