Stochastik in der Schule		Band 14 (1994) Heft 1
Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser!

Das vorliegende Heft hat verschiedenste Schwerpunkte, die man in ihrer Vielfalt nicht direkt planen kann, es hat sich einfach so ergeben.

• Beurteilende Statistik ist ein solcher Brennpunkt. Die Beiträge von Diepgen, Pfeifer und Lindley beschäftigen sich mit statistischen Tests unter verschiedenen Blickwinkeln.
• Ein anderer Schwerpunkt sind die Anwendungen: Windle wendet Wahrscheinlichkeit an, um eine Entscheidung rational zu begründen. Diepgen analysiert einen Test aus der Praxis der Forschung auf seine Brauchbarkeit hin. Pfeifer spricht von ganz allgemeinen mathematisch-stochastischen Anwendungen, die recht wenig mit statistischem Testen zu tun haben, die jedoch einen gewichtigen Anteil in der Praxis der Statistik ausmachen. Lindley analysiert den berühmten Tee-Test von R.A. Fisher unter dem Blickwinkel der sinnvollen Anwendung. Anwendungen werden durch den Computer erleichtert, wie die curriculare Analyse von Higgo zeigt. Nordmeier wiederum wendet elementare Techniken mit Hilfe des Computers auf meteorologische Fragestellungen an.
• Aus den vorgenannten Themen geht auch der Computer als ein weiterer Schwerpunkt hervor. (Ich habe auf das versprochene Themenheft 'Computer im Stochastik-Unterricht' nicht vergessen!) Der Computer fließt inzwischen ganz unbemerkt ein, immer mehr Artikel beziehen sich direkt oder indirekt darauf.
• Der philosophische Hintergrund und die Kontroverse, wie man denn statistische Aussagen zu verstehen hat, wird in diesem Heft nicht nur als Selbstzweck durchgespielt. Vielmehr wird die Kontroverse am konkreten Anwendungsproblem angepackt. Die Beiträge Diepgen, Pfeifer und Lindley hätte man auch als Diskussion von Rede und Gegenrede anordnen können.

Ich möchte auf internationale Aktivitäten in Sachen Stochastik in der Schule hinweisen: Die IASE ist gegründet worden und übernimmt als jüngste Sektion des ISI die Aufgabe, Fragen des Unterrichts in Statistik hoffähig zu machen. Auf der folgenden Seite werde ich kurz über diese Aktivitäten berichten. Im Statistik-Unterricht ist vieles in Bewegung, aber es gibt noch vieles zu klären. Eine wichtige Aufgabe ist es herauszufinden, wie man Lehrern und Lehrerinnen neben ihrer Berufsausübung genügend Geschmack am Ausprobieren von immer neuen Ideen machen kann. Der Computer fordert auch seinen Tribut, alles muß man erst langsam aufarbeiten - das kostet Zeit.

In diesem Sinne hoffe ich als Heftherausgeber, Ihnen ein interessantes und anregendes Heft zu bieten und verbleibe bis zum nächsten Mal mit den besten Wünschen

Ihr Manfred Borovcnik

Klagenfurt, im Februar 1994