Literatur  
 

1. EINLEITUNG
 Lateinische Literatur, die Literatur des antiken Rom und weiter Teile Westeuropas vom Mittelalter bis in die Renaissance, verfasst in lateinischer Sprache.

2. GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALS LITERATURSPRACHE  
Die frühesten Zeugnisse in lateinischer Sprache verfasster Literatur stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. In unterschiedlicher Ausprägung setzt sich deren Tradition bis zum heutigen Tag fort. Der Zerfall des Römischen Weltreiches (siehe römische Geschichte) und die stufenweise Entwicklung der romanischen Sprachen aus dem Vulgärlateinischen (der gesprochenen Sprache des gemeinen Volkes) konnte über Jahrhunderte hinweg der Stellung des Lateinischen als führender literarischer Sprache Westeuropas nichts anhaben. Die lateinische Literatur entwickelte sich in christianisierter Form auch während des Mittelalters weiter, als das Lateinische Amtssprache der römisch-katholischen Kirche war. Mit dem Aufkommen des Humanismus im 14. Jahrhundert und dessen Betonung der klassischen Formen der Antike erlebte das Lateinische eine neue Blüte, die bis ins 17. Jahrhundert anhalten sollte. Noch bis vor kurzem galt in der abendländischen Kultur die Kenntnis der klassischen römischen (und griechischen) Literatur als Grundlage einer guten Allgemeinbildung.

3. MERKMALE RÖMISCHER LITERATUR  
Die Literatur Roms nahm sich die griechische Literatur zum Vorbild und diente ihrerseits als Grundlage für die Entwicklung der späteren europäischen Literaturen, insbesondere der Renaissanceliteratur. Da die römischen Schriftsteller formal aufs engste mit den griechischen Vorlagen verbunden waren, trachteten sie in ihren Werken danach, die Eigenständigkeit ihrer Erfahrungen hervorzuheben. Das entscheidende Moment für fast alle römischen Autoren dürfte gewesen sein, die Rolle Roms als zivilisatorische Macht in der Welt richtig einzuschätzen. Die größten Leistungen der römischen Literatur finden wir in den Bereichen Epik und Lyrik, Rhetorik, Geschichtsschreibung, Komödie und Satire, wobei letztgenannte die einzige literarische Form ist, die die Römer selbst hervorgebracht haben.

4. FRÜHZEIT  
Ihren Anfang nimmt die römische Literatur mit Livius Andronicus, der als freigelassener griechischer Sklave nach Rom kam. Er übersetzte Homers Versepos, die Odyssee, ins Lateinische, verfasste die ersten Dramen in lateinischer Sprache und übertrug griechische Bühnenwerke. Der erste muttersprachliche Dichter des Lateinischen hieß Gnaeus Naevius (um 270 bis ca. 201 v. Chr.), der dem Beispiel des Livius Andronicus folgte. Besonders erfolgreich waren seine Komödien. Von ihm stammt auch das Epos Bellum Punicum, ein Werk über den 1. Punischen Krieg, den Rom mit seiner Rivalin Karthago ausfocht. Der erste wirklich bedeutende römische Schriftsteller hieß jedoch Quintus Ennius, der vor allem wegen seiner Annales (Jahrbücher) Berühmtheit erlangte. Dabei handelt es sich um eine kraftvolle Versdichtung, in der die Geschichte Roms und seiner Eroberungen in Anlehnung an Homer in lateinischen Hexametern dargestellt wird. Seine Leistung bildet die Grundlage für das römische Nationalepos, das von späteren Dichterkollegen imitiert wurde, die seinen rohen Stil verfeinerten.


Von den Werken dieser frühen Dichter sind uns nur Fragmente überliefert, erhalten blieben allerdings 21 der insgesamt 130 Stücke des Komödiendichters Plautus, der sich an die attische Neue Komödie (Menander) anlehnte. Die Komödie war Roms wirkungsvollster Beitrag zur Entwicklung des Dramas. Die lebendigen und kraftstrotzenden Stücke des Plautus dienten zahlreichen europäischen Komödiendichtern späterer Epochen als Vorbild und werden bis in unsere Tage gespielt und nachgeahmt. Die von Plautus geschilderte Welt unbedarfter Herren, gerissener Sklaven, unschuldiger Mädchen und junger Burschen, die sich hoffnungslos verlieben, taucht erneut auf beim zweiten bedeutenden römischen Komödiendichter, nämlich bei Terenz. Dessen Stücke sind gefälliger und eleganter als die seines Vorgängers, weniger ausgelassen komisch, wohl aber anrührender.

Cato der Ältere, ein konservativer Staatsmann und unversöhnlicher Gegner Karthagos, war als Autor der erste, der die römische Prosa zur Blüte brachte. Der glänzende Redner lieferte die ersten Vorgaben für die römische Rhetorik und verfasste mit den Origines die erste Geschichte Roms in lateinischer Sprache. Seine Abhandlung De agri cultura (ca. 160 v. Chr., Vom Landbau) und einige seiner Reden sind uns erhalten. Ein großer Meister der Satire, eines offenbar von Ennius erfundenem Genre, war Gaius Lucilius, der sie in die typische Form goss und mit scharfer Zunge die zahllosen Torheiten der Menschen im öffentlichen wie im privaten Bereich schonungslos aufs Korn nahm. Von seinen Werken sind uns nur Bruchstücke überliefert.

5. DAS GOLDENE ZEITALTER: DICHTKUNST  
Vorläufer der bedeutendsten Epoche römischer Dichtkunst, die auch Goldene Latinität genannt wird, war Lukrez, dessen Lehrgedicht De Rerum Natura (Von der Natur der Dinge) in sechs Büchern die epikureische Philosophie darstellt. Damit wollte er seinen Zeitgenossen Gemütsruhe und Gelassenheit vermitteln und sie von der Angst vor dem Tod befreien. Auch Catull, der bedeutendste Vertreter der Neoteriker (von neoteroi: die Jüngeren), die in Abkehr von der altrömischen Dichtung einen neuen Standpunkt des "l’art pour l’art" vertraten, orientierte sich an griechischen Vorbildern. Seine längeren Gedichte zeugen von Komplexität und Gelehrsamkeit, doch eigentlich sind seine kürzeren Dichtungen typischer für ihn. Manche davon drücken in reinen, einfachen Worten seine Liebe zu Lesbia und seinem verstorbenen Bruder aus, andere zeichnen sich durch scharfen, sarkastischen Witz aus, mit dem er seine politischen Gegner angreift. Seit der Wiederentdeckung von Catulls Werken zu Beginn der Renaissance wurde seine eindringliche, ernste Stimme zur treibenden Kraft in der Geschichte der europäischen Lyrik.


Große Unterstützung fanden die römischen Dichter im Umfeld des augusteischen Hofes Maecenas’, der als Förderer bedeutender römischer Dichter bekannt wurde. Zu seinen Günstlingen gehörte auch Vergil, der schon zu Lebzeiten als größter römischer Dichter galt. Bereits zu Beginn seiner Laufbahn verfasste er die Eclogen, zehn elegante und bewegende Hirtenlieder in Hexametern nach dem Vorbild des griechischen Dichters Theokrit, die zum Standardmodell dieser Gattung wurden. Es folgten anmutige Gedichte zum bäuerlichen Leben, die Georgica. Vergils Meisterwerk ist jedoch die Äneis (Aeneis), das römische Nationalepos, das die Gründung Roms vom Mythos um das zerstörte Troja ableitet. Es berichtet darüber, wie der trojanische Held Aeneas nach Italien kam und dort eine Siedlung gründete, aus der Rom hervorging. Dieses vielschichtige Werk, in dem der Einfluss Homers spürbar ist, ist ein Meisterwerk an Ausgewogenheit, das den Wunsch nach Frieden der traditionellen Würdigung soldatischer Tugenden gegenüberstellt. Vergils Äneis erwies sich für viele Epochen als sehr bedeutsam, ließen sich doch auch für die eigenen Belange Botschaften finden.


Das lyrische Schaffen wurde von zahllosen Dichtern fortgesetzt, die auch heute noch auf den Lektürelisten stehen. Vergils Freund Horaz beispielsweise entwickelte sich zum Meister der Ode und übertrug in seiner Carmina geschickt das griechische Vermaß ins Lateinische, um so seiner eigenen anmutigen Dichtung entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Seine Satiren in der Tradition Lucilius’ sind vom Geist unvoreingenommener Heiterkeit durchdrungen. Bedeutung erlangte auch sein literaturkritisches Werk Ars poetica (Von der Dichtkunst). Die von Catull begründete Tradition der Liebeselegie wurde auf zarte und wehmütige Weise von Tibull (um 48 bis 19 v. Chr.) fortgeführt. Der letzte der drei ihm zugeschriebenen Gedichtbände enthält offenherzige und anrührende Liebesgedichte, die eigentlich aus der Feder einer zeitgenössischen Dichterin namens Sulpicia stammen. Es sind dies die einzigen erhaltenen Gedichte einer römischen Frau.


Dynamischere und vielschichtigere Liebeselegien schrieb Properz, turbulente und rastlose Zeugnisse seiner problematischen Beziehung zu Cynthia. Zum Abschluss gebracht wurde die elegische Tradition durch das Werk von Ovid, der diese literarische Form spielerisch bearbeitete. Bekannteste Werke des produktiven Dichters sind seine Ars amatoria (Liebeskunst), ein ironisches Handbuch über die Liebe, und sein Hauptwerk, die Metamorphosen, ein langes, locker gesponnenes Gedicht, das 250 Verwandlungssagen aus der griechischen und römischen Mythologie enthält.

6. DAS GOLDENE ZEITALTER: PROSA  
Dem Goldenen Zeitalter der Dichtkunst entsprach ein Goldenes Zeitalter der Prosa. Der führende Kopf hieß Cicero, Staatsmann und Redner, dessen ausgefeilte und klangvolle Rhetorik Vorbild für die spätere Redekunst in Europa wurde. Zu seinen berühmtesten Reden gehört jene gegen den politischen Verschwörer Catilina, doch auch zahlreiche andere verfehlten ihre durchschlagende Wirkung nicht. Kaum zu übertreffen war Cicero auch mit seinen Werken zur Rhetorik und Philosophie, was u. a. seine Ausführungen zu Freundschaft oder zum Alter bezeugen. Weitgehend erhalten geblieben ist auch seine umfassende und aufschlussreiche Briefkorrespondenz.


