Römisches
Weinschiff auf der Mosel 2./3. Jht n. Chr. Vom Grabmahl eines Weinhändlers
aus Neumagen (Trier Landesmuseum)
Neben dem Handel-
und dem Amtsverkehr gab es bereits Touristen und Forschungsreisende. Hauptlastträger
des Verkehrs war der Esel, der wie der Fußgänger nur Pfade, keine Straßen
brauchte. Der Flussverkehr war in Italien nur auf Tiber-Anio und Po nennenswert.
Für Spanien und Gallien fehlt es an Nachrichten, dagegen ist auf Rhein
und Mosel, Rhône, Save und Donau für die spätere Kaiserzeit reger Binnenwasserverkehr
bezeugt. Der Landverkehr gewann schon in Kleinasien wie später in Griechenland
und Rom das Übergewicht. Mit seiner Intensivierung war der Ausbau alter
Verbindungswege zu wetterfesten befahrbaren Fernstraßen verbunden, deren
Netz in der Kaiserzeit etwa 80000 km erreichte. Die römischen Straßen
sind nach Möglichkeit gerade angelegt, oft gepflastert, doch meist ziemlich
eng, besonders die Bergstraßen. Von einer eigentlichen Verkehrsregelung
ist nichts bekannt, doch durften Wagen - abgesehen von Feuerwehr, Triumphzügen
u.ä. in der Stadt Rom nur nachts verkehren. Der Seeverkehr spielte sich
im Sommer als lebhafter Küstenverkehr ab. Transmarinen Direktverkehr vermied
man nach Möglichkeit ebenso wie Schifffahrten im Winter. Dem Verkehr dienten
zur See Leuchttürme und Segelhandbücher, zu Land Brücken und Tunnel sowie
Straßenkarten und Reiseführer (Itinerarien), Meilensteine, Rasthäuser
(mansiones), innerhalb größerer Straßen auch Straßennamen. Für die Verkehrssicherheit
sorgten Militärposten, die alle Hauptstraßen wirksam gegen Straßenräuber
schützten. Von Verkehrsunfällen sprechen die Inschriften kaum, Schiffbrüche
erforschte die moderne Unterwasserarchäologie mit beachtlichen Resultaten.
Verkehrsfeindliche Wüsten überwand man mit Kamel und Dromedar sowohl in
Afrika wie in Arabien oder auf der Seidenstraße. Den Nahverkehr besorgten
Kleinunternehmer.
Auch Handelsherren
reisten häufig. Die Transportleistungen im Personen- und Güterverkehr
sind nicht zu unterschätzen hinsichtlich der Menge der alltäglich für
den Großstadtbedarf umgeschlagenen einfachen Wirtschaftsgüter, der Bewältigung
von Sonderaufgaben bei Schwerstlasten, der im Bereich des Imperium Romanum
erreichten Entfernungen und Transportgeschwindigkeiten über Land und Meer
sowie der Organisation der Transportunternehmerkollegien. Die Transportmittel
waren differenziert. Für Binnenwasserwege verwendete man Boot oder Floß,
für Seeverkehr Frachtensegler, Schnellsegler und Rudergaleere. Im Nahverkehr
verwendete man für Pfade und Wege Lastenträger (Sänften) und Tragtiere
(Esel, Maultier, selten Pferd, Kamel, Dromedar oder Elefant) zum Transport
von Körben, Säcken, Schläuchen, Steinblöcken, Holz und Kleingütern in
Tragtaschen. Im Fernverkehr für Straßen zwei und vierrädrige Wagen und
mehr noch Karren. Schlitten, Handwagen und Schubkarren sind nicht nachweisbar.
In der Antike wurden einachsige Karren bevorzugt und als Reisewagen benutzt,
die bei schlechten Straßen möglichst hohe Ränder haben mußten. Reisewägen
waren so gut geferdert, daß man während der Fahrt sogar lesen und stenographieren
konnte. Wie der antike Schlafwagen (carucca dormitoria) ausgestattet war,
ist nicht bekannt. Zugtiere wie Ochsen, Maultiere, Pferde, selten Esel
spannte man mitunter wegen der geringen Straßenbreite hintereinander.
Eine Wagendeichsel fehlte manchmal, man hängte dann das Zuggeschirr mit
einem Ortscheit ans drehbare Vordergestell bei schnurgerader Straßenführung
war das angängig. Die römische Gesetzgebung bemaß die Tragfähigkeit der
verschiedenen Lastwagen mit 145 bis 1089 Pfund. Für Sonderzwecke entwickelte
die Antike selbst in den Provinzen Spezial-Wagen, z.B. für den Mineralwasserversand
des spanischen Bades Salus Umeritana einen Zisternen-Wagen (Tank-Wagen)
mit zwei Ablaßhähnen für den Detailverkauf. Erst durch Transportmaschinen
wurde ein Handel in größerem Umfang ermöglicht. Die leistungsfähigsten
waren Schiffe und Wagen, zu denen für überschwere Lasten auf dem Lande
der Schlitten trat. Um Arbeitsplätze zu erhalten, ließ Vespasian die Weiterentwicklung
von Transportmaschinen einstellen (Suet. Vesp. 18). Die Quellen berichten
häufig über Reisegeschwindigkeiten. Trotz der Vielzahl der Angaben läßt
sich eine Durchschnittgeschwindigkeit schwer berechnen, um so weniger,
als sehr verschiedene , voneinander stark abweichende Typen von Ruder-
und Segelschiffen nebeneinander in Gebrauch waren. Über Leistungen der
Läufer und Boten liegen ebenfalls Berichte vor. Besonders ausgebildete
römische Läufer konnten zu Fuß bis 100 km am Tag zurücklegen, berittene
Boten noch mehr, wenn sie die in mansiones bereitgestellten Pferde oder
Wagen benützten. Von Reisen über Pässe gibt es dramatische Berichte. Auf
den Paßhöhen stehen neben den Gasthäusern auch Heiligtümer. Die große
Zahl der auf dem Großen St. Bernhard gefundenen römischen Votivgegenstände
bezeugt die Furcht der Reisenden vor den Alpen.

Abb.:
Römische Wägen.
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