Götterwelt  
 
Entwicklung
Die großen Götter
Die fremden Götter
Kaiserkult
Römische Philosophie
Priesterkasten
Die IV collegia amplissima
Tierkult
Zeremonien
Arthemis

Entwicklung

In der mehr als tausendjährigen Geschichte Roms entwickelten und änderten sich die religiösen Vorstellungen und die damit verbundene Götterwelt. Es ist dabei zu beobachten, daß Altes durch Neues nicht völlig ersetzt, sondern ergänzt wurde.

In der Frühzeit waren Priester und Tempel noch unbekannt. Kultische Handlungen wurden vom Familienoberhaupt ausgeführt. Eine göttliche Kraft (numen) wurde in der Natur, die durch ihr Wirken oft unverständlich war, erkannt. Es gab eine Vielzahl von freundlichen oder bösen Geistern. Bäume, Haine oder Steine genossen göttliche Verehrung. Als frühe Götter im eigentlichen Sinn sind z. B.Tellus und Iupiter zu erwähnen.

Unter etruskischem Einfluß entstanden später fest umrissene Gottheiten, denen bestimmte Aufgaben zugeschrieben werden konnten. Aus dem alten Donnergott Iupiter entwickelte sich der Schützer Roms. Es kamen neue Götter nach Rom, wie z. B. Venus. Die Verehrung der Götter wurde geordnet, man baute den Göttern Tempel. Nach dem Sturz der Könige, zu Beginn der Republik mehrte sich der griechische Einfuß und so gelangten auch griechische Götter, wie z. B. Hermes als Mercurius nach Rom. Römische und griechische Götter wurden gleichgesetzt, wobei die gleichen Aufgaben zweier Götter den Bezugspunkt bildete. Im Unterschied zu den Griechen begannen die Römer gewisse Abstraktionen göttlich zu verehren, wie z. B. Fides (Treue), Salus (Gesundheit) und Victoria (Erfolg und Sieg). In dieser Zeit drängten auch orientalische Gottheiten nach Rom. Einige davon auf Veranlassung des Magistrates (z. B. Magna Mater), andere hingegen gegen den Widerstand des Magistrates wie z. B. der Bacchuskult, der später sogar mit Gewalt vom Magistrat unterdrückt worden war (Bacchanalienskandal 186 v. Chr.). Abgesehen davon kam es durch den immer größer werdenden Einfluß der griechischen Philosophie zu einer Krisis der alten Religionen am Ende der Republik.

In der Kaiserzeit wurde die Religion in den Dienst der Politik gestellt. Dies sprach die Frömmigkeit der Menschen aber kaum an und so wurden sie immer stärker von Mysterienreligionen (Mithraskult, Serapis) angezogen. Die Vergöttlichung der Kaiser nach ihrem Tode wurde in Rom mit Skepsis aufgenommen und erlangte nur in den Provinzen größere Bedeutung. Auch die Versuche der Kaiser Elagabal, Auerlian und schließlich Julian einen einzigen Reichsgott einzuführen, führte zu keinem Erfolg, obwohl Sol invictus eine gewisse Zeit lang als höchster Gott, der Iupiter zugleich als König der Götter und als Beschützer des Reiches verdrängt hatte, verehrt wurde. Bedenkt man, daß der Sonnenkult einer der unbedeutendsten Kulte des alten Rom war, so zeigt sich, daß der Geist der ursprünglichen römischen Religion schon lange vor dem Sieg des Christentums untergegangen war.

 

