FO:
Virunum - Zollfeld
VO: Klagenfurt, Landesmuseum für Kärnten
H: 0,10 m - Bronze |
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Die
kleinasiatische Muttergottheit Kybele erfuhr innerhalb des römischen Imperiums
als Magna Mater große und weitverbreitete kultische Verehrung, wurde sie
doch auch als Göttermutter und Numen der Fruchtbarkeit aufgefaßt. Der
gängigste Bildtypus ihrer Darstellung zeigt die Göttin thronend und mit
einer Mauerkrone auf dem Haupte. Dieser Typus liegt auch der Virunenser
Bronzestatuette zugrunde, die, außer Zweifel eine italische und nach Noricum
importierte Arbeit, vom Stil wie von der Ausführung her ein ausgezeichnetes
Beispiel antiker römischer Kleinplastik darstellt. Die Haltung der thronenden
Göttin erscheint eher lässig, aber dennoch erhaben; das sonst oft göttlich
Starre fehlt der Statuette durch den leichten Schwung, der den Körper
kennbar durchzieht. Die Stellung der Beine verleiht dem Gewand ein bewegtes
Faltenspiel, dessen Formung der Künstler voll gewachsen war: So kennzeichnet
feine Fältelung den Stoff des dünnen, unterhalb der Brust gegürteten Ärmelchitons,
während ein wesentlich schwerer wirkender und trotzdem schwungvoll fallender
Faltenwurf bei dem von der linken Schulter um die Hüften gelegten Mantel
zu beobachten ist. Eine ähnlich feine, gekonnte Modellierung kennzeichnet
auch Kopf und Gesicht der Gottheit sowie das Diadem und die Mauerkrone
über dem gescheitelten und im Nacken geknoteten Haar; letztere trägt zur
erhabenen Wirkung wesentlich bei. Auf einem großen, verzierten Schallbecken
ruht die linke Hand, die rechte hielt wohl eine Opferschale seitlich vorgestreckt.
Zur Vollständigkeit
des sonst gut erhaltenen Bildnisses fehlt leider der gesondert gearbeitete
Thron, auf den die Statuette gesetzt war.
Lit.:
R. Fleischer, Die römischen Bronzen aus Österreich (1967), S. 104f,
Nr. 130, Taf 72. |
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