Vorwort
Einen "sampler"
würde man in der Schallplattenindustrie eine Zusammenstellung
von Titeln nennen, wie sie dieses Heft vorstellt. Auf den ersten
Blick scheinen die in den Beiträgen bearbeiteten Themen weit in
der Stochastik verstreut zu sein.
Auf den zweiten Blick
ergeben sich jedoch Gemeinsamkeiten in einer ganz bestimmten
Richtung: Alle Beiträge betonen die Bedeutung des Vorstellens
stochastischer Phänomene und Begriffsbildungen und weisen der
mathematischen Technologie zu ihrer Bearbeitung eher einen Platz im
Hintergrund zu. Alle Beiträge belegen offensichtlich, daß
Rechnerunterstützung in der Didaktik der Stochastik an Bedeutung
zunimmt. Dabei ist zwar die mathematische Technologie der Programme
für Lehrende und fortgeschrittene Lernende von Bedeutung, es ist
aber ganz offensichtlich, daß es im Rahmen des Umgehens mit
interaktiven Programmen auch gestattet sein soll, diese Technologie
"zu verstecken", wie es in einem der Beiträge heißt,
um mit der quantitativen Mächtigkeit des Rechners an die
Phänomene heranzukommen und diese primär qualitativ zu
erfassen.
Paton warnt im ersten
Beitrag ganz explizit vor der vorzeitigen Überbetonung
mathematisch-stochastischer Technologie und vertritt die Meinung,
stochastische Begriffsbildung müsse aus der Situation des
konkreten Problems heraus erfolgen, sein Beispiel startet mit einem
explorativen Ansatz.
In den drei folgenden
Beiträgen wird die Rolle des Computers als "Datenaufbereitungs-
und Simulations-Helfer" gesehen. Mit seiner Hilfe stellen
Melhase und Schrage ein Projekt zur beurteilenden Statistik vor, bei
dem Schätzprobleme anhand von Computersimulation und
Computergraphik diskutiert werden. Kilian beschreibt einen
Algorithmus zur störungsfreien Berechnung von
Binomialkoeffizienten auf dem Computer, der auch bei der Durchführung
von Hand lehrreich ist und, eingebaut in ein entsprechendes Programm,
das Herzstück für Darstellungen von Binomialverteilungen
sein kann. Neuwirth diskutiert die Interpretierbarkeit von
Korrelationskoeffizienten mit Beispielen von zweidimensionalen
Punktwolken mit gegebener Korrelation, die vom Computer mit Hilfe
eines Zufallsgenerators erzeugt und in einer instruktiven Grafik
einschließlich der Konfidenz-Ellipsen präsentiert werden.
Der Herausgeber stand
bei der Zusammenstellung dieses Heftes erstmals vor dem Problem, über
die Aufnahme von Beiträgen zu entscheiden, die sich ganz gezielt
auf bestimmte Software-Pakete beziehen. Der Anteil dieser Beiträge
in unserer englischen Paten-Zeitschrift "Teaching Statistics"
steigt. Allerdings ist es schwierig, etwas über die tatsächliche
Popularität dieser oft nur in Englisch verfügbaren Software
bei unseren deutschsprachigen Lesern in Erfahrung zu bringen, so daß
Beiträge, die nur Gewinn bringen, wenn man Gelegenheit hat, mit
dieser Software auch tatsächlich zu arbeiten, zunächst
unterblieben. Für Lesermeinungen zu dieser Frage sind wir
dankbar. Als Hilfe für Interessierte sei hier etwa auf die
Zusammenstellung "Softwaretools zur Statistik und Datenanalyse
..." von Biehler und Rach verwiesen, herausgegeben vom
Landesinstitut für Schule und Weiterbildung Nordrhein-Westfalen
in Soest.
Allen Autoren sei für
ihre Beiträge gedankt. Zwei Leserbriefe und die bibliographische
Rundschau, die wie stets G. König dankenswerterweise erstellt
hat, runden dieses Heft ab.
Münster, im Juni
1991
Bernd Wollring