Aguntum  
 

Plan von AguntumDie erste schriftliche Nachricht über Aguntum liefert uns Plinius, der Aguntum gemeinsam mit Iuvavum (Salzburg), Teurnia (St.Peter in Holz) und Celeia (Celje) als ein unter Kaiser Claudius errichtetes municipium nennt. Die archäologischen Forschungen haben ergeben, daß Aguntum nicht erst etwa unter Claudius neu gegründet worden ist, sondern das Gebiet bereits vorher besiedelt war. Claudius erhob die Siedlung in den Rang eines municipiums. Eine solche Stadt wurde von einem 100 köpfigen Gemeinderat, von 2 Bürgermeistern (Duumvirn), von 2 Hauptverantwortlichen für Wirtschaft und Sicherheit (aediles) und vom "Finanzstadtrat" (quaestor) verwaltet. Im 1. und 2. Jh. n. Chr. erlebte Aguntum eine friedliche und wirtschaftlich gute Zeit, während im 3. Jh. n. Chr. erste Unruhen durch die immer wieder in das römische Reich einfallenden Germanenstämme verursacht wurden, die deutliche Zerstörungshorizonte auch in Aguntum hinterließen. Ab diesem Zeitpunkt können wir ein prägnantes Aufblühen der Ansiedlungen an fortifikatorisch günstig gelegenen Höhenzügen, wie etwa am Kirchbichl in Lavant feststellen. Nach gravierenden Zerstörungen in der Zeit um 400 n. Chr. erholte sich Aguntum noch einmal, um schließlich um 600 n. Chr. in der großen Schlacht zwischen Bajuwaren und Slawen, unterzugehen. Die wissenschaftlichen Grabungen in Aguntum werden seit Beginn des 20. Jhs. mit unterschiedlicher Intensität, unterbrochen durch zwei Weltkriege, durchgeführt. Das Atriumhaus ist heute zum Großteil von einem hölzernen Schutzbau überdacht. Dieser Bau ist innerhalb der Alpen einmalig. Es handelt sich um eine Hausform, die wir z.B. aus den Vesuvstädten kennen, und die für das heiße südliche Klima entwickelt wurde, die aber für das feucht und kühle Wetter in dieser Gegend ungeeignet scheint. Das Haus diente zur Repräsentation eines reichen Besitzers. Im eigentlichen Atrium stieß man auf sorgfältig gearbeitetes Marmorbecken. Ein Kanal verband dieses Sammelbecken mit dem großen im Garten des Atriumhauses liegenden zweiten Wasserbecken mit Marmorboden (16 x 14,5 m groß), das 1994 entdeckt wurde.Der Garten war von einem Umgang umgeben, dessen Ziegeldach von gemauerten Pfeilern getragen wurde. Die Stadtmauer ist in typisch römischer Marnier mit zwei Mauerschalen, zwischen die Steine und Erdmaterial eingebracht wurden, errichtet und hat eine Gesamtstärke von 2,45 m. Angenommen wird eine ursprüngliche Höhe von 6 m. Möglicherweise trug die Mauer auch Zinnen. Das Haupttor ist links und rechts von einem Turm flankiert. Beide Türme besitzen interessanterweise an der Außenseite Fenster und Türen. Dies könnte bedeuten, daß die Aguntiner Mauer keinem ernsthaften fortifikatorischen Zweck dienen sollte, sondern daß es sich hier eher um einen Repräsentationsbau handeln könnte. Das sogennannte Handwerkerviertel besteht aus einfachen Häusern, die sich meist aus zwei Räumen zusammensetzen, einem Küchen-Wohnraum und einer Werkstatt mit Feuerstelle. Die Wohnräume sind häufig mit einer Fußbodenheizung versehen. Die Häuser besaßen Ziegeldächer, Estrich- und Ziegelböden und als Hinweis auf einen gewissen Wohlstand ihrer Besitzer manchmal Fenster aus Glas. Die Bewohner dieser Häuser widmeten sich vor allem der Metallverarbeitung. Das Handwerkerviertel gehört zum Großteil in die Spätantike, ist also jünger als das Atriumhaus, das seine Blüte im 1. und 2. Jhd. n. Chr. erlebte. Die große Therme ist eine der seltenen Thermenbauten aus der Römerzeit in Österreich. Die heute für den Besucher noch ziemlich verwirrend übereinander liegenden einzelnen Bauphasen dieses Bäderbaues werden bei seit dem Jahre 1998 erfolgten Restaurierung deutlich voneinander unterschieden. Die Blütezeit der Aguntiner Therme liegt im 1. bis zum 3. Jh. n. Chr. Neben dem Parkplatz kommt man bei der frühchristlichen Grabkapelle vorbei. Sie steht nicht an ihrem ursprünglichen Platz und wurde im Zuge des modernen Straßen- und Brückenbaues neu aufgemauert. Es ist ein Doppelapsidenbau, der entfernt an eine Kreuzform erinnert. Der einfache Steinsarkophag barg ursprünglich zwei Skelette. Gegenüber auf der anderen Seite der Drautalstraße steht ein großer Grabaltar aus Marmor, der vom Aufwand und Reichtum mancher Aguntiner Familien zeugt. Dahinter liegen in der Bodensenke noch weitere Ruinen einfacher Wohnhäuser, die sogen. Vorstadt. Diese Häuser entsprechen in vielem den Bauten im sogen. Handwerkerviertel. Außer den im Grabungsmuseum verwahrten Funden, befinden sich viele Stücke aus Aguntum in Schloß Bruck bei Lienz.

Plan von Aguntum