Ein ebenso namhafter Prosaschriftsteller war Ciceros Zeitgenosse Gaius Julius Caesar. Seine klaren und eindrucksvollen Beschreibungen des Krieges in Gallien und der Bürgerkriege (De Bello Gallico und De Bello Civili) sind zu herausragenden Beispielen ihres Genres geworden. Der berühmteste römische Historiker Livius hinterließ unter dem Titel Ab Urbe Condita Libri (Von der Gründung der Stadt an) eine umfangreiche Geschichte Roms, wovon allerdings nur etwa ein Viertel erhalten blieb. Das Werk ist als historische Quelle von unschätzbarem Wert.

7. DAS SILBERNE ZEITALTER  
Auf das Goldene Zeitalter folgt im 1. Jahrhundert n. Chr. eine Epoche, die häufig als Silbernes Zeitalter oder auch Silberne Latinität bezeichnet wird. Mag diese Periode auch im Schatten des vorangegangenen Jahrhunderts gestanden haben, ist sie doch gekennzeichnet durch zahlreiche Werke von hohem künstlerischen Niveau. Vergils Äneis schien den Gipfelpunkt des Epos markiert zu haben, so dass nachfolgende Epiker durch dieses Beispiel eher behindert denn inspiriert wurden. Als geschickte Nutznießer der epischen Tradition erwiesen sich jedoch ein Dichter names Lukan, der in seinen Pharsalia Ereignisse des Römischen Bürgerkrieges aufs lebendigste schildert, und Publius Papinius Statius, der im Mittelalter viel bewundert wurde. Thebais (ca. 91), sein Hauptwerk, stellt ein kraftvolles und locker gegliedertes Epos dar, das alle Stilmerkmale von Vergil auf die Spitze treibt. Die alles überragende Figur dieser Periode war Seneca der Jüngere, Erzieher des berüchtigten Kaisers Nero. Seneca legte die Lehrmeinungen der Schule der Stoa in Briefen und Abhandlungen dar, die großen Einfluss hatten, und schrieb zahlreiche grausige Tragödien, die im Laufe der Jahrhunderte das dramatische Empfinden des europäischen Publikums immer wieder in ihren Bann zogen.

Auf dem Gebiet der Satire sind einige interessante Werke aus dieser Phase zu vermerken. Der Sklave Phaedrus, der unter Kaiser Augustus freigelassen wurde, schuf lateinische Nachdichtungen der beliebten Fabeln des Griechen Äsop. Originellster Kopf seiner Zeit dürfte der weltgewandte Gaius Petronius gewesen sein, dessen verblüffendes Satyricon (ca. 60) ein Beispiel der menippeischen Satire darstellt, eine Mischform aus Vers und Prosa, benannt nach dem griechischen Satiriker Menippos. Das umfangreiche, nur teilweise erhaltene Vers- und Prosawerk stellt eine höchst unterhaltsame Lektüre dar, die das breite Spektrum menschlicher Ausschweifungen lebensnah schildert. Lebensnähe ist auch ein Markenzeichen der großen Satiriker jener Zeit, etwa des rigorosen und schwierigen Persius oder des bitteren, aber unterhaltsamen Juvenal. Die kürzeste der poetischen Formen, das Epigramm, wurde von Martial zur Vollendung gebracht; seine deftigen und witzigen Verse sind beispielgebend für ihr Genre.

Zur Prosa des 1. Jahrhunderts n. Chr. gehören auch Werke einiger Lehrschriftsteller. Plinius der Ältere war ein überaus produktiver Autor, dessen Historia Naturalis über Generationen hinweg ein Standardnachschlagewerk der Naturkunde blieb. Nicht minder kompetent ist die Institutiones oratoriae (ca. 95, Schule der Beredsamkeit) des Rhetorikers Quintilian. Das Werk setzt sich in Theorie und Praxis mit der Kunst der Rede auseinander und enthält einige der klügsten Passagen römischer Literaturkritik. Auch einige herausragende Historiker waren in dieser Zeit sehr produktiv. Cornelius Tacitus berichtet über historische und zeitgeschichtliche Ereignisse in seinen Historiae (104-109) und den Annales (um 115 bis 117). Mit dem Werk De origine et situ Germanorum (ca. 98, Über Ursprung und Wohnsitz der Germanen) verfasste er eine berühmte Beschreibung der Geschichte der Germanen. De Vita Caesarum (ca. 121) von Sueton ist berühmt wegen ihrer lebendigen Darstellung der Caesaren und der häufig düster anmutenden Schilderung jener römischen Geschichtsepoche, die für den modernen Leser den meisten Nervenkitzel zu bieten scheint.

8. SPÄTE PERIODE  Mit dem zunehmenden Verfall des Römischen Reiches während der folgenden Jahrhunderte kam auch die literarische Produktion zum Stillstand. Trotzdem konnten sich einige wichtige Namen etablieren: Bei den Metamorphoseis (in Übersetzungen Der Goldene Esel genannt) des Lucius Apuleius handelt es sich um ein unterhaltsames Prosastück, das auch die elegant nacherzählte Geschichte von Amor und Psyche enthält. Einen letzten Höhepunkt erreichte die heidnische Erzählkunst im 4. Jahrhundert, als der hochgebildete Ambrosius Theodosius Macrobius in Form der Saturnalia (Gespräche am Saturnalienfest) eine Art Thesaurus der Kultur der Alten Welt vorlegte.

9. FRÜHCHRISTLICHE SCHRIFTEN  
Die erste Phase christlicher Literatur in lateinischer Sprache überschneidet sich mit der Spätphase heidnischer Schriften. Der erste christliche Autor von Bedeutung war Tertullian, der die Prosa meisterhaft beherrschte. Einer der einflussreichsten christlichen Autoren seiner Zeit war der Kirchenvater Ambrosius, dessen Briefe nach wie vor mit Interesse gelesen werden und der auch als Schöpfer von Kultgesängen (Hymnen) bekannt ist. Eine neue Tradition christlicher Lyrik, bei der heidnische Stilmittel für christliche Inhalte verwendet wurden, begründete Aurelius Clemens Prudentius, in dessen Werk Psychomachia (Der Kampf um die Seele) erstmals die christliche Allegorie verwendet wird.

Beherrschende Figuren der frühchristlichen Prosa sind zwei Kirchenväter: Hieronymus und Augustinus. Größte Leistung des heiligen Hieronymus war seine Bibelübersetzung, die so genannte Vulgata. Sie ist seither die allgemein verbreitete lateinische Version, deren Einfluss auf die nachfolgende lateinische und europäische Prosa immens war. Der heilige Augustinus gehört zu den bedeutendsten europäischen Denkern überhaupt. Seine Hauptwerke De Civitate Dei (413-426, Vom Gottesstaat) und die sehr persönlichen Confessiones (ca. 398, Bekenntnisse) verwenden den klassischen Stil der Rhetorik Ciceros auf sehr individuelle Art und Weise, um damit christliche Überzeugungen zum Ausdruck zu bringen. Von großem Einfluss auf das spätere christliche Denken waren auch Werke, die nicht spezifisch christlich ausgerichtet waren, wie etwa De Nuptiis Mercurii et Philologiae (ca. 400, Die Hochzeit Merkurs mit Philologia) von Martianus Capella, ein eigenartiges allegorisches Buch, das der christlichen Kultur Europas ermöglichte, das für sie wichtige weltliche Wissen einzuordnen. Consolatio Philosophiae (Trost der Philosophie), ein Werk des Staatsmannes Boethius, zeigt besonnen und meisterhaft, wie in drangvollen Zeiten das Leben des Geistes zur Quelle des inneren Friedens werden kann.

10. MITTELLATEINISCHE LITERATUR  Die lateinische Literatur des Mittelalters setzte die Tradition der frühchristlichen Literatur fort. Isidor von Sevilla legte in seinen 20-bändigen Etymologiae einen Leitfaden der Kultur seiner Zeit vor (623), der im späteren Mittelalter als Standardwerk diente. Auch die Geschichtsschreibung, die zum Teil durchaus literarischen Anforderungen gerecht wurde, spielte in dieser Phase eine wichtige Rolle. 731 schloss der Angelsachse Beda Venerabilis, der auch in lateinischer Sprache dichtete, eine Kirchengeschichte seiner Heimat ab, die von unschätzbarem Wert für die Nachwelt ist. Das herausragende Prosawerk der damaligen Zeit war die von dem fränkischen Gelehrten Einhard verfasste Biographie Karls des Großen.

An dessen Hof hatte sich eine illustre Schar von Dichtern versammelt. Die führenden Köpfe waren der angelsächsische Gelehrte Albinus und der Erzbischof von Mainz, Rabanus Maurus, aus dessen Feder die prächtige Hymne Veni Creator Spiritus (Komm, Schöpfergeist) stammt. Auch war dies die Zeit, in der die liturgische Dichtung große Fortschritte machte. Die Sequenz, also hymnusähnliche Gesänge in lateinischer Sprache während der Messe, entwickelte sich im 9. Jahrhundert und ist insbesondere mit dem Namen Notker I. Balbulus des Klosters Sankt Gallen verbunden.

Im frühen Mittelalter waren auch längere Gedichte verschiedener Art verbreitet. Die Geschichte von Reineke Fuchs, eine Fabel, wurde im 10. Jahrhundert in lateinische Verse gebracht. Unter den epischen Werken ist besonders das Heldengedicht Waltharius manu fortis hervorzuheben, das dem Schweizer Mönch Ekkehart I. zugeschrieben wird und das Leben des Walther von Aquitanien schildert.