Die großen Götter

Mit den indogermanischen Einwanderern kam der Gott Iupiter nach Latium. Iupiter war die Gottheit des leuchtenden Himmels, des Blitzes, aber auch der Beschützer der Gemeinschaft. Unter der Gemeinschaft war ursprünglich die des Latinerbundes gemeint, später die des römischen Staates. Gemeinsam mit den Göttern Mars und Quirinus bildete er eine wenig bekannte archaische Trias. Seit der Etruskerzeit gab es eine neue Dreiheit: Iupiter Optimus Maximus, Juno und Minerva. Jede dieser drei Gottheiten wurde für sich in verschiedenen Eigenschaften verehrt. Iuno war vor allem die Beschützerin der Frauen, Minerva die der Handwerker. Beide Göttinnen spielen als Stadtgottheiten nur eine unbedeutende Rolle. Der größte Gott nach Jupiter war Mars. Er war nicht nur der Führer im Kriege, sondern auch Schützer der bäuerlichen Arbeit und er wurde später als Rächer Caesars eine Schutzgottheit der iulischen Dynastie. Ceres förderte das Wachstum des Getreides, aber als Beschützerin der Plebs und ihrer Beamten spielte sie auch eine wichtige politische Rolle. Ceres bildet mit Liber und Libera ebenfalls eine Trias. Merkur galt als Beschützer der Kaufleute, wobei sein Kult ebenfalls einen betont plebejischen Charakter hatte. Neptunus war der Gott der Flüsse und Seen und wurde später zum Gott der Meere. Die Göttin Diana wurde als Bundesgöttin der Latiner in Aricia verehrt, in Rom hingegen galt sie nur als Beschützerin der Frauen und der Sklaven. Fortuna war die Göttin des Glückes und wurde schon sehr früh in Rom eingeführt. Im Gegensatz dazu wurde Venus, die Göttin der Liebe erst spät in Rom verehrt, aber vom letzten Jahrhundert der Republik an erfreute sie sich großen politischen Ansehens.

Die fremden Götter

Zu verschiedenen Zeiten und auf mannigfaltige Art und Weise wurden griechische Gottheiten, die allerding keine italische Entsprechung besaßen, einfach entlehnt. Sie behielten ihren Namen in mehr oder weniger veränderter Form bei.

Als Beispiele sind hier die Dioskuren Kastor und Pollux. Die Zwillinge wurden als Nothelfer in allen Lebenslagen angerufen. Sie waren die Schutzpatrone der römischen Reiterei und galten auch als Beschützer der Seeleute. In den Anfängen der Republik wurde ihnen ein Tempel mitten auf dem Forum geweiht.

Auch Herkules wurde schon früh an der Ara Maxima verehrt (offiziell seit 312 v. Chr.). Der Gott Apollo wurde als Heilgott seit dem fünften Jahrhundert in Rom verehrt, er erlangte im Hannibalkrieg die Stellung eines der großen Götter, von denen die Stadt den Sieg erflehte.

Der Sohn des Apollo, Aeskulapius wurde 293 v. Chr. auf Weisung der sibyllinischen Bücher eingeführt, damit er als Gott der Heilkunst einer Seuche ein Ende mache. Während den Nöten des ersten punischen Krieges im Jahre 249 v. Chr. wird das Unterweltsgötterpaar Pluto und Persephone in den offiziellen Kult aufgenommen.

Ebenfalls auf den Rat der sibyllinischen Bücher wurde während einer gefährlichen Phase des Hannibalkrieges (204 v. Chr.) die Magna Mater/Kybele feierlich in Rom empfangen. Sie war die erste orientalische Göttin, deren orgiastischer Kult den römischen Bürgern untersagt worden war. Erst zur Kaiserzeit konnte sich ihr Kult weiter ausdehnen.

In sullanischer Zeit gelangte der Kult der Isis nach Rom, der trotz seiner Beliebtheit beim Volk ebenfalls mehrmals offiziell verboten worden war. Großen Erfolg hatten die orientalischen Religionen bei ihrer Verbreitung in Rom und im ganzen Reich. Ihre Kulte waren anziehender und erregender als die alten römischen Rituale. Hierbei handelt es sich um die Kulte des Osiris, Serapis, Atargatis, Tanit und Mithras. Die Mithrasreligion wurde in der Spätantike zum größten Konkurrenten des sich etablierenden Christentums. Kennzeichen des Mithraskultes war der jugendliche Lichtgott Mithras, der durch Tötung des menschenfeindlichen Urstiers (Tauroktonie) den Menschen Erlösung und der Welt die Fruchtbarkeit brachte.

Den Provinzen wurde von Rom die Freiheit gelassen ihre eigenen Götter zu verehren, z. B. Belenus, Vincius, oder Noreia. Diese Götter wurden nicht wirklich romanisiert und so wurden auch einige keltische und germanische Gottheiten von römischen Soldaten angerufen: Die Matres, Campestres, Suleviae und vor allem die Schutzherrin der Reiter und ihrer Pferde : Epona.

