SPANIEN  

   Die römische Besiedlung der Iberischen Halbinsel kon­zentrierte sich zunächst auf die Ostküste und das Flusstal des Guadalquivir (Baetis). Aus den Städten dieser Regio­nen gingen schon früh Senatorenfamilien hervor‑, ein Red­ner aus Cordoba (Corduba) begründete eine der wichtig­ sten Literaten‑Dynastien des frühen kaiserlichen Roms, während ein kaiserlicher Legat aus Italica der Vater des ersten aus einer Provinz stammenden Kaisers war.

   Die Gebirge im Norden und Nordwesten waren lange Zentren antirömischen Widerstands, der erst unter Augu­stus in seinen Kantabrischen Kriegen gebrochen werden

konnte. Trotz der Städtegründungen in diesen Gebieten blieb viel von ihrem ursprünglichen Charakter gewahrt - das Baskische ist eine vorrömische Sprache ‑, und es wurde (in Leön) eine Legion stationiert, damit die Einheimischen sich friedlich verhielten. Teils als Folge seiner nur kleinen Garnison war der Beitrag Spaniens zu den wichtigsten politischen Ereignissen des Imperiums im Vergleich zu seiner gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung gering. Die spanische Armee trat beim Bierkaisetjsht in Erscheinung, und Spanien spielte auch eine Rolle beim politischen Verfall des Reichs im frühen fünften Jahrhundert.

   Die Halbinsel lieferte Edelmetalle und Kupfer – vor allem aus den Bergwerken im Rio‑Tinto‑Tal nordöstlich von Huelva und Vipasca in der Nähe von Beja (Pax lulia)

in Portugal. Neben anderen Produkten erreichte der Weinexport nach Rom während der ersten beiden Jahr hunderte beträchtliche Ausmaße.

   Spanien wurde schon früh christianisiert. Die Berichte vom Konzil von Elvira (Ifliberris) im Jahr 306 geben Auf­schluß über die Verbreitung, den Aufbau und die Moral­

vorstellungen der unmittelbar vor‑konstantinischen Kirche. Der galicische Kaiser Theodosius ist Spaniens Beitrag zur katholischen Intoleranz bei der Christianisierung

des Reichs; in dem asketischen Lehrer Priscillian stellte es den ersten »häretischen« Märtyrer.

   Die spanische Halbinsel hatte unter der Invasion im fünften Jahrhundert sehr zu leiden, doch die römische Besetzung und die darauf folgende durch Goten und Araber verliehen ihrer frühen kulturellen Landschaft eine fast einzigartige Komplexität.