Porträtmedaillon  
FO: Virunum - Zollfeld
VO: St. Michael am Zollfeld, Kirche
Dm: 0,90 m - Marmor
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Innerhalb der Entwicklung der norischen Grabmedaillons kommt jenem von St. Michael bereits der Stellenwert einer gewissen Vollendung zu. Auch wenn die beiden Büsten bzw. deren Köpfe noch von einer leichten Starrheit gekennzeichnet sind, so haben sie sich doch bereits wesentlich vom Reliefhintergrund abgehoben. Die Köpfe des Ehepaares selbst sind fast vollplastisch gestaltet und wirken dadurch natürlicher. So auch die Gesichter, die ausdrucksvoller gearbeitet erscheinen und durchaus porträthafte Züge verraten.

Beide Eheleute sind römisch gekleidet und ebenso frisiert, wobei die Haartracht der Frau an die Frisur der Jüngeren Faustina erinnert. Die Hände des Mannes bilden mit Schriftrolle und Schwurfingern wieder den eigentümlichen Gestus, der Granatapfel in der rechten Hand der Frau gilt als Symbol für Fruchtbarkeit. Der Faltenwurf am Gewand der Büsten wirkt im Gegensatz zur Arbeit an den Köpfen viel weniger sorgfältig ausgeführt und oberflächlich, so daß man versucht ist, für diesen Bereich des Medaillons an eine andere und ungeübtere Hand zu denken.

Nach der vorerwähnten Frisur der Frau, wie auch nach der Barttracht des Mannes wird das Porträtmedaillon der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. zuzuweisen sein, wobei anzumerken ist, daß sich gerade auch an dieser Denkmalgruppe immer wieder der Einfluß stadtrömischer Modeerscheinungen an Haar- und Barttracht sowie an der Kleidung nachweisen läßt.

Lit.: G. Piccottini, CSIR - Österreich 1112 (1972), S. 15, Nr. 114, Taf. 6.