 

Kaiserkult

Von Augustus an entfaltete sich ein neuer Kult, der Kaiserkult, der in groben Zügen dem hellenistischen Herrscherkult entsprach. Der Kaiser wurde erst nach seinem Tode durch die Apotheose zum Gott. Durch Ausübung des Kaiserkultes konnte man sich als loyaler Untertan Roms und des Kaisers erweisen, da letzterer die Einheit des Reiches symbolisierte. Wer den Kaiser verehrte anerkannte die Legitimität und wohltätige Wirksamkeit der Regierung, die über der Welt, die Pax Romana herrschen ließ. In den Provinzen wurde der Kaiserkult mit dem der göttlich verehrten Stadt Rom (Dea Roma) verbunden.

 

Römische Philosophie

Nachdem mit Alexander dem Großen das griechische Reich zerfallen war, übernahm Rom die Vorherrschaft. Doch kulturell begann Griechenland Rom zu erobern, ähnlich wie zuvor den ganzen Osten. Griechische Künstler und Baumeister kamen nach Rom, Tragödien und Komödien wurden übersetzt, die griechische Philosophie zog langsam in Rom ein. Die Philosophen, die nach Rom kamen, wurden dort nicht immer freundlich empfangen, sondern oftmals verjagt. Dies traf auch die Rhetoren, denn in den Augen des Senates waren sie verdächtig, die Jugend mit neuen, unnützen Ideen zu begeistern. Als Mythologie und Religion der Antike an Gewicht verloren, war es Aufgabe der Philosophie, dem Menschen hilfreich zur Seite zu stehen, Fragen des Seins zu klären und für des Menschen Heil zu sorgen.

Zur Zeit der Republik war die Stoa und der Epikureismus vorherrschend, zur Kaiserzeit die Stoa und in der späteren Zeit der Neuplatonismus, doch ist es unstrittig die Stoa, die den tiefsten Eindruck hinterlassen hat.

Mit einer für lange Zeit geltenden Einteilung hatten die Stoiker in ihrem System unterschieden zwischen Logik, Physik und Ethik. Der Schwerpunkt der Stoa-Lehre liegt auf der Ethik: Der Mensch als Vernunftwesen kann die göttliche Gesetzmäßigkeit erkennen und sein Leben danach ausrichten. "Naturgemäß leben" ist das Schlagwort der stoischen Ethik. Die Stoa ist eine materialistische Philosophie, welche die Natur als das schlechthin Vernünftige ansieht. Da alle Erscheinungen der Natur rational zu erklären sind, bedarf jede Entscheidung des Menschen der Zustimmung durch die ratio, den Logos.

Die Philosophen der Stoa werden in die der älteren, mittleren und jüngeren Stoa gegliedert. Gründer der Schule in Athen war um 300 v.Chr. Zenon aus Kition auf Zypern.

Die mittlere Stoa fällt in das 2. und 1. Jhdt. v. Chr. Ihre beiden Hauptvertreter sind Panaitios und Poseidonios. Panaitios war lange Zeit in Rom gewesen. Er hatte großen Einfluß auf den Dichter Lucilius, langfristig auch auf Cicero und die römische Philosophie. Die Philosophie gehörte seither in Rom zu den Erfordernissen der höheren Bildung.

In der jüngeren Stoa ragten drei Männer hervor: Seneca mit Schriften über Milde und Zorn, sowie Schriften über naturwissenschaftlichen Fragen (Naturales Questiones). Ferner Epiktet, ein Sklave aus Hierapolis, von dem das berühmte "Handbuch der Moral" stammt und Marc Aurel, der Philosoph auf dem Kaiserthron. Unter seiner Regierung wurde die Stoa zur führenden philosophischen Richtung.

