Feldwirtschaft

In Italiens ältester Geschichte herrschte der Emmer (Triticum dicoccum) vor. In historischer Zeit wurde Emmer mit mehreren Sorten gleichzeitig angebaut. Spelz wird zum ersten Mal in Diokletians Preisedikt genannt. Als Brotgetreide war Weizen am meisten verbreitet und in verschiedenen Arten bekannt. In manchen Gebieten deckte die jährliche Produktion nicht den Bedarf, und besonders die Großstädte importierten große Mengen. Weizen produzierende Gebiete waren in erster Linie Sizilien, Nordafrika, Ägypten und die Schwarzmeergebiete. Hirse wurde besonders in der Poebene angebaut. Roggen wurde selten angebaut. Hafer kannte man im wesentlichen als Viehfutter. Emmer, Gerste und Weizen wurden im allgemeinen im Herbst gesät (Oktober bis Dezember). Hirse wurde ausschließlich im Frühjahr gesät (März). Über den Ertrag herrschte große Unsicherheit, da die Quellen von den verschiedenen Gegenden sehr unterschiedliche Zahlen nennen. Am wahrscheinlichsten ist Varros Angabe vom 15 fachen Ertrag in Etrurien.Von den Hülsenfrüchtengewächsen waren die wichtigsten Saubohne, Erbse, Kichererbse und Linse. Die Technik des Ackerbaues scheint durch Jahrhunderte ziemlich unverändert gewesen zu sein. Wichtig war die Ökonomisierung der Bodennutzung, damit der Boden nicht ausgemergelt wurde. Umschichtiger Anbau mit einem Jahr Frucht und einem Jahr Brachliegen ist die ursprünglichste Methode, aber es wurden auch mehrere Formen des Fruchtwechsels entwickelt (Varro rust. I, 44, 2 f.). Ein Misthaufen ist ein wichtiger Bestandteil bei der Anlage des Hofes (Cato, Varro, Columella). Der kräftige Winter- und Frühjahrsregen machte es notwendig, das überflüssige Wasser von den Feldern abzuleiten, um Erosion zu verhüten. Im allgemeinen wurde die Saat untergepflügt, so daß das Feld in langen Furchen eingeteilt war. Die Geräte waren recht einfach. Handgeräte sind Hacken mit einem oder mehreren Zähnen oder einem breiten Blatt, Spaten, Rechen und Beile verschiedener Typen samt Sicheln. Gezogen von Ochsen und Eseln wurden Wagen und Karren, Eggen und Pflüge verwandt. Nach dem Eggen bzw. Pflügen wurde das Säen durch die Hand vorgenommen. Die Aussaatzeit ist Frühjahr oder häufiger Herbst. Die Ernte erfolgte mit der Sichel. In römischer Zeit kannte man eine Art Mähmaschine aus Gallien. Die abgemähten Ähren brachte man zum Dreschplatz. Das Korn wurde in Kornlagern mit guter Entlüftung oder in unterirdischen Silos aufbewahrt, Hülsenfrüchte in eingegrabenen Vorratsgefäßen.

Erst im Hellenismus und nach der römischen Eroberung Griechenlands verbreitete sich der Großgrundbesitz. Erste Formen der Bodenverbesserung durch Düngung und Entwässerung waren bekannt. Die Sklaverei rentierte sich in der Landwirtschaft besonders dann, wenn Sklaven das ganze Jahr hindurch beschäftigt werden konnten. Zur Saisonarbeit nahm man lieber Tagelöhner. Die landwirtschaftliche Technik war wenig entwickelt. Besonders Getreide, Gemüse und Ölfrüchte wurden angebaut. Zur Zeit Catos (234 bis 149 v. Chr.) galt als beste Art der Bodennutzung der Weinbau, dann folgten Obstanbau in Gärten, Weidenanpflanzungen, Olivenanbau, Anlage von Wiesen für die Viehwirtschaft, Getreideanbau und schließlich Strauch-, Busch- und Baumpflanzungen. In der frühen Kaiserzeit wurden der Getreidebau als vorteilhafter angesehen. Die Dreifelderwirtschaft mit Fruchtwechsel kam auf, wurde aber noch nicht allgemein üblich. In der römischen Landwirtschaft entwickelte sich etwa seit dem 2. Jh. v. Chr. ein Großgrundbesitz (Latifundien), der vor allem von Sklaven bewirtschaftet wurde. Es handelt sich um römische Großbetriebe in der Landwirtschaft seit der späten Republik. Zuerst arbeiteten dort Sklaven, später vor allem Kolonen. Zur Zeit Neros besaßen 6 Großgrundbesitzer die Hälfte der Provinz Afrika. In der Kaiserzeit ging man in den landwirtschaftlichen Großbetrieben zur Kolonenwirtschaft (Kolone) über, weil der Kleinbetrieb freier Pächter auf diesen Gütern rentabler als Sklavenarbeit wurde. Ein Kolone ist ein Pachtbauer, der ein Stück Land eines Grundherrn gegen Zahlung eines Pachtzinses bewirtschaftete, daneben aber auch eigenes Land besitzen oder bebauen konnte. Auch konnten Sklaven vom Herrn ein Grundstück als Pekulium erhalten und wurden damit Quasi-coloni (den Kolonen angeglichene Sklaven). Außerdem gab es im römischen Reich stets freie Bauern. In der späten Kaiserzeit erlangten sie wieder größere Bedeutung. In der späteren Kaiserzeit stellten die Kolonen eine besondere Schicht innerhalb der Landbevölkerung dar. Durch ihre Bindung an das Gut des Herrn wurde ihre rechtliche Freiheit und Bewegungsfreiheit mit der Zeit stark eingeschränkt. Zahlreiche Gesetze späterer Kaiser seit Konstantin behandelten die rechtliche und soziale Lage der Kolonen. Die ersten Ackergesetze wurden bereits in der Königszeit erlassen. Durch die vielen Kriege wurden die Bauern sehr lange von der Bewirtschaftung der Felder abgehalten. Den vernachlässigten Besitz eigneten sich Gutsherrn an, während die Bauern als besitzlose Bürger aus dem Krieg zurückkehrten. Eine richtungsweisende Lösung erreichten zuerst die Gracchen. Seit 133 ging die Initiative zur Ackergesetzgebung fast immer von Volkstribunen aus. Die letzte Erwähnung eines Ackergesetzes erfolgte zur Zeit Nervas (96-98 n. Chr.). Ohne Kenntnis der biologischen Faktoren erreichte man im Altertum auf rein empirischen Weg einen sehr hohen Stand innerhalb des Acker- und Gartenbaus, wesentlich kraft eines hochqualifizierten Stabes von Arbeitern, in hellenistisch-römischer Zeit hauptsächlich Sklaven.