© Österreichische Galerie Belvedere, Wien
Moritz von Schwind (Wien 1804 - 1871 München)
Öl auf Holz, 59,5 x 43, 5 cm
Farbtafel
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Im Theuerdank, einem Verseepos, das die Brautfahrt Maximilians I. nach Burgund beschreibt, werden vor allem Jagdszenen gezeigt, bei denen Fürwittig (das heißt der ungezähmte jugendliche Tatendrang) den Helden Theuerdank (Maximilian I. selbst) immer wieder zu gefährlichen Abenteuern verleitet. Vorbild für die Sage von Kaiser Max in der Martinswand ist das Abenteuer Nr. XX mit einem Holzschnitt von Schäuffelein. Hier heißt es (nach der Ausgabe von 1679): "Er stund auf einem Felsen=Grund./ Auff dem kein Spiesse haften kunt./Es wolt der Held sich wegbegeben/Da kämpfte er mit Tod und Leben/Ein eisern Fuß=Zinck hat Ihn noch Erhalten:/welcher in ein Loch des Felsens kam/: und Ihme gab/Daß er nicht stürtzte/eine Halt." Schon in der ältesten Ausgabe des Theuerdank von 1517 findet sich am Schluß eine Erklärung über die Gefährlichkeit, die dem edlen Theuerdank auf der Gemsenjagd bei Innsbruck zugestoßen war, und in Sebastian Franks "Teutscher Nation Chronik" von 1528 ist zusätzlich vermerkt, daß man dem im Fels verstiegenen Kaiser das Allerheiligste gezeigt habe. Aber erst Ende des 16. Jahrhunderts ist die Sage voll ausgebildet, daß der Kaiser zwei Tage und zwei Nächte in den Felsen verbringen mußte und schließlich von einem unbekannten jungen Mann mit den Worten gerettet wurde: "Heil Dir mit Deinem Mute und Deiner Tugend! Es lebt und steht vor Dir, der Dich retten kann!" Vor allem seit der Gründung des Kaisertums Österreich und dem Bemühen um die Schaffung einer vaterländischen Historienmalerei (in dem Kreis um Freiherr von Hormayr und Erzherzog Johann) wird diese Szene immer wieder dazu benützt, um die "pietas austriaca" zu demonstrieren. Es entstanden eine Reihe von Gedichten über das Abenteuer auf der Martinswand, u. a. von Collin und Anastasius
Grün, und auch Bilder, wie das ganz im Geist der Nazarener gehaltene von Moritz von Schwind.
Selma Krasa
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