Im Gegensatz zur Stoa steht die Lehre des Epikur aus Samos, der Epikureismus. Epikur betrieb seine Schule ab 306 v. Chr. in Athen in einem Garten. Während die Stoiker lehrten, daß das Leben der Menschen durch Schicksal bestimmt sei, hat Epikur den Zufallsbegriff eingeführt. Die Hinnahme eines Schicksals ist für Epikur nicht denkbar, da damit die Willensfreiheit unmöglich wäre. Der Kernsatz der Ethik Epikurs lautet: Das sittlich Gute besteht in der Lust. Unter Lust versteht Epikur, jene der Schmerzlosigkeit, die Freiheit von seelischen Erschütterungen, den Frieden und die Stille des Gemütes. Mit dem bekannten Ausspruch des Horaz "Carpe diem!", der damit nicht Unersättlichkeit im Lebensgenuß meint, sondern Bejahung des Lebens in seiner Fülle, ist eine weitere Lebensweisheit der Epikureer zum Ausdruck gebracht. Als Tugend gilt die Selbstgenügsamkeit: "Die Krone der Seelenruhe ist unvergleichlich wertvoller als hohe Führerstellung" (Epikur). Die Anhänger des Epikureismus suchten ihr Glück im Kleinen, im Kreise von ein paar ausgesuchten Freunden. Durch Lukrez wurde jene griechische Philosophie nach Rom gebracht, die in den Kreisen um Vergil, Maecenas, Horaz und Augustus ihre Anhänger fand.

Eine Philosophie römischer Ausprägung ist der Skeptizismus, der in der Mittleren und Neueren Akademie greifbar wird. Die Skepsis der Akademie richtet sich auf die Frage: Wie können wir zu einer absoluten Wahrheitsfindung kommen? Fazit: Da es schwer sei, zu einer objektiven Wahrheitssicherung zu kommen, müsse man sich mit der Wahrscheinlichkeit zufrieden geben. Als Vertreter des Skeptzismus können Philon von Larissa, Antiochos von Askalon, Karneades und auch Cicero genannt werden.

In der Kaiserzeit erhebt sich im Neuplatonismus das philosophische Denken zu einer neuen Blüte. Das geistige Gesicht dieser Epoche war stark geprägt von religiösem Empfinden, mit einer starken Neigung zur Mystik. Es sind zwei Gedankenbewegungen zu beachten. Einmal wird das Sein zergliedert in eine übersinnliche und in eine sinnliche Sphäre, andererseits wird der Versuch gemacht, diese Kluft über eine Reihe von Zwischenstufen zu schließen und das Sinnliche aus dem Übersinnlichen abzuleiten. Als Gründer des Neuplatonismus gilt Ammonius Sakkas aus Alexandria (175 – 242). Sein Schüler Plotin hatte das eigentliche System geschaffen. Er ging 244 n.Chr. nach Rom und eröfftnete eine Philosophenschule. Sein Plan, in Italien eine Philosophenstadt zu gründen (Platonopolis), kam aber nicht zur Ausführung.

Als Justinian 529 n.Chr. die Akademie als letzte der alten Philosophenschulen schloß und verbot, weiterhin in Athen Philosophie zu lehren, war das äußerlich ein Gewaltakt, in Wirklichkeit aber nur die Dokumentierung bereits bestehender Verhältnisse. Die Philosophie war nicht mehr zeitgemäß und war vom Christentum verdrängt worden.

 

Priesterkasten

Ursprünglich standen die Priesterämter nur den Patriziern offen, erst die lex Ogulnia (300 v. Chr.) öffnete Augurat und Pontifikat auch den Plebejern. Das Priesteramt wurde grundsätzlich auf Lebenszeit bekleidet. Wegen ihrer Verschiedenheit stehen die einzelnen Priestertümer in keinerlei hierarchischem Zusammenhang und bilden kein Ganzes.

Die römischen Staatspriester lassen sich in jene unterteilen, die Kollegien angehören und in jene die Sodalitäten angehören. Die Mitglieder der Sodalitäten pflegten vor allem alte Kulte und Riten, für die die Staatspriester nicht zuständig waren. Es wurden ihnen aber auch neue Kulte übertragen.

 

Die IV collegia amplissima

  1. die Pontifices mit dem Pontifex Maximus an der Spitze.

