Die Besiedelung des Holzer Berges bei St. Peter
in Holz, der den Kern der antiken Stadt Teurnia bildet, reicht bis ins
11. Jahrhundert v. Chr. Zurück. Im 3. Jahrhundert v. Chr. bot der aufgrund
seiner Beschaffenheit leicht zu verteidigende Hügel den einwandernden
Kelten geradezu ideale Bedingungen für die Gründung einer Siedlung. In
der Folge entstand unter der Führung des keltischen Stammes der Nori bzw.
Norici mit dem regnum noricum das erste Staatsgebilde auf österreichischem
Boden, das mit dem Römischen Reich sowohl auf politischem wie auf wirtschaftlichem
Gebiet schon bald enge Kontakte pflegte, 15 v. Chr. von diesem kampflos
besetzt und schließlich 45 n. Chr. dem imperium romanum als Provinz eingegliedert
wurde. Die nun folgende Epoche politischer Stabilität, die bis in die
zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. reichte, ermöglichte unter anderem
auch den großzügigen Ausbau Teurnias; so wurden am Ostfuß des Berges zwei
Terrassen für Wohnbauten angelegt, während auf dem Hügel das Forum, eine
öffentliche Badeanlage und Tempel entstanden. Die wachsenden finanziellen
Lasten, die die seit Beginn des dritten Jahrhunderts häufiger werdenden
kriegerischen Auseinandersetzungen an der Nordgrenze des Reiches der Bevölkerung
aufbürdeten und die damit zusammenhängende politische Unsicherheit bewogen
schließlich wohlhabende Familien dazu, die Provinz zu verlassen. Dies
bedeutete zugleich auch das Ende der Blütezeit Teurnias. Bereits im ausgehenden
3. Jahrhundert wurden die Wohnterrassen am Fuße des Hügels aufgegeben
und das Abbruchmaterial für die Errichtung einer Mauer zur Befestigung
der Hügelkuppe herangezogen. In den Ruinen der Wohnbauten entstand ein
Begräbnisplatz. Im 5. Jahrhundert übernahm Teurnia von Virunum den Status
der Provinzhauptstadt. Bereits kurz nach 430 entstand in Teurnia eine
Bischofskirche, die, zunächst einschiffig, im 6. Jahrhundert zu einem
dreischiffigen Bau erweitert wurde. Die letzte Nennung Teurnias als Bischofssitz
erfolgte 591; die folgenden Jahre brachten, bedingt durch kriegerische
Ereignisse, den Untergang der Stadt Teurnia. Die archäologisch-wissenschaftliche
Beschäftigung mit der Geschichte Teurnias blickt bereits auf eine lange
Forschungstradition zurück. Die zahlreichen voneinander abweichenden Vorstellungen
vom antiken Stadtbild, die im Zuge dieser Forschungen entstanden, spiegeln
sich in den zahlreichen unterschiedlichen archäologischen Plänen von Teurnia
wider. Die unter der Leitung Rudolf Eggers in den Jahren 1910 - 1915 in
den Bereichen der frühchristlichen Friedhofskirche, des sogenannten "Forums",
sowie der spätantiken Stadtmauer durchgeführten Ausgrabungen blieben bis
in die siebziger Jahre richtungsweisend. Nach den Untersuchungen des Landesmuseums
für Kärnten 1971-1978 in den Wohnterrassen an der Ostseite des Holzer
Berges konzentrierten sich die archäologischen Anstrengungen nach 1978
nahezu ausschließlich auf spätantike Objekte, sei es das Gebäude HA (ein
repräsentativ ausgestattetes Wohnhaus), oder die seit 1993 wiederaufgenommenen
Ausgrabungen in der Friedhofskirche und der Westnekropole. Neben den archäologischen
Untersuchungen am frühchristlichen Pilgerheiligtum am Hemmaberg haben
die Entdeckung und Ausgrabung der Bischofskirche sowie des Hospitiums
in Teurnia (1985-1992) unsere Kenntnis der spätantiken Sakralarchitektur
im Ostalpenraum wesentlich bereichert.

Literatur:
R. Egger, Ausgrabungen in Kärnten. Jahresh. Österr. Arch. Inst. 13,
1910, Beibl. 129 ff. R. Egger, Ausgrabungen in Kärnten. Jahresh. Österr.
Arch. Inst. 15, 1912, Beibl. 17 ff.
R. Egger, Ausgrabungen in Norikum 1912/13. Jahresh. Österr. Arch.
Inst. 17, 1914, Beibl. 5 ff. R. Egger, Teurnia (Wien/Leipzig 1924).
F. Glaser, Frühchristliche Denkmäler in Kärnten. Ein Führer (Klagenfurt
1996) 82 ff.
F. Glaser/Ch. Gugl, Ausgrabungen westlich der frühchristlichen Kirche
extra muros in Teurnia. Mitt. Christl. Arch. 2, 1996, 9 ff.
F. Glaser, Teurnia. Römerstadt und Bischofssitz. Ein Führer zu den
Ausgrabungen und zum Museum in St. Peter in Holz sowie zu den Fundorten
im Stadtgebiet von Teurnia (Klagenfurt 1992) 93 ff.
Ch. Gugl, Archäologische Forschungen in Teurnia. Die Ausgrabungen
in den Wohnterrassen 1971-1978. Die latènezeitlichen Funde vom Holzer
Berg. Sonderschr. ÖAI 33 (Wien 2000).
M. Doneus, Ch. Gugl, Interpretation and Mapping of Aerial Photographs
Using Digital Photogrammetry and GIS. In: J. W. E. Fassbinder, W.
E. Irlinger (Hrsg.), Archaeological Prospection. Third International
Conference on Archaeological Prospection. Kongreßber. München 1999.
Arbeitsh. Bayer. Landesamt für Denkmalpflege 108 (München 1999) 27
f. M.
Doneus, Ch. Gugl, Von der Luftbildauswertung zum digitalen Stadtplan
von TEURNIA - St. Peter in Holz (Kärnten). Jahresh. Österr. Arch.
Inst. 68, 1999, Beibl. 171-198. |
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