Die besten Beispiele mittelalterlicher lateinischer Dichtkunst waren zumeist Werke anonymer Autoren, was besonders für die weltlichen Gedichte der umherziehenden Gelehrten (Goliarden) galt, die darin die Freuden des Trinkgelages und der körperlichen Liebe priesen und den Klerus sowie die erbauliche Dichtkunst lächerlich machten. Von diesen anonymen Gedichten, den so genannten Vagantenliedern, sind einige Manuskripte erhalten geblieben. Am bekanntesten dürften hier die im 13. Jahrhundert entstandenen Carmina Burana sein, die 1803 im bayrischen Kloster Benediktbeuern entdeckt wurden. Auch liturgische Texte wurden weiterhin gedichtet. Herausragende Beispiele sind die Marienhymne Stabat Mater Dolorosa (Es stand die schmerzensreiche Mutter) von Jacopone da Todi und das Dies Irae (Tag des Zornes) des italienischen Mönches Thomas von Celano.

Überliefert sind des Weiteren zahlreiche geistliche Spiele des Mittelalters (z. B. Mysterienspiel, Moralitäten), die sich im Zusammenhang mit der kirchlichen Liturgie entwickelten und als direkte Vorläufer des modernen Dramas anzusehen sind. Die deutsche Nonne Hrotsvith von Gandersheim übertrug die dramatischen Techniken des Terenz auf christliche Themen. Die meisten Stücke dieses Genres sind jedoch anonym geblieben.

Lateinische Prosa erfreute sich großer Beliebtheit, insbesondere in Form kurzer Geschichten, wie etwa den Gesta Romanorum (Taten der Römer) aus dem 13. Jahrhundert. Auch die Legenda Aurea (Goldene Legende), in der vom Erzbischof von Genua, Jacobus de Voragine, das Leben von Heiligen beschrieben wird, ist hier zu nennen.

Zu jener Zeit war das Lateinische in ganz Europa die Sprache der Gebildeten. Überliefert sind uns viele Werke spezieller Prosaformen, etwa philosophische Schriften der Scholastiker, deren Anliegen jedoch nicht in erster Linie literarischer Natur sind. Einige Philosophen, so z. B. der französische Gelehrte Pierre Abélard, hinterließen allerdings auch literarisch bedeutsame Werke. Abélards Liebesgedichte und weltlichen Lieder sind zwar verloren gegangen, doch blieben uns seine Hymnen und der eindrucksvolle Briefwechsel mit seiner geliebten Héloïse erhalten. Zwei wichtige Werke des Scholastikers Alain de Lille, Anticlaudianus de Antirufino (Anticlaudianus, über den Antirufinus) und De Planctu Naturae (Über die Klage der Natur), stellen allegorische und philosophische Versuche dar, den Platz des Menschen im Rahmen des Erlösungsplanes Gottes für das Universum zu bestimmen. Obwohl man nun auch mehr und mehr in der jeweiligen Landessprache schrieb, blieb man für gelehrte Abhandlungen nach wie vor beim Lateinischen. Der große italienische Dichter Dante Alighieri schrieb in lateinischer Sprache Aufsätze über die Rolle der Monarchie (De Monarchia) und über den Gebrauch der italienischen Sprache (De Vulgari Eloquentia).

11. LATEINISCHE LITERATUR DER RENAISSANCE  
Die letzte große Blütezeit des Lateinischen, die Renaissance, wurde im 14. Jahrhundert eingeläutet durch das Werk des italienischen Humanisten Francesco Petrarca. Der Humanismus strebte danach, das klassische Altertum wieder zu beleben, indem man Sprache, Stil und Formen der römischen Literatur in den Vordergund rückte. Zu den herausragendsten Werken Petrarcas in lateinischer Sprache gehören das Secretum (1343) sowie zahlreiche Briefe. Autoren wie Poggio Bracciolini setzten die Tradition humanistischer Prosa in Italien fort. Er hat eine Geschichte des zeitgenössischen Florenz hinterlassen und ist Autor der Liber facetiarum (1438-1452), einer Sammlung von Schwänken.

Auch in der Renaissance blieb Latein die Sprache der Fachgelehrten und der Gebildeten. Die Sprachstudien des italienischen Humanisten Lorenzo Valla legten den Grundstein für die spätere Gelehrsamkeit und beeinflussten in hohem Maße Gedankenwelt und literarischen Stil der Epoche. Wichtig für die Literatur waren die philosophischen Schriften von Marsilio Ficino, der den Versuch unternahm, den Platonismus mit dem Christentum auszusöhnen, und von Giovanni Pico della Mirandola, dessen bekanntestes Werk die Rede De Hominis Dignitate (1486, Über die Würde des Menschen) ist.


Parallel zur Blüte der lateinischen Prosa im Italien der Renaissance erlebte auch die Lyrik mit einer Vervollkommnung des Ausdrucks eine Glanzzeit. Der damalige Dichterfürst hieß Giovanni Pontano, in dessen Werk zarte Erotik und der Sinn fürs Familienleben eine einzigartige Verbindung eingehen. Der aus Griechenland stammende Michael Marullus widmete den heidnischen Göttern glühende lateinische Hymnen, während der florentinische Humanist Angelo Poliziano ebenso kunstvoll in lateinischer wie in italienischer Sprache zu dichten verstand. Das Werk von Marco Girolamo Vida beinhaltet auch eine einflussreiche Abhandlung zur Dichtkunst, die Ars Poetica. Sein Christiad (1535) dürfte wohl dem erfolgreichen Renaissance-Epos in lateinischer Sprache am nächsten kommen.

Auch in anderen Teilen Europas blühte die lateinische Literatur und führte so die Tradition fort, die in Italien ihren Anfang nahm. Von überragender Bedeutung war der niederländische Humanist und Gelehrte Erasmus von Rotterdam, zu dessen umfangreichem Werk auch die berühmte Satire Encomion Moriae (1509, Lob der Torheit) gehört. Der englische Staatsmann Thomas More, ein Freund von Erasmus, verfasste mit Utopia (1516) ein visionäres Werk in lateinischer Sprache, das nach wie vor maßgeblich für das abendländische politische Denken ist. Bekanntestes lateinisches Werk der Renaissance ist der Roman Argenis (1621) des schottischen Dichters und Satirikers John Barclay. Eine Übersetzung dieser politischen Satire erfolgte 1623 durch den englischen Dichter Ben Jonson. George Buchanan, die überragende Figur des schottischen Humanismus, beherrschte die lateinische Versdichtung und das Drama. Zu den in Europa am meisten gelesenen Liebesgedichten in lateinischer Sprache gehörten die Basia (Küsse), ein leidenschaftliches Werk des Niederländers Johannes Secundus. Berühmt für seine markigen lateinischen Epigramme war der Waliser John Owen.


Bis ins 17. Jahrhundert hielt sich in Mitteleuropa die lateinische Dichtkunst. Zwei Jesuiten, der Pole Casimir Sarbiewski und der Elsässer Jacob Balde, schrieben eindrucksvolle Gedichte mit christlicher Thematik im Stil von Horaz. Der letzte große europäische Dichter, der sich des Lateinischen als Mittel des dichterischen Ausdrucks bediente, war der junge John Milton, der auch zahlreiche lateinische Prosawerke hinterließ, und zwar in seiner Eigenschaft als Staatssekretär des Commonwealth unter Cromwell im Jahr 1649

 

Latin Literature, literature of ancient Rome, and of much of western Europe through the Middle Ages and into the Renaissance, written in the Latin language.

The Latin Tradition

Latin literature first appeared in the 3rd century BC; its tradition has continued, in various forms, down to the present day. The disintegration of the Roman Empire and the gradual development of the Romance languages out of Vulgar Latin (the non-literary language of the general populace) did not for centuries affect Latin's position as the pre-eminent literary language of western Europe. Latin literature, in a Christianized form, continued to develop during the Middle Ages, when Latin served as the official language of the Roman Catholic Church. With the rise of Renaissance humanism in the 14th century and its emphasis on reviving the classical forms of the ancient world came a new burst of creativity in Latin, which lasted into the 17th century. Until recent times, in Western culture, knowledge of classical Latin (as well as Greek) literature was basic to a liberal education.

Characteristics of Latin Literature

The literature of Rome was itself modelled on Greek literature and served in turn as the basic model, especially in the Renaissance, for the development of later European literatures. Because of their close formal dependence on Greek models, Roman writers were concerned with emphasizing the specifically Roman quality of their experience; perhaps most important, almost all Roman writers had to come to terms with Rome's civilizing mission in the world. The greatest accomplishments of Roman literature are found in epic and lyric poetry, rhetoric, history, comic drama, and satire—the last genre being the only literary form the Romans invented.

Early Period

Latin literature began with Livius Andronicus, who came to Rome as a Greek-speaking slave. He translated Homer's epic the Odyssey into Latin verse and wrote the first dramas in Latin as well as translations of Greek plays. The first native Roman writer was Gnaeus Naevius (c. 270-c. 201 BC), who followed the example of Livius Andronicus. His comedies were especially successful, and he also composed the Bellum Poenicum, an epic poem on the First Punic War fought between Rome and its rival, Carthage. The first really important Roman writer, however, was Quintus Ennius, famous for his Annales, a vigorous and energetic poem telling the story of Rome and its conquests in hexameter lines successfully adapted from Greek into Latin. Ennius's pioneering work served as the prototype for Roman epic and was affectionately imitated by later poets who refined his rugged style.

Only scattered fragments remain of the works of these earliest writers, but 21 plays of the first true genius in Roman literature, the comic writer Plautus, are extant. Comedy was Rome's most effective contribution to the development of drama; the lively and robust plays of Plautus served as a model for much subsequent European comedy and have been performed and imitated into modern times. Plautus's world of benighted masters, wily slaves, innocent maidens, and young men hopelessly and absurdly in love was taken over by the second Roman comic genius, Terence. Terence's plays are smoother and more graceful than those of his predecessor, less boisterously funny but perhaps more touching.

The statesman Cato the Elder, a political conservative and the implacable enemy of Carthage, was the earliest master of Roman prose. An effective orator, he provided the first models for Roman rhetoric. His treatise on farming, De Agri Cultura (c. 160 BC), still survives. The great master of satire, a genre apparently invented by Ennius, was Gaius Lucilius, who gave it its standard form in which a sharply defined voice pokes ruthless fun at a wide range of human foolishness, in both the public and private realm. Only fragments of Lucilius's work have survived.