Im Jahr 300 v. Chr. gab es neun Pontifices, zur Zeit Caesars sechzehn. Aufgabe der Pontifices war es, die Behörden in religiösen Fragen zu beraten. Sie hatten die Einhaltung aller rituellen Vorschriften zu überwachen und dienten in religiösen Fragen als kompetente Gutachter. Ihr Werk war auch die laufende Gestaltung des Kalenders, was politischen Einfluß bedeutete. Politischer Einfluß konnte auch auf dem Gebiet der prodigia (Vorsehungen) und deren Sühnung ausgeübt werden. Der Pontifex Maximus hatte den Vorsitz bei den Wahlen der Priester durch die siebzehn Tribus und das Disziplinarrecht über das ganze Kollegium. Seit Augustus die Stelle des Pontifex Maximus übernommen hatte, blieb der Titel bis auf Gratian mit dem Kaisertum verbunden. Für die laufenden Geschäfte wurde der Vorsitz des Kollegiums an einen Pontifex pro magistro delegiert. Dem Pontificalcollegium angeschlossen waren der rex sacrorum, der nach dem Sturz des Königtums die sakralen Aufgaben des Königs, die an den Königsnamen gebunden schienen, übernommen hatte. Vor allem ist er Priester des Janus. Weiters gehören diesem Kollegium 15 Einzelpriester an, die jeweils für einzelne Gottheiten zuständig waren. Die Flamines Maiores (flamen Dialis, flamen Martialis und flamen Quirinalis) sind strengen zeremoniellen Regeln unterworfen. Die drei Flamines Maiores waren den Patriziern vorbehalten. Der Flamen Dialis war der Träger der Staatsmagie, zum Schutz der in ihm aufgespeicherten Kraft unterlag er zahlreichen Vorschriften. Die Flamines Minores (fl. Volcanalis, fl. Volturnalis, fl. Palatualis, fl. Furrinalis, fl. Flaoralis, fl. Carmentalis, fl. Cerialis, fl. Falacer, fl. Pomonais), die für kleinere Götter vorgesehen waren, pflegten in der Republik aus den Plebejern zu kommen, ab Augustus aus dem Ritterstand.

  1. die Auguren,die ursprünglich drei, später unter Caesar 16 Mitglieder hatten. Die Auguren erkannten und deuteten die Zeichen aller Götter. Ihre Deutungen bezogen sich nicht auf Zukünftiges, sondern ausschließlich auf die Einholung göttlicher Zustimmung zu einer beabsichtigten Handlung. Wichtige Staatshandlungen durften nur vorgenommen werden, nachdem Auspicia eingeholt worden waren. Eine ähnliche Aufgabe hatten die Haruspices, die bis in die Kaiserzeit hinein ausschließlich aus Angehörigen vornehmer etruskischer Familien bestanden. Die Aufgabe der Haruspices war vor allem die Eingeweideschau, die Deutung von Prodigien (Vorzeichen) und Naturphänomenen, wie z. B. Blitze und Besonderheiten an Bäumen, welche als Willensäußerungen göttlicher Macht angesehen wurden.
  2. Die Septemviri epulonum, benannt nach Jupiter Epulo, die das jüngste der großen Kollegien darstellen. Sie wurden erst im 2. Jhdt. v. Chr. eingesetzt. Ihre Aufgabe war es für die pompa circensis und die sonstigen mit den ludi verbundenen religiösen Zeremonien zu sorgen. Die Epulonen wurden zur Unterstützung der Pontifices geschaffen und blieben in gewisser Abhängigkeit von diesen.
  3. Die Quindecimviri sacris faciundis, die ursprünglich aus zwei, später schließlich aus 20 Mitgliedern bestanden. Ihre Aufgabe war es, die sibyllinischen Bücher (Ritualvorschriften griech. Herkunft) zu verwahren und zu deuten. Darüber hinaus hatten sie die Aufsicht über alle anerkanntermaßen aus Griechenland übernommenen Kulte, wie den des Apollon und auch den Kult der Magna Mater.

Bei den Sodalitäten treten hervor:

  1. Die Fetiales, bestehend aus 20 Mitgliedern, waren eine sehr alte Priesterschaft, deren Hauptaufgabe es war, im Namen des Staates Bündnisse zu schließen und Kriege zu erklären.
  2. Die Salii waren Tanzpriester im Dienst einer Kriegsgottheit in Latium und Rom. Zu unterscheiden sind die Salii Palatini (12 Mann), im Dienste des Mars von den Salii Collini (12 Mann) im Dienste des Quirinus.
  3. Die Luperci, die mit einem Lauf um den Palatin diesen Hügel den Göttern weihten, um die Herden vor Wölfen zu schützen. Dieser Lauf wurde auch dann noch durchgeführt, als der Hügel schon längst ein Teil der Großstadt Rom geworden war.
  4. Die Arvales fratres, die aus zwölf Mitgliedern bestanden und deren rituelle Veranstaltungen im Mai die Fruchtbarkeit von Feld und Flur sicherten. Eine weitere Aufgabe von ihnen war es, am Anfang des Jahres für den Kaiser Gelübde und Opfer (Weihrauch, Wein und Tiere) als vota für sein Wohl abzulegen.
  5. Die Sodales Augustales, bestehend aus 21 Mitgliedern, wurden nach der Apotheose des Augustus von Tiberius zur Verehrung des vergöttlichten Kaisers eingesetzt (später auch sodales Claudiales, Flaviales usw.).

