Epitaph des Gewerken Hans Dreyling

Epitaph des Gewerken Hans Dreyling

In: Silber, Erz und Weißes Gold. Bergbau in Tirol. Katalog der Tiroler Landesausstellung im Franziskanerkloster und Silberbergwerk, Schwaz, vom 20. Mai bis 28. Oktober 1990. Veranstaltet vom Land Tirol und von der Stadtgemeinde Schwaz. Redigiert von Gert Ammann. – Innsbruck: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 1990. 478. 8°. Objekt-Nr.: 3.26, S. 146.

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Leihgeber: Stadtpfarrkirche Schwaz (Tirol)
Epitaph des Gewerken Hans Dreyling

© Stadtpfarrkirche Schwaz (Tirol)


Bronze, 206 x 138 cm
mit Signaturinschrift: "MIER GAB ALLEXANDER COLIN DEN POSSEN HANNS CHRISTOFF LOFFLER HATT MICH GEGOSSEN 1578"

In triumphbogenartiger Rahmung in der Mitte Darstellung der Erscheinung der 24 Ältesten vor Gottes Thron nach Offenbar. Joh. 4 ff. Darunter Inschrift (in Antiqua-Großbuchstaben):
WIER DANCKEN DIR HERR ALMACHTIGER GOTT DER DV BIST VND WAREST VND / KVNFFTIG BIST DAS DV HAST ANGENOMEN DEINE GROSSE KRAFFT VND HERRSCHEST / VND DIE HEIDEN SIND ZORNIG WORDEN VND ES IST KOMEN DEIN ZORN VND DIE ZEIT DER TODTEN ZV RICHTEN VND ZVGEBEN DEN LOHN DEINEN KNECHTEN DEN / PROPHETEN VNND DEN HEILIGEN VND DIE / DEINĒ NAMEN FVRCHTEN
Im durchlaufenden Sockel die knienden Familienmitglieder um das Dreylingsche Wappen gruppiert: Links Hans Dreyling mit seinem Schutzpatron Johannes dem Täufer, dahinter seine 3 Söhne und zwei Enkel. Rechts die Frauen des Hauses Dreyling mit ihren Töchtern, drei Frauen durch Wappenschild zu ihren Füßen hervorgehoben, die zwei vorderen werden von einer weiblichen Heiligen begleitet. Als unterer Abschluß von Beschlagwerk gerahmte Inschrifttafel (Inschrift in Antiqua-Großbuchstaben):
ANNO DOMINI 1573 DEN 15 SEPTEMBRIS IST ALLHIE ZV SCHWATZ / IN GOTT SEELICCLICH ENTSCHLAFFEN DER EDL VND VÖST HERR HANNS / DREYLING ZV WAGRAIN DER ÖLLTER. IN SEINEM LEBEN DER FEDERZHÖRZOG / FERDINADEN ZV ÖSTERREICH GEWESTER RATH & PERG VND SCHMÖLZ / HERR IN TIROL DESSEN VND ALLE CHRISTGLAVBIGEN SEELEN DER ALLMECH / TIG GOTT GNEDIG SEIN WÖLLE DVRCH IESVM CHRISTVM VNSERN HERRĒ AMĒ
Unmittelbaren Bezug zum Bergbau und zur Verarbeitung geben die emblemartigen Geräte und Werkzeuge über den seitlichen Rundbogennischen (Hunt, Schlägel, Eisen, Blasbalg etc.) mit den eingestellten Männern, dem Bergmann und Schmelzer. Im Mittelfeld reihen sich die 24 Ältesten aus der Apokalypse um Gottvater mit dem Lamm. Als Bekrönung des Rundbogenabschlusses steht die Sanduhr auf einem Totenkopf, seitlich begleitet von zwei großen Genien. Im unteren Bildfeld knien Hans Dreyling und seine Familienmitglieder.
Hans Dreyling stammt aus Wagrain, wohnte seit etwa 1530 in Schwaz und war als Gewerke und Schmelzmann tätig. Er konnte 1554 die heimische Firma Stöckl aufkaufen.
Das Epitaph ist eines der glanzvollen Beispiele für den Innsbrucker Kunstguß.


Gert Ammann, Meinrad Pizzinini


Literatur: D. v. Schönherr, Alexander Colin und seine Werke. In: Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses, 1889, S. 110ff. – H. Hammer, Nachträge und Studien zu Alexander Colin. In: Zeitschrift des Ferdinandeum, Innsbruck 1915, S. 179, 203. – H. Hammer, Der Bildhauer Alexander Colin von Mecheln. Die Kunst in Tirol, Bd. 12, Wien 1922, S. 16f. – H. Brunner, Die Familie Dreyling und ihre Gräber in Nordtirol. In: Tiroler Heimatblätter, Innsbruck 1929, S. 234, 399. – F. L. Mannhart, Das Bildnis in der Tiroler Grabplastik. Schlern-Schriften 187, Innsbruck 1959, S. 99 f. – E. Egg, Der Tiroler Geschützguß 1400-1600. Tiroler Wirtschaftsstudien 9, Innsbruck 1961, S. 188. – H. Dressler, Alexander Colin, phil. Diss. Karlsruhe 1973, S. 82 ff. – E. Egg, Kunst in Schwaz, Schwaz 1974, S. 80. – E. Egg, P. Gstrein, H. Sternad, Stadtbuch Schwaz, Schwaz 1986, S.137, 145. – A. Teurlinckx, Der Coliner Kreis -Aus der Geschichte der niederländischen Expansion, Bloemfontein 1987, S. 32 f., 186, Nr. 19