Librarius-Relief  
FO: Virunum - Zollfeld VO: Maria Saal, Propstei
H: 0,90 m, B: 0,60 m Marmor

LibariusDie Gestalt des Librarius (Schreiber) ist innerhalb der norischen Grabreliefs fast ebenso häufig anzutreffen wie die Relieffiguren der Opferdienerinnen und Opferdiener; so wie diese, begegnet auch sie auf den verschiedensten Grabdenkmaltypen, wobei sie manchmal gemeinsam mit einem Dienerin-Relief auf demselben Grabmal abgebildet erscheint. Die Darstellungsform der Librarii ist, besonders im Hinblick auf die Vielfalt der Schreibutensilien, reich variiert, ihre Kleidung jedoch, ziemlich einheitlich, durch eine kurze, gegürtete Ärmeltunica bestimmt. Nach vielfacher Meinung soll das Reliefbild des Schreibers auf den Bildungsgrad des Grabinhabers, insbesondere auch fallweise in Zusammenhang mit seiner Tätigkeit, hinweisen, ein Motiv, das gerade dem Provinzialrömer besonders gelegen sein mußte. Das Relief in Maria Saal bildet ein besonders ausdrucksvolles Beispiel für dieses Genre: Hier ist ein Librarius wiedergegeben, der, entgegen den gewohnten Darstellungen, sein rechtes Bein auf einen Schriftrollenbehälter setzt, um das vorgestreckte Knie als Unterlage für eine teilweise entrollte Schriftrolle zu benützen. Mit einer Rohrfeder in seiner Rechten schreibt er in leicht vorgebeugter Haltung auf der Rolle. Auch sein Gewand weicht von der gewohnten Form wesentlich dadurch ab, daß über die langärmelige Tunica ein Umhängemantel mit Kapuze gezogen ist, der bis an die Waden hinabreicht. in der linken Armbeuge erscheint weiters ein Futteral, aus dem oben vier Federn herausragen. Wieder beeindruckt an diesem Bildnis die detailreiche und sorgfältige Ausführung, eine Eigenschaft, die das Relief einem verzierten Bildhauer des frühen 2. Jh.s n. Chr. zuweist.

Lit.: G. Piccottini, CSIR-Österreich III3 (1977), S. 47f., Nr. 243, Taf. 20.