The Golden Age: Poetry

The forerunner of the greatest age of Roman poetry was Lucretius, whose didactic poem De Rerum Natura (On the Nature of Things) argues in eloquent verse that the gods do not intervene in human affairs. Catullus, the first great lyric poet in Latin, was inspired by Greek models. His longer poems are complex and learned, but more characteristic of him are the shorter lyrics, some of them pure and simple utterances of his love for a woman called Lesbia and for his dead brother, others characterized by the sharp and mordant wit of his invective directed against his political enemies. His intense, earnest voice has been a moving force in the history of the European lyric since the rediscovery of Catullus's work in the early Renaissance.

Acknowledged as the greatest of all Latin poets, in his own as well as in later times, was Virgil. Early in his career he wrote the Eclogues, ten elegant and moving pastoral poems that became lasting models of their kind. These were followed by his graceful poems on farm life, the Georgics. Virgil's masterpiece, however, was the Aeneid, an epic poem telling how the Trojan hero Aeneas came to Italy to found the settlement out of which Rome arose. This complex poem, inspired by the work of Homer, is a marvel of balance, contrasting the desire for peace with the traditional reverence for military virtue. Each succeeding age has found in The Aeneid a message central to its own concerns.

The lyric tradition was continued by a galaxy of poets who are still read today. Virgil's friend Horace made himself the master of the ode, skilfully adapting Greek metres into Latin in the service of his own graceful voice. His best poetry is informed with a spirit of detached amusement. The tradition of the love elegy, begun by Catullus, was continued in a gentle and wistful manner by Albius Tibullus (c. 48-19 BC). The last of the three books of poems attributed to him includes direct and affecting poems on love; these poems were written actually by his contemporary Sulpicia, however, and are the only poems extant by a Roman woman.

More dynamic and complex love elegies were written by Sextus Propertius, turbulent and restless records of his difficult affair with Cynthia. The elegiac tradition was concluded by the work of Ovid, who treated the form in a playful manner. A voluminous poet, Ovid is best known for his Ars Amatoria, an ironic handbook on love, and his greatest work, the Metamorphoses, a long, loosely woven poem retelling ancient myths.

The Golden Age: Prose

Corresponding to the Golden Age of Roman poetry was an age of equal achievement in prose. The leading figure was Cicero, a statesman and orator whose resonant and sonorous rhetoric became the model for later European oratory. The best known of Cicero's speeches are the orations against the political conspirator Catiline, but many others are equally effective in the consummate care with which the rhythms and cadences of the Latin language are orchestrated to achieve decisive and persuasive effects. Cicero excelled as well in prose works of a more relaxed style, treatises on rhetoric and philosophical works such as the famous pieces on friendship and on old age. Much of his extensive and revealing correspondence also exists.

Equally well known as a prose writer was Cicero's contemporary Gaius Julius Caesar. His clear and forceful commentaries on the Gallic and civil wars (De Bello Gallico and De Bello Civili) have also become great examples of their genre. The outstanding Roman historian was Livy, who wrote a lengthy history of Rome, Ab Urbe Condita Libri (From the Founding of the City), only about a fourth of which survives. It still serves as a basic source for the period.

The Silver Age

The Golden Age was followed by what is often called the Silver Age of Latin literature, in the 1st century AD; although it was overshadowed by the brilliance of the preceding century, a substantial body of accomplished work was produced during this time. Virgil's Aeneid seemed so much the perfection of the epic genre that subsequent epic poets were more hampered than helped by his example. Effective use of the epic tradition, however, was made by Lucan, whose Pharsalia treats incidents of the Roman civil war in an animated style, and by Publius Papinius Statius, a writer much admired in the Middle Ages. The Thebais (c. 91), Statius's major work, is an energetic and loosely organized epic that pushes each feature of Virgilian style to its extreme. A dominant figure of the silver age was Seneca, the tutor of the notorious emperor Nero. Seneca expounded the doctrines of the Stoic philosophy in letters and treatises that had great influence, and he wrote a series of grisly tragedies that over the centuries have thrilled and horrified European dramatic sensibilities.

Interesting work was done in this period in various satiric modes. The slave Phaedrus, who became a freeman under the emperor Augustus, produced Latin verse versions of the popular fables of the Greek writer Aesop. Perhaps the most original writer of his time was the urbane Petronius Arbiter, whose astonishing Satyricon (c. 60), a vast work in verse and prose of which only a part is extant, is a powerfully entertaining narrative vividly depicting a wide range of human excess. Vivid writing is a feature also of the great writers of verse satire, the harsh and difficult Persius and the bitter—but entertaining—Juvenal. That shortest of poetic forms, the epigram, was perfected by Martial, whose spicy and witty verses are models for their genre.

The prose of the first century AD includes the work of a number of noteworthy didactic writers. Pliny the Elder was a prolific writer whose Historia Naturalis remained a standard encyclopedic natural history textbook for generations. The Institutio oratoria (c. 95) of the rhetorician Quintilian is an equally authoritative study; devoted to the theory and practice of oratory, it includes some of the most judicious Roman literary criticism. Several outstanding historians also wrote during this period. Cornelius Tacitus dramatically narrated the events of his age and the one preceding it in his Historiae (104-109) and Annales (c. 115-117); he also wrote a famous description of Germany and its inhabitants, Germania (c. 98). De Vita Caesarum (c. 121) by Suetonius is famous for its animated biographies of the Caesars and its often lurid depiction of what is for modern readers the most sensational period of Roman history.

Late Period

During the subsequent centuries of the Roman Empire literature declined along with the political fortunes of the empire, but a few important figures emerged. The Metamorphoses (often called in translation The Golden Ass) of Lucius Apuleius is an entertaining prose narrative that includes the elegantly recounted story of Cupid and Psyche. A final burst of pagan literary energy occurred in the 4th century, with the learned and discerning Ambrosius Theodosius Macrobius producing a sort of summary of ancient culture in his Saturnalia.

Early Christian Writing

The first period of Christian literature in Latin overlaps that of later pagan writing. The first important Christian writer was Tertullian, a master of prose. One of the most influential Christian writers of his time was the Church father St Ambrose, whose correspondence is still read with interest, and who is also important for his hymns. A new tradition of Christian poetry, using pagan literary devices for Christian purposes, was inaugurated by Aurelius Clemens Prudentius, whose Psychomachia (Battle of the Soul) pioneered the use of allegory in Christian poetry.

Two Church fathers dominate early Christian prose: St Jerome and St Augustine. The major accomplishment of St Jerome was his translation of the Bible. Known as the Vulgate, it has been the standard Latin version ever since, and its influence on subsequent Latin—and European—prose was enormous. St Augustine was one of the most influential of all European thinkers. His major works, De Civitate Dei (The City of God, 413-426) and the highly personal Confessions (c. 400), use the classic style of Ciceronian rhetoric in an individual and moving way to express a sense of Christian conviction. Other products of this age, not specifically Christian in their orientation, had an immense influence on subsequent Christian thought. De Nuptiis Philologiae et Mercurii (The Marriage of Philology and Mercury, c. 400) is the title popularly given to a curious allegorical work by Martianus Minneus Felix Capella; it provided a way for European Christian culture to organize the secular knowledge it considered worthwhile. De Consolatione Philosophiae (The Consolation of Philosophy), by the consul Boethius, calmly and masterly depicts the way in which the life of the mind can be a source of inner peace in harrowing times.

Latin Literature of the Middle Ages

Medieval Latin literature continues the tradition of early Christian literature. St Isidore of Seville produced a compendium of the culture of his time in his 20 books of Etymologies (623), which served the later Middle Ages as a standard reference work. History writing, some of it interesting from a literary point of view as well, was also important literature of this period. In 731 the Englishman The Venerable Bede, who also wrote Latin verse, completed an invaluable ecclesiastical history of his homeland. The most admired prose work of its time was the authoritative life of Charlemagne by the Frankish scholar Einhard.

A noteworthy group of poets gathered at the court of Charlemagne. Chief among them was the English scholar Alcuin and the learned archbishop of Mainz Rabanus Maurus, who may have written the magnificent hymn "Veni Creator Spiritus" (Come, Creator Spirit). This was also an age of notable developments in liturgical poetry. The form known as the sequence—Latin chants sung during the Mass—developed in the 9th century and it is particularly associated with Notker Balbulus of the Abbey of St Gall.

Longer poems of several kinds were also a feature of the early Middle Ages. The story of Reynard the Fox, a beast fable, found its way into Latin verse in the 10th century. More serious epics were written, as well. Especially impressive is the heroic poem Waltharius, attributed to the Swiss monk Ekkehard I the Elder, based on the life of King Walter of Aquitaine.

Much of the best Latin poetry of the Middle Ages was anonymous, especially the secular lyric verse ascribed to wandering scholars (goliards) celebrating the joys of drinking and of fleshly love, and satirizing the clergy and traditional devotional poetry. These anonymous poems, loosely called goliardic, exist in a number of manuscripts, the best-known collection being the Carmina Burana, assembled in Bavaria in the 13th century. Religious poetry also continued to be written; outstanding examples are the moving sequence, also used as a hymn, the "Stabat Mater Dolorosa" (Sorrowfully His Mother Stood) of Jacopone da Todi and the powerful "Dies Irae" (Day of Wrath) of the Italian friar Thomas of Celano.

A considerable number of medieval Latin religious plays are extant; these are the direct ancestors of modern drama. Developed in the context of liturgical services, they include the forms known as miracle, mystery, and morality plays. The German nun Hrosvitha adapted the dramatic techniques of Terence to Christian themes with curious results; other than her work, however, most of this drama is anonymous.

Prose fiction was a popular type of Latin literature, mostly in the form of short tales, such as the widely read 13th-century collections known as the Gesta Romanorum (Deeds of the Romans). The Legenda Aurea (Golden Legend), a collection of lives of the saints by the archbishop of Genoa Jacobus de Voragine, was also popular.

Latin served as the intellectual language of Europe throughout this period, and extant is a vast body of specialized prose, such as Scholastic philosophy, the concern of which is not primarily literary. Some philosophers, however, such as the French scholar Peter Abelard, also produced work of literary merit. His love poems and secular songs are lost, but his religious hymns and his intense and affecting correspondence with his beloved Héloïse remain. Two important works of the learned poet Alain de Lille, the Anticlaudianus and the De Planctu Naturae (The Complaint of Nature), are allegorical and philosophical attempts to work out the place of human beings in terms of God's plan for the natural universe; they are also of intrinsic literary interest. Even as writers began to use vernacular languages for more purposes, technical treatises continued to be written in Latin. The great Italian poet Dante Alighieri used the Latin language eloquently in treatises on the role of the monarchy (De Monarchia) and on the uses of the Italian language (De Vulgari Eloquentia).

Latin Literature of the Renaissance

The last great age of creativity in Latin, the Renaissance, was ushered in by the work of the Italian humanist Petrarch in the 14th century. Humanism was a movement that aimed to re-create classical experience by reviving the language, style, and genres of Roman literature. Petrarch's most accomplished work in Latin includes his self-interrogating Secretum (1343), as well as an extensive correspondence in fluent prose and verse. The tradition of humanistic prose in Italy was carried on by such writers as Poggio, who is noteworthy for a lively history of contemporaneous Florence and for his Facetiae (1438-1452), a collection of amusing tales.

Latin continued to be the technical and intellectual language of Europe in the Renaissance. The linguistic studies of the Italian humanist Lorenzo Valla paved the way for future scholarship and greatly influenced Renaissance thought and literary style. Important for literature were the philosophical writings of Marsilio Ficino, who tried to reconcile Platonism and Christianity, and of Giovanni Pico della Mirandola, known for his De Hominis Dignitate Oratio (Oration on the Dignity of Man, 1486).

Concurrent with the flowering of Latin prose in Renaissance Italy was an enormous production of verse notable for its polish and expressiveness. The best of the poets was Giovanni Pontano, whose elegant, moving work combines erotic feeling and a strong sense of family life. A Greek exile, Michael Marullus, wrote forceful Latin hymns to the pagan gods, and the Florentine humanist Politian wrote poetry in Latin as gracefully as in Italian. The work of Marco Girolamo Vida includes an influential verse treatise on the art of poetry, Ars Poetica; his Christiad (1535) comes perhaps the closest to a successful Renaissance epic in Latin.

Northern Europe was also the scene of excellent work in Latin, carrying on the tradition begun in Italy. Enormously important was the Dutch humanist scholar Erasmus, whose vast production includes his entertaining Encomium Moriae (The Praise of Folly, 1509). Erasmus's friend the English statesman Sir Thomas More wrote a visionary work in Latin, Utopia (1516), that is still central to Western political thought. The best-known Renaissance Latin novel is the Argenis (1621) of the Scottish poet and satirist John Barclay; a satire on European politics, it was translated in 1623 by the English poet Ben Jonson. George Buchanan, the foremost Scottish humanist, was resonant and eloquent in a broad range of Latin verse and drama. Among the most widely read European love poems in Latin were the passionate Basia (Kisses) of the Dutch writer Johannes Secundus. The Welsh writer John Owen was famous for his pithy Latin epigrams.

The tradition of Latin poetry in northern Europe lasted into the 17th century. Two Jesuit poets, Casimir Sarbiewski of Poland and Jacob Balde of Alsace, wrote impressive Horatian poetry on Christian subjects. The last major European writer to use Latin as a primary means of poetic expression was the young John Milton who wrote much Latin prose as well, in his capacity as Latin secretary to the Commonwealth in 1649.

Latina, letteratura La tradizione letteraria in lingua latina comprende, oltre a quella dell'antica Roma, anche quella scritta in gran parte dell'Europa occidentale durante il Medioevo e il Rinascimento.

La tradizione latina

I primi documenti della letteratura latina risalgono al III secolo a.C., ma la sua tradizione è continuata, in varie forme, fino ai nostri giorni. La caduta dell'impero romano e il graduale sviluppo delle lingue romanze – derivate dal volgare, lingua non letteraria parlata dal popolo – non intaccarono il ruolo di principale lingua letteraria che per secoli il latino svolse nell'Europa occidentale. Il latino letterario continuò il suo sviluppo in epoca medievale con contenuti ispirati perlopiù al cristianesimo. La stessa Chiesa cattolica peraltro si servì del latino come lingua ufficiale. Con l'avvento dell'Umanesimo nel XIV secolo, le forme classiche vennero riproposte e il latino ricevette un nuovo sviluppo creativo protrattosi al XVII secolo. Fino a tempi recenti la letteratura classica (latina e greca) ha rappresentato nella cultura occidentale una delle componenti fondamentali della formazione medio-alta. Il latino è ancora adottato come lingua ufficiale della Chiesa cattolica e persiste, non solo in Italia, come strumento formativo nei licei.

Caratteristiche della letteratura latina

La letteratura latina nacque e si sviluppò come progressiva appropriazione – attraverso traduzioni, rifacimenti e imitazioni – dei modelli greci, fino a diventare, almeno nel I secolo a.C. e nel I secolo d.C., la letteratura più importante della vasta cultura ellenistica diffusasi in tutto il bacino del Mediterraneo all'interno dell'impero romano bilingue (col latino nella parte occidentale e il greco in quella orientale). La letteratura latina e greca costituirono a loro volta il modello fondamentale, specie nel Rinascimento, per il successivo sviluppo delle letterature europee. Gli scrittori latini, coscienti della loro dipendenza formale dai modelli greci, riuscirono peraltro a esprimere e valorizzare gli aspetti tipicamente latini delle loro esperienze. In particolare, quasi tutti dovettero interpretare il ruolo di civilizzazione che Roma svolse nel mondo antico. La letteratura latina trovò la sua massima espressione nella poesia epica e lirica, nell'oratoria, nella storiografia, nella commedia e nella satira, l'unico importante genere letterario inventato dai romani.

L'età arcaica

Le più antiche forme letterarie indigene sono rintracciabili nella lirica religiosa (carmen saliare), nella celebrazione degli antenati (carmina ed elogi funebri che stanno all'origine della storiografia latina), nell'organizzazione giuridica (leggi delle XII Tavole), nella storiografia (annales redatti dai pontefici massimi) e in forme teatrali come l'atellana, assimilabile alla Commedia dell'Arte.

L'anno convenzionale di nascita della letteratura latina vera e propria è il 240 a.C., quando Livio Andronico, uno schiavo di lingua greca portato da Taranto a Roma, tradusse e adattò per le scene romane, dietro incarico del Senato, un testo teatrale greco. Seguirono, sempre a opera sua, altri rifacimenti di tragedie e commedie greche. Ma Andronico ha soprattutto il merito di aver tradotto, adottando il verso italico (saturnio), l'Odissea di Omero.

Il campano Gneo Nevio fu il primo scrittore italico. Scrisse un poema epico in saturni sulla prima guerra punica (Bellum poenicum), inaugurando il poema epico di argomento nazionale, in cui l'elemento mitico si fondeva con quello storico. Fu inoltre il primo a scrivere drammi di argomento romano (fabula praetexta) oltre a commedie di grande successo sulla falsariga di quelle greche. Fondamentale nell'età arcaica fu Quinto Ennio soprattutto per i suoi Annales, poema appassionato e vigoroso nel quale la storia di Roma e delle sue conquiste è narrata in esametri dattilici, adattati con successo alla lingua latina. Ennio offrì il modello linguistico dell'epica romana fino a Virgilio. Delle opere di questi primi scrittori rimangono solo frammenti giuntici attraverso le citazioni di altri autori. Abbiamo invece 21 commedie di Plauto, il più originale manipolatore di commedie greche per adattarle alla sensibilità latina, e insieme il più grande innovatore nel campo della lingua latina, resa brillante anche attraverso il gioco continuo dell'allitterazione. La sua opera interpreta una società ancora unitaria nell'etica e nella cultura.

Dopo di lui la cultura cominciò a divaricarsi anche per il crescente peso del mondo greco-ellenistico, che aveva il suo centro più vitale ad Alessandria. A Roma, nel cosiddetto "circolo degli Scipioni", con la figura centrale di Scipione Emiliano e con la presenza di Terenzio e dei greci Polibio e Panezio, venne elaborata una mediazione tra la cultura etico-estetica dell'ellenismo da un lato e la virtus e il senso realistico dei romani dall'altro; e prese forma una concezione neostoica (vedi Stoicismo) della vita, di tipo aristocratico, che per lungo tempo costituì l'ideologia della classe dirigente romana.

L'africano Terenzio, uno dei due grandi nomi del teatro latino insieme a Plauto, servì da modello a gran parte delle commedie europee fino all'età moderna. Egli propose una sensibilità morale così nuova e moderna da apparire ostico al pubblico romano. Latino di Tuscolo era invece Catone, il primo maestro della prosa latina, che espresse nelle Origines l'ideologia politica della confederazione italica e nel De agricoltura (giuntoci per intero) la mentalità sociale dei contadini italici. La dimensione individualistica e per certi aspetti autobiografica si configura per la prima volta con le Satire di Lucilio, anch'egli legato al "circolo degli Scipioni".

Del periodo compreso tra Catone e Cicerone non ci è giunta nessuna opera completa, anche se i fermenti culturali furono vivi, specie nell'ambito teatrale (Pacuvio, Accio, Afranio) e nella storiografia (in particolare Sisenna, continuato da Sallustio).

