Vorwort
J. Engel beschreibt ein
bei einem Entscheidungsproblem auftretendes Paradoxon, das wie viele
Paradoxa der Stochastik Anlaß gibt, die eigene Intuition zu
bedingten Wahrscheinlichkeiten stets neu zu reflektieren.
Idiosynkratische Auffassungen zu bedingten Wahrscheinlichkeiten sind
wohl die häufigste Ursache für Fehleinschätzungen im
Bereich der Stochastik.
A.-L. Wang unterbreitet
einen originellen Materialvorschlag: Die auch bei uns erhältlichen
chinesischen Dominosteine sind ein originelles Material für
Zufallsexperimente. Nach den Erfahrungen des Herausgebers sind sie
preiswert und langlebig, so daß die Überlegung lohnt,
gelegentlich einen oder zwei Sätze davon für den Unterricht
zu beschaffen.
Den Kern des
vorliegenden Heftes bilden drei Texte, in denen Beispiele zur
Stochastik mit jeweils bedeutsamem Bezug zur technischen und sozialen
Umwelt dargelegt sind.
M. Buth beschreibt das
Testen von Hypothesen in der pharmazeutischen Praxis an einem
authentischen Beispiel. Ein Datensatz und ein kleines Pascal-Programm
zur Illustration sind bei ihm erhältlich.
D. Drew und D. Steyne
beschreiben in kleinen Auszügen eine große Untersuchung zu
soziographischen Daten der hundert größten Städte der
Welt, die in England zur Ausbildung von Studierenden der Soziologie
verwendet wird. Spannend ist hier das Wechselspiel von gewonnener
Erkenntnis und stochastisch-technischem Aufwand. Die Daten und
Befunde erzeugen gerade durch ihre Neutralität und Authentizität
eine Betroffenheit, die man sonst bei stochastischen Projekten zu
Lehrzwecken selten findet. Dabei wurde nur ein Teil des englischen
Urtextes übersetzt, der andere erfordert Kenntnisse zur
Clusteranalyse. Auch hier sind für Interessierte die
Originaldaten auf einer Diskette erhältlich.
G. Stein erläutert
an einer stochastischen Aufgabe zur Imkerei die Fragwürdigkeit
nicht authentisch recherchierter Sachaufgaben.
Allen drei Beiträgen
gemeinsam ist die Botschaft, daß stochastisches Arbeiten am
konkreten Beispiel nur dann überzeugend sein kann, wenn der
Kontext des Beispiels authentisch und mit dem notwendigen
Sachverstand aufgearbeitet wird.
Die bibliographische
Rundschau von G. König und ein Leserbrief von C. Michels runden
das Heft ab. Allen Beitragenden sei herzlich gedankt!
Köln, im April 1996
Bernd Wollring