 

Tierkult

Zwar gab es bei den Römern keinen Tierkult, dennoch maß man aber manchen Tieren in jener Weise einen heiligen Wesenszug bei, daß man sie als traditionelle Attribute, als Weggefährten oder bevorzugte Opfertiere einem Götterkult zurechnete. Manchen Göttern waren bestimmte Tiere zugeordnet und sie konnten sich sogar in diese verwandeln. So wurde etwa Jupiter mit einem Adler, Venus mit einer Taube, Apollon mit Geier und Delphin, Athena mit einer Schwalbe, Dionysos mit einem Löwen, Jungstier und Böckchen, Acheloos mit einem Stier, Poseidon mit einem Stier und einem Roß, Artemis mit einer Hindin, Hermes mit einem Widder und Pan mit einem Ziegenbock in Verbindung gebracht. Zum Götterzeichen konnte das Tiersymbol werden, wenn bestimmte Wesenskräfte der Vorstellung von den Wesenszügen der Gottheit entsprachen. So verband man Sehkraft, Spürrsinn und Witterungsvermögen von Tieren mit weisender, prophetischer Begabung. Tiere, besonders Vögel dienten den Göttern auch als Helfer und Boten.

Auch im Opfer spielten die Tiere eine Rolle. Dem Jupiter opferte man bevorzugt weiße Rinder, der Ceres ein Mutterschwein und dem Mars ein Pferd. Im Totenkult spielen Tiere (Vogel, Schmetterling und Schlange) als Seelentiere eine Rolle.

Am Luperkalenfest liefen die Luperkalenpriester nach der Opferung eines Ziegenbockes um den Altar auf dem Palatin und schlugen mit den Fellstücken des geopferten Bocks die Frauen, die schwanger werden wollten.

Zeremonien

Fast jede Gottheit hatte ihr eigenes Fest, das mit Prozessionen und Opfern gefeiert wird. Am bekanntesten sind die Saturnalien, die am 17. Dezember zu Ehren des Saturn gefeiert wurden. Zu diesem Fest vergnügte man sich mit reichlichem Essen und Trinken; man verschenkte und erhielt kleine Geschenke und Herr und Sklave tauschten an diesem Tag die Rollen. Die Dauer der Saturnalien erweiterte sich von ursprünglich einem Tag später auf sieben Tage.

Ein weiteres Fest ist das des Lectisternium. Im Rahmen dieser Zeremonie wurden den Göttern, durch Bilder oder Puppen symbolisiert, Speisen dargebracht. Ziel war es die Gottheiten günstig zu stimmen. So brachte man etwa nach der Niederlage am Trasimenischen See den Hauptgöttern ein gewaltiges Mahl dar, um von ihnen Gnade für das römische Militär zu erbitten.

Bei der Lustrtio handelte es sich um einen Opferritus, der alle fünf Jahre nach dem Census für die ganze Stadt zur Entsühnung durchgeführt wurde, allerdings konnte auch ein Heer auf diese Weise entsühnt werden. Dabei führte ein Priester die Opfertiere, ein Schwein, einen Stier und ein Schaf (Suovetaurilia) um die Stadt, beziehungsweise um das Heer, und schlachtete sie dann.

Die Supplicatio war urspr. ein Bitt- später ein Dankopfer. Während der Feierlichkeiten zog die erwachsene Bevölkerung mehrere Tage lang zu allen Tempeln Roms und opferte.

Die Zeremonie des Ver Sacrum (der heilige Frühling) wurde in Notzeiten durchgeführt. Es wurden alle Lebewesen den Göttern geweiht, die im kommenden Frühjahr geboren werden. Die Tiere wurden geopfert, die Kinder wurden, sobald sie erwachsen waren, als Kolonisten ausgeschickt.