Aus dem Titelbild des Zwettler Stifterbuches

Aus dem Titelbild des Zwettler Stifterbuches

In: Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich. Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung im Stift Zwettl vom 16. Mai bis 26. Oktober 1981. Redigiert von Herwig Wolfram, Karl Brunner und Gottfried Stangler. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. N.F. 110. – Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Kulturabteilung 1981. XXXI, 748. 8°. Objekt-Nr.: 20, S. 56.

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Leihgeber: Zisterzienserstift Zwettl (Niederösterreich), Stiftsarchiv, Hs. 2/1 (alte Signatur : Hs, 3), fol. 8r
Aus dem Titelbild des Zwettler Stifterbuches

© Viktor Harrandt, Wien


Photo

Der oberste Streifen des Titelblattes der Bärenhaut erzählt bildhaft die Geschichte, wie Azzo aus dem Reich in die Österreichische Mark kam: Im rechten Medaillon er selbst mit seinem Gefolge. Sein Panzer, den er über dem Kettenpanzer trägt, ist stark antikisierend gestaltet. Der gespaltene Schild, den ein Knappe hält, und der Wimpel verweisen auf das Reich. Zwischen den beiden Medaillons und über dem Bild Azzos ein Spruchband Azzos mit den Worten des Erzbischofs an Leopold: "Ich enphfilich dier Atzen den lieben oheim / mein, der schol dier empholhen sein." Über dem rechten Medaillon mit Poppo und einem Leopold steht der Text: "Poppo archiepiscopus Treverensis. Levpoldus marchio (Austrie am Rande). Duo fratres (Poppo, Trierer Erzbischof, Markgraf Leopold, zwei Brüder)." Nun hatte ausgerechnet Poppo keinen Bruder namens Leopold. Dem Autor waren hier wie in den Texten des Stifterbuches verschiedene österreichische Markgrafen zu einer Person verschmolzen, wie er auch sonst so großzügig mit der Geschichte umgeht wie heute ein mittelmäßiger Student. Zum Beispiel deutet er eine von Leopold II. verlorene Schlacht (bei Mailberg 1082) zum großen Sieg Azzos um. Doch soll hier nicht Geschichte im modernen Sinn betrieben werden, sondern es werden an Hand mehr oder weniger guter Überlieferungen Ansprüche formuliert. Ihren Sitz im Leben hat die Herkunftserzählung also primär im 13. Jahrhundert, wo sie ausformuliert wurde.



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Literatur: Karl BRUNNER, Die Kuenringer und das werdende Land. In: Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich. Niederösterreichische Landesausstellung im Stift Zwettl, vom 16. Mