Köln,
Praetoriumsgrabung, archäologisches Ausgrabungsprojekt unter dem mittelalterlichen
Kölner Rathauskomplex, das Überreste eines antiken Praetoriums
(Amtsgebäude des römischen Statthalters) zutage brachte. Aus der ersten
Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. stammen die Teile eines Gebäudekomplexes
mit dreischiffiger Halle, Höfen und östlichem Apsidenende, der zur Rheinseite
mit einem Porticus (Wandhalle) abgeschlossen war. Die Wandhalle
blieb erhalten, wurde im Sockelbereich als Kryptoporticus ausgebaut und
um einen Konchenbau erweitert, dem später wiederum eine lisenengegliederte
Frontmauer vorgesetzt wurde, ehe die gesamte Gebäudefront vorverlagert
und mit einer Pfeilerhalle versehen wurde. Um 180 wurden fast alle Bauten
niedergelegt und durch einen ähnlich dimensionierten Komplex mit einer
Wandhalle aus segmentförmigen Bögen über Tuffquaderpfeiler und einer 4,50
Meter breiten Galerie sowie beiderseitigen Flügelbauten ersetzt. Im rechten
Winkel zum Hauptgebäude stand ein Bauwerk mit beheizbaren Zimmerfluchten
und vogelagerten Korridoren, daneben eine ebenfalls beheizbare Halle.
Nach einer Brandkatastrophe entstanden auf alten Grundrissen eine Reihe
von Neubauten, die bis ins 4. Jahrhundert bestanden und vermutlich als
Residenz der Gegenkaiser Postumus, Marius, Victorinus und Tetricus dienten.
In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts wurden die nördlichen Bauteile
aufgegeben und durch neue ersetzt, die näher an der Stadtmauer lagen;
nach einer längeren Bauunterbrechung wurden ein oktogonaler Zentralbau,
die östliche Frontmauer und der nördliche Apsidenbau angelegt, der von
kräftigen Strebepfeilern gestützt wurde; der stattliche, über 90 Meter
lange Bau überragte Stadtmauer und Hafen. Im Oktogon, das von zweischiffigen
Stützenhallen flankiert wurde, befand sich ein Fundamentsockel für ein
Standbild. Die südlich angrenzende Basilika parallel zum Rhein blieb erhalten.
Die Verlegung der Bauflucht nach Osten in nachkonstantinischer Zeit lässt
auf eine Zerstörung schließen. In karolingisch-ottonischer Zeit wurden
große Teile des Praetoriums abgerissen.
Verfasst von: Roland
Detsch
Quelle:
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