L'età di Cesare e di Augusto

Il I secolo a.C. è considerato l'età aurea della letteratura latina: allora maturarono i frutti dell'assimilazione della cultura ellenistica. Fu anche il secolo delle guerre civili (Mario e Silla, Cesare e Pompeo, Ottaviano e Antonio), che alterarono l'equilibrio degli istituti politici tradizionali. E fu un'età antitradizionalista: a Roma, diventata la metropoli di uno stato sovranazionale, si approfondì il distacco tra società civile e società politica. Si configurarono marcate posizioni individualistiche e modelli interpretativi della realtà estranei, le une e gli altri, alla cultura tradizionale, perché centrati sul problema del destino e della felicità individuali. Il primo caso è quello dei poetae novi e in particolare di Catullo, il primo grande poeta lirico latino; il secondo è quello di Lucrezio che produsse un eccezionale poema didascalico-filosofico di impostazione epicurea, De rerum natura (La natura delle cose). Fu però anche il secolo del declino dell'arte drammatica e dell'epopea nazionale sulla linea di Nevio e Ennio. La lingua letteraria subì un processo di canonizzazione in senso aristocratico e con Cicerone mostrò di aver acquisito gli strumenti per tradurre il pensiero greco. A Cicerone spetta il merito di aver riaffermato i valori della tradizione entro un più moderno sistema culturale, elaborando un ideale di humanitas in cui il momento politico è ancora quello culminante, ma arricchito di valori letterari e filosofici. Nuova è anche la storiografia, centrata sul presente (Cesare) o sul recente passato (Sallustio) e pensata come lavoro di diagnosi e interpretazione politica oltre che come opera di documentazione oggettiva.

All'interno dell'età augustea, compresa tra la morte di Cesare (44 a.C.) e quella di Augusto (14 d.C.), vanno distinte due generazioni: quella degli intellettuali formatisi nel pieno delle guerre civili e quindi disposti a interpretare (spesso dietro sollecitazione del potere centrale) il senso della civiltà romana (Virgilio, Orazio e Livio); e una seconda generazione che aveva le guerre civili alle spalle: di essa il poeta maggiore fu Ovidio, che scrisse per la società colta e raffinata presente nei salotti della Roma mondana. Alla prima generazione appartengono anche Tibullo e Properzio, sofisticati interpreti della poesia elegiaca che, a partire da Catullo e dai poetae novi, assunse forme originali, divenute poi canoniche per la letteratura europea. Virgilio creò con l'Eneide il modello linguistico del poema epico per i secoli a seguire e offrì un'interpretazione mitologica, ma in chiave moderna, dell'impero romano, ricollegandosi all'epica omerica. A Orazio si deve il modello di una lirica nuova, orientata su quella greca classica e caratterizzata da un'insuperata compiutezza formale. Livio "sacralizzò", in un'opera monumentale (142 libri di cui ne rimangono 35), l'intera storia romana dalle origini al suo tempo. Quanto a Ovidio, il maggiore rappresentante della seconda generazione augustea, si ricordano la sua Ars amatoria (manuale ironico sull'arte della conquista amorosa che costituisce un'opera originale, perché sia a greci sia a latini mancava una didascalica erotica) e soprattutto le Metamorfosi (lungo poema che ripropone antichi miti in una struttura narrativa molto libera), opera che avrà una fortuna enorme, insieme agli scritti di Virgilio, per tutto il Medioevo.

L'età giulio-claudia (14-69 d.C.)

La figura carismatica di Augusto aveva dato avvio a una fase di fatto monarchica dell'impero romano, benché venisse mantenuto tutto l'impianto della facciata repubblicana e il sovrano avesse assunto il titolo di princeps, cioè "il primo (tra i cittadini)" o di imperator, cioè "comandante militare (supremo)". Di fatto il potere reale era ora nelle mani di uno solo, che lo trasmetteva per via ereditaria. La trasformazione rivoluzionaria della costituzione politica di Roma era riuscita ad Augusto, perché egli aveva saputo garantire la pace al termine di un estenuante periodo di guerre civili e perché era riuscito a gestire il potere assicurando ampi spazi alla vecchia classe dirigente (romana e italica) espressa dal Senato, in una fase di grande espansione economica. Ma gli imperatori successivi (a cominciare da quelli della famiglia giulio-claudia) non avevano né il suo carisma, né i suoi meriti storici. Cominciò quindi un braccio di ferro per il potere tra il Senato e gli imperatori, che si appoggiarono alla fedeltà dell'esercito, irrigidirono le loro posizioni assolutiste e perseguitarono quegli intellettuali che da posizioni filorepubblicane contestavano il potere. Per la prima volta dopo Augusto, gli intellettuali cominciarono a essere all'opposizione ed espressero un'inquieta sensibilità per il presente.

La letteratura rimase aristocratica nel gusto e nelle forme, con l'unica eccezione di Fedro, che rielaborò in modo originale in versi latini le favole popolari del greco Esopo con testi (ne abbiamo 5 libri) accolti, non a caso, poco benevolmente dalla cultura ufficiale. Per l'influenza delle scuole di retorica (che, nelle mutate condizioni storiche, occuparono progressivamente gli spazi che erano stati propri, in età repubblicana, dell'oratoria), per il trasformarsi della sensibilità e dei valori, oltre che per il ruolo svolto dalla filosofia, sempre più attenta ai problemi individuali dell'uomo, nacque una letteratura nuova caratterizzata da un gusto modernista, anticlassico e anticiceroniano.

L'intellettuale che interpretò meglio, in modo simbolico, la sua età fu il filosofo Seneca (4 a.C. - 65 d.C.), nato in Spagna e figlio del più celebre retore del tempo. A lui si deve l'elaborazione del linguaggio dell'interiorità (evento fondamentale per la cultura occidentale) e l'identificazione della libertà con la libera dignità interiore. Maggior rappresentante dello stoicismo romano, Seneca ripropose, in forma moderna e in chiave politica, la figura ideale del saggio come colui che è capace di indipendenza interiore e si attrezza a un libero confronto con la morte oltre i condizionamenti del potere. Egli fu anche maestro di un nuovo stile che gioca sulla paratassi breve, sulla riproposizione variata del pensiero e su una tensione concettuale di gusto epigrammatico e sentenzioso. E ancora, è autore di cupe e tese tragedie che per secoli influenzarono la produzione drammatica europea.

Accanto a Seneca va ricordato, per la sensibilità modernista, Lucano, autore della Pharsalia o Bellum civile, poema epico sulla guerra civile tra Cesare e Pompeo; di taglio nuovo già nel tema, l'opera si caratterizza per l'esibizione retorica del suo impianto e per un patetismo espressionistico che segnano da soli la distanza dal gusto classico e che sono capaci di esprimere la violenza drammatica del potere e in genere della vita. L'educazione retorica si manifesta attraverso una complicata oscurità di linguaggio in un altro giovane, Persio, autore di poche satire dettate più da una tensione intellettuale che non dalla conoscenza della vita. Diversa, ma altrettanto nuova e certo originale, è la rappresentazione che del presente offre Petronio col suo Satyricon, opera che per genere si ricollega liberamente al romanzo greco e alla satira menippea e che, con sfoggio di raffinatezza intellettuale, offre un quadro realistico del mondo plebeo italico: al di là di ogni intenzione ideologica, l'opera è anche un quadro della società contemporanea in movimento.

L'età dei Flavi e di Traiano (69-117 d.C.)

Fu questa l'età di massima espansione dell'impero e insieme l'età in cui la forza vitale delle province supera quella dell'Italia, in cui il Senato era ormai largamente provinciale e in cui da un lato crebbe l'apporto culturale delle province romanizzate e, dall'altro, si fece più marcata l'indipendenza della cultura latina da quella greca. Sul piano politico i Flavi valorizzarono la centralità, in crisi, dell'Italia e stabilirono un rapporto meno conflittuale col Senato (con l'eccezione di Domiziano), sicché si preparò il passaggio al principato elettivo (scelta temporanea) con Traiano.

Dopo l'anarchia dell'anno 69 d.C., Vespasiano riorganizzò lo stato e favorì un'opera di restaurazione culturale, che consisteva nell'assegnare una preminenza e una funzione di modello agli scrittori dell'età classica, quella di Cesare e di Augusto. In particolare, divennero punti di riferimento incontrastati Cicerone per la prosa e Virgilio per la poesia. A Virgilio guardarono una serie di narratori in versi quali Valerio Flacco, Silio Italico e Stazio. L'opera di quest'ultimo, e soprattutto la Tebaide, ebbe una particolare fortuna nel Medioevo, anche per la sua ortodossia virgiliana sul piano linguistico.

Grande importanza per la restaurazione del gusto classicista ebbe, con il suo trattato Institutio oratoria (Istituzione oratoria), Quintiliano (nato in Spagna), il primo retore a ricoprire una cattedra a spese dello stato. Con lui prese avvio quella canonizzazione di Cicerone, sul piano del gusto linguistico e retorico, che sarebbe durata per secoli, attraverso l'Umanesimo fino, nella sostanza, all'insegnamento attuale del latino nelle scuole superiori. Grande erudito e maestro della prosa scientifica e didattica fu Plinio il Vecchio, la cui Naturalis historia (Storia naturale) svolse un ruolo enciclopedico fondamentale per generazioni e costituisce per noi una fonte ricchissima di notizie altrimenti perdute. Il nipote Plinio il Giovane è autore di un raffinato epistolario, il più importante, per l'informazione e l'abilità letteraria, dopo quello ciceroniano, al quale per vari aspetti fa riferimento.

Questa età vanta la straordinaria figura di Marziale, il maggiore scrittore latino di epigrammi, dalla inesausta inventiva e anch'egli interprete, come Plinio il Giovane, ma su un altro piano, della società romana contemporanea. Documenta il sempre dominante gusto retorico e diatribico anche il maggior scrittore di satire dopo Orazio, Giovenale, che espresse in forme violente lo sdegno del provinciale per il degrado morale della metropoli.

Tra i numerosi storici spicca Tacito, il maggiore storico latino dell'età imperiale, che con un linguaggio denso, volutamente asimmetrico e vicino ai confini della poesia, di impianto non ciceroniano, tracciò un bilancio amaro del primo secolo dell'età imperiale, vagheggiando, pur nella coscienza di un impossibile ritorno, i valori politici e morali dell'età repubblicana. Diversa tempra di storico, ma grande felicità narrativa tra curiosità e pettegolezzo e puntualità nell'informazione, rivela Svetonio col De vita Caesarum (conosciuto in italiano col titolo Le vite dei dodici Cesari), dal carattere aneddotico ed erudito.

L'età degli Antonini (II secolo d.C.)

Il secolo si aprì nell'ordine politico e militare di Traiano e Adriano e si chiuse con l'anarchia militare che precedette i Severi. Il linguaggio letterario manifesta il declino della spiritualità romana in corso. Se nell'età di Cesare e di Cicerone il centro ideale della pagina letteraria era il periodo dalla complessa architettura (segno di ordine razionale e di fiducia in quell'ordine), e se nell'età di Seneca, col suo gusto anticlassico, il centro era il periodo breve e sentenzioso, centro ideale della pagina divenne ora la parola, il cui culto retorico ed erudito esprimeva la disintegrazione della spiritualità. Sarebbe stato il cristianesimo, con la sua forza trascinante, a ridare vitalità alla cultura latina.

Il II secolo manifesta in più casi un gusto arcaizzante: ama le parole antiche, ma il passato non è attivo; e l'irrazionalismo si accompagna al recupero un po' rigido della parola di un tempo. L'imperatore Marco Aurelio esprime non tanto il vecchio ideale della ragione al potere quanto l'abito mentale di un mistico: suggestivi, al riguardo, sono i suoi Ricordi.

Comparve in questo periodo la figura dell'intellettuale itinerante, a metà tra il maestro di retorica e il mago. Tale è il romanziere Apuleio, autore delle Metamorfosi o L'asino d'oro (titolo, il secondo, invalso nelle traduzioni), affascinante narrazione romanzesca e fantastica (vi è contenuta anche la celebre novella di Amore e Psiche). L'amore per la parola, specie se rara e antica, si affianca al gusto erudito e antiquario, fonte per noi di notizie preziose. Tali sono le Noctes Atticae (Le notti attiche) di Aulo Gellio. Un giocoliere della parola è invece il retore Frontone. Amore per la grazia e la musicalità della parola, non senza leziosità sentimentale, manifestano i cosiddetti "poeti novelli", alla cui sensibilità si accosta l'anonimo autore del Pervigilium Veneris (Vigilia della festa di Venere).

Gli ultimi scrittori pagani

Il II secolo si chiuse con i Severi e con il ritorno al principato dinastico, sempre più orientaleggiante. La prolungata anarchia del III secolo si risolse con Diocleziano, che conferì all'impero una nuova organizzazione di tipo burocratico e militare. E mentre nell'impero dilagavano la cultura e la spiritualità cristiana, la cultura pagana, in posizione di debolezza, fu rappresentata dall'opera del poeta cartaginese Nemesiano, oltre che da una consistente produzione di scritti grammaticali, eruditi, giuridici e tecnici, in versi e in prosa. Prese ora consistenza una forma letteraria attestata per la prima volta, in ambito latino, agli inizi del III secolo, quella dei centoni.

Il IV e il V secolo, l'età del basso impero, videro il formarsi di un nuovo ceto dominante, costituito dagli alti gradi della burocrazia. La parte occidentale dell'impero romano manifestava un processo irreversibile di decadenza, tanto che nel 330 la capitale passò a Bisanzio. Alla morte di Teodosio (395) l'impero romano perse la sua unità, mentre la letteratura pagana, in una realtà policentrica e nel contesto dell'ormai dominante spiritualità cristiana, andava estenuandosi.

Il tentativo di far risorgere la cultura pagana per iniziativa di Giuliano l'Apostata rimase un caso isolato, anche se Roma continuava a essere l'emblema della romanità. A farsi cantore della sua grandezza fu un poeta nato ad Alessandria d'Egitto e di madrelingua greca, Claudiano (morto all'inizio del V secolo), che visse a Roma solo per pochi mesi prima di stabilirsi alla corte di Milano: egli fu il più grande poeta latino e il più fecondo panegirista del basso impero. E la grande storiografia di Tacito fu continuata non da un rappresentante del Senato, bensì da un ufficiale di carriera nato ad Antiochia, Ammiano Marcellino (330 ca. - 400), anch'egli di madrelingua greca. L'opera di Svetonio venne ripresa nel IV secolo da una raccolta di biografie di imperatori, indicate col titolo complessivo di Historia Augusta.

Quanto alla poesia occorre ricordare almeno Ausonio, il maggiore rappresentante della cultura gallica. L'ultimo gruppo di intellettuali che appartengono a un'aristocrazia romana rimasta fedele alla propria tradizione culturale e ideale viene descritto nei Saturnali di Macrobio, opera che costituisce una sorta di compendio della cultura antica.

Letteratura latina cristiana

Essa si sviluppò solo a partire dalla fine del II secolo e prende avvio con le prime traduzioni della Bibbia, precedenti a quella fondamentale – la Vulgata – di san Gerolamo. L'area più attiva fu l'Africa settentrionale al tempo delle persecuzioni di fine II e III secolo.

Comparvero allora gli "Atti" dei martiri o "passioni", dal valore prevalentemente documentario. L'attività più specificamente letteraria cominciò con un gruppo di scrittori che difendevano il cristianesimo dalle accuse pagane (vedi Apologisti), polemizzavano con gli eretici e sviluppavano temi di carattere disciplinare e organizzativo. Tra questi scrittori si segnala Tertulliano per l'ampiezza dell'opera, per la forza polemica che la percorre e per la creatività linguistica che vi si dispiega. Accanto a lui stanno altri tre scrittori (Minucio Felice, Cipriano, Novaziano) che documentarono i conflitti religiosi tra Roma e Cartagine oltre che il ruolo svolto da Roma nell'elaborazione del latino cristiano.

Mentre nella seconda metà del III secolo la Chiesa sviluppò la sua organizzazione, continuarono le persecuzioni e insieme la produzione letteraria degli apologisti, con toni di contrapposizione radicale alla cultura pagana (Arnobio), ma anche con tentativi di mediazione (vedi Lattanzio). E mentre ci si avviava alla tolleranza del cristianesimo con l'editto di Milano (313), comparve una riscrittura del Vangelo secondo Matteo in quattro canti di esametri virgiliani e venne prodotto il primo lavoro di esegesi biblica in latino per mano del vescovo di Pettau in Pannonia.

Nonostante il nuovo clima di tolleranza, il cristianesimo non era ancora culturalmente forte nell'area a lingua latina dell'impero. Fu il confronto teologico con l'eresia ariana – importante anche per i riflessi sull'ordine pubblico – a produrre una serie di testi che si configurano come un importante sistema dottrinale. A Ilario di Poitiers si deve il trattato De Trinitate, la più importante summa teologica antiariana, oltre che commenti al Vangelo di Matteo e ai Salmi e i più antichi inni in latino fino a oggi conservati. A lui spetta anche il merito di aver introdotto in Occidente lo spiritualismo platonico di Origene, mentre Mario Vittorino (polemista nei confronti di ariani e manichei) recuperò la tradizione platonica attraverso Plotino e Porfirio.

La figura dominante della cultura ecclesiastica del IV secolo fu il vescovo di Milano sant'Ambrogio, autore di numerosi commenti all'Antico Testamento, di trattati dogmatici e morali, di inni e di un interessante epistolario. Il cristianesimo elaborò anche, con Paolo Orosio, una storia del mondo dalla creazione al 417, e con Prudenzio (nato in Spagna) offrì un vero talento poetico in lingua latina: la sua Psychomachia (Battaglia per l'anima) inaugurò una nuova tradizione poetica che comportava l'impiego dell'allegoria.

La prosa cristiana è dominata dalle figure di due padri della Chiesa, san Gerolamo e sant'Agostino. L'opera maggiore di san Gerolamo, la traduzione della Bibbia nota col nome di Vulgata, divenne il testo biblico canonico in latino ed ebbe enorme influenza sulla prosa successiva. Sant'Agostino fu la mente speculativa più alta: innestò nel pensiero cristiano la forma della tradizione classica e gettò le basi della filosofia occidentale moderna, sottoponendo all'esame dell'intelletto i problemi dell'anima ed elaborando ulteriormente il linguaggio dell'interiorità specie nelle Confessioni.

In questo periodo furono prodotte anche opere che, pur non avendo un orientamento specificamente cristiano, esercitarono un notevole influsso sul pensiero cristiano successivo. Di Marziano Capella (prima metà del V secolo) è la curiosa opera allegorica, mista di versi e prosa, nota col titolo di De nuptiis Mercurii et Philologiae (Le nozze di Mercurio con la filologia), che fornì alla cultura europea cristiana uno strumento per organizzare in forma enciclopedica quella parte della cultura secolare che riteneva importante. Nel corso del V secolo l'attività letteraria più viva fu, in area gallica, il dibattito teologico tra Agostino e Pelagio sul problema del rapporto tra grazia e libertà.

Letteratura latina medievale

Per circa un millennio a partire dal tempo delle invasioni barbariche nella parte occidentale dell'impero romano (comprendente anche l'Irlanda, la Germania, la Polonia, la Scandinavia), si sviluppò una cultura di matrice cristiana che utilizzava come lingua comune il latino nella sua variante medievale o mediolatino. Nonostante la cesura culturale prodotta dalle invasioni barbariche, la continuità col passato è espressa da autori come Boezio, che con il De consolatione philosophiae (La consolazione della filosofia) acquistò il ruolo di nuovo filosofo, come Cassiodoro, che delineò il sistema delle arti del trivio e del quadrivio (vedi Arti liberali), e come Isidoro di Siviglia, che con le Etymologiae offrì un'enciclopedia del sapere cristiano ai secoli seguenti.

Alla rinascita culturale poco contribuirono l'Italia e l'Africa (già epicentri della letteratura latina cristiana) e molto invece l'Irlanda: uno dei suoi tanti missionari, Colombano, fondò l'abbazia di Bobbio, destinata a diventare uno dei centri di trascrizione dei testi classici. Tradizione romana e monachesimo irlandese dettero vita a una rinnovata cultura anglosassone. Tra i suoi rappresentanti spicca il dottore della Chiesa Beda, autore della Historia ecclesiastica gentis Anglorum (Storia ecclesiastica degli angli), conclusa nel 731. Dalla sua scuola uscì Alcuino, figura centrale della rinascita carolingia. Contributi alla rinascita culturale europea, e in particolare a quella carolingia, vennero anche da intellettuali profughi dalle regioni del Mediterraneo orientale e dalla Spagna in seguito all'espansione araba.

La rifondazione della cultura antica avvenne nel contesto di una nuova nozione di universalità, che si opponeva a quella araba. Nel IX secolo un cospicuo gruppo di intellettuali si raccolse alla corte di Carlo Magno: oltre al già citato Alcuino, si distinsero il colto arcivescovo di Magonza Rabano Mauro, autore forse dell'inno Veni creator Spiritus (Vieni Spirito creatore) e Paolo Diacono, autore dell'Historia Langobardorum (Storia dei longobardi). Si svilupparono la storiografia, con l'autorevole biografia di Carlo Magno dell'erudito franco Eginardo, il poema epico (il Waltharius, saga germanica attribuita al monaco di San Gallo Ekkehard il Vecchio e centrata sulla vita del re Walter di Aquitania), componimenti poetici di vario tipo, composizioni liriche e musicali come il Liber hymnorum (Libro di inni) di Notker I detto Balbulus ("balbuziente"), che introdusse in Germania delle sequenze musicali (ampliamenti dell'alleluja a conclusione degli inni religiosi) che costituiscono un modello per la lirica religiosa e laica dei secoli successivi.

Quando coi successori di Carlo Magno decadde la monarchia, la cultura trovò i suoi centri, nei due secoli seguenti, nelle abbazie delle odierne Germania meridionale e Svizzera (Fulda, Reichenau, San Gallo). Nel X secolo si sviluppò il genere letterario dell'agiografia, cioè delle semileggendarie vite dei santi e dei loro miracoli, più vicino al gusto popolare. Il secolo vide anche il fiorire di poesie, perlopiù anonime, come la prosa ritmica del canto delle scolte modenesi, e di poemetti come l'Ecbasis captivi (Fuga del prigioniero, 940 ca.), opera di un monaco lorenese, che ha come protagonisti gli animali.

Numerose sono anche le opere teatrali giunte a noi. Perlopiù anonime, sono centrate sul dramma liturgico, coltivato soprattutto nei conventi e legato al servizio divino. Tali testi ebbero ampia circolazione fino a tutto il Cinquecento, e da essi discese direttamente il dramma moderno. A Rosvita, monaca a Gandersheim, si devono sei drammi in prosa rimata sulla lotta tra lo spirito e la carne. Ci sono poi le narrazioni di viaggio alla ricerca del paradiso terrestre, come la Navigatio Sancti Brandani (La navigazione di san Brandano).

Dopo il 1000 la funzione culturale delle abbazie era ancora vigorosa. Alla metà nel nuovo secolo rinacque l'abbazia di Montecassino e in quel tempo si collocano il più antico romanzo cavalleresco del medioevo, l'anonimo Roudlieb, e i Carmina Cantabrigensia, che anticiparono la poesia goliardica. Questa, anonima, era opera dei cosiddetti "goliardi" o "chierici (intellettuali) vaganti" e celebrava i temi del vino e dell'amore carnale, mentre il clero e la tradizionale poesia devozionale venivano trattati con toni satirici. Questi testi sono conservati in vari manoscritti, il più noto dei quali presenta una serie di componimenti, i Carmina Burana, raccolti in un manoscritto bavarese del XIII secolo.

La nascita della lirica trobadorica, contemporanea ai canti amorosi, perduti, di Abelardo, non soffocò quella latina, anzi il loro interscambio comportò un reciproco rafforzamento. Ancora più fecondo fu l'incontro culturale col mondo arabo: traduzione del Corano, migliore conoscenza di Aristotele attraverso traduzioni arabe, conciliazioni tra Aristotele e Tolomeo ecc.

A Parigi nel XII secolo si affermarono la teologia e la speculazione mistica con Ugo e Riccardo da San Vittore, e con Pietro Lombardo prese avvio la tradizione della summa (compendio sistematico di "sentenze" – sintetiche formulazioni di un certo pensiero o una certa teoria – che comprendeva anche i commenti del compilatore). A Parigi insegnava il già ricordato Abelardo: a parte le opere filosofiche e teologiche, sono per noi di grande interesse la breve autobiografia Historia calamitatum mearum (Storia delle mie sventure) e il carteggio scambiato con Eloisa. Nel XII secolo si sviluppò anche un nuovo gusto fantastico per influsso dei racconti orientali. Inoltre riprese la narrativa animalesca, con intenzioni allegorico-morali (Ysengrinus, 1148, di Nivardo di Gand, l'antecedente del Roman de Renart); si sviluppò la trattatistica amorosa di tipo cortese (De amore, 1185 ca., di Andrea Cappellano). Iniziarono a circolare le artes poeticae, con le quali si applicò l'ars dictandi (la retorica applicata alla scrittura delle lettere), nata a Montecassino e poi passata alla prosa giuridica e quindi alla letteratura. Occorre poi considerare la cultura delle università, soprattutto francesi e italiane. Al rinnovamento francescano (secolo XIII) e alla sua spiritualità è legata la lirica religiosa: Dies irae di Tommaso da Celano e Stabat mater di Jacopone da Todi.

Importante è in Italia la produzione letteraria nel XIII secolo, anche per lo sviluppo del mondo comunale. Si ricorda l'opera didascalica di Bonvesin de la Riva (morto nel 1315); le cronache, tra cui quella di Salimbene da Parma; le raccolte di brevi racconti in forma di exempla (narrazioni esemplari per il loro valore morale) e di miracula; e la Legenda aurea, serie di vite di santi del domenicano e vescovo di Genova Jacopo da Varazze (1228-1298). Tuttavia la forma culturale più importante è quella del dibattito filosofico attraverso summae, commentarii e quaestiones (digressioni e dibattiti su un certo tema condotti dal maestro nelle università durante la lettura di un testo di studio). E anche quando lo sviluppo dei volgari avrebbe cominciato a soppiantare l'uso del latino, tutta la letteratura di carattere teorico-scientifico avrebbe continuato a essere scritta in lingua latina, come attestano i trattati De vulgari eloquentia e Monarchia di Dante. L'ultimo grande testo in lingua latina del Medioevo fu l'Imitazione di Cristo, attribuita al monaco tedesco Tommaso da Kempis: la sua diffusione in Europa fu seconda solo ai Vangeli.

Letteratura latina del Rinascimento

L'ultima grande stagione di una letteratura in lingua latina è quella dell'Umanesimo e del Rinascimento. All'origine della grande cultura del Rinascimento furono, a partire dalla fine del Trecento, la ricerca e lo studio appassionato dei testi antichi (latini e poi anche greci) che erano sopravvissuti, in genere grazie alla trasmissione monastica, attraverso i secoli del Medioevo. Tali testi vennero sentiti come modelli e guide fondamentali per il rinnovamento culturale in corso, sviluppatosi dalla civiltà comunale.

Pioniere della ricerca e dello studio appassionato dei testi antichi fu Petrarca, le cui opere (tutte in latino eccetto il Canzoniere e i Trionfi) sono orientate su grandi modelli antichi: su sant'Agostino il Secretum, su Cicerone il vasto epistolario e su Virgilio il poema in esametri Africa. Molto più ridotta è la produzione latina in versi e in prosa del Boccaccio, ma altrettanto forte è la sua passione per il mondo antico. Tuttavia solo nel Quattrocento, e in particolare nei centri culturali coincidenti con le corti signorili (di cui il più importante fu quello di Firenze) si sviluppò una nuova letteratura rigorosamente stabilizzata sui modelli antichi. E si può dire che almeno fino al 1470 circa il latino tornò a essere la sola lingua della comunicazione intellettuale (con una produzione volgare ridotta per quantità e qualità). Sono da considerare umanisti-maestri Guarino Veronese (1374-1460) e Vittorino da Feltre. Alcuni dei primi prosatori nuovi furono a vario titolo funzionari della Repubblica fiorentina: Coluccio Salutati, Leonardo Bruni, autore di opere storiche e di un epistolario di tipo ciceroniano, e Poggio Bracciolini, al quale si devono un affascinante epistolario e il Liber facetiarum (Libro delle facezie, 1452), che ebbe una grande diffusione nel corso del secolo. Figura centrale fu quella di Lorenzo Valla, per il quale la filologia non era solo la scienza della ricostruzione dei codici antichi, bensì strumento di definizione critica di un nuovo modello culturale terreno.

In ambito filosofico campeggiano le figure di Marsilio Ficino, che tentò la conciliazione tra pensiero platonico e cristianesimo e il superamento dell'aristotelismo e della scolastica medievale, e di Pico della Mirandola, noto per De hominis dignitate (La dignità dell'uomo).

Accanto alla prosa fiorì una straordinaria produzione di versi. Il poeta più innovativo e versatile fu Giovanni Pontano, che seppe elaborare una lingua duttile sulla lezione di Virgilio e di Ovidio (De amore coniugali, De tumulis). L'altro grande poeta fu il Poliziano, i cui versi latini gareggiano per grazia con quelli, più noti, in lingua volgare.

Altro filologo (studiò il testo del De rerum natura di Lucrezio) e originale poeta è Michele Marullo (1453-1500), che si segnala su tutti per la capacità di trattare il latino come lingua viva. Marco Gerolamo Vida (1485-1566) è noto per il De arte poetica, trattato in esametri che costituisce la prima importante esposizione della retorica cinquecentesca, e per il poema Christias, una vita di Cristo in stile virgiliano, opera modesta nonostante l'ambizione di realizzare un'epopea cristiana pari a quella pagana.

La tradizione di una letteratura moderna in lingua latina classica inaugurata in Italia venne sviluppata anche in Europa. Particolare importanza ha la vasta produzione dell'umanista olandese Erasmo da Rotterdam, autore tra l'altro del celebre Elogio della follia (1511), diretto soprattutto contro i teologi e i dignitari della Chiesa. Altrettanto celebre è Utopia (1516) del letterato e filosofo inglese Thomas More, opera visionaria che, delineando uno stato democratico in cui vige la tolleranza religiosa, segnava un superamento dei valori medievali e avrebbe esercitato un influsso decisivo sul pensiero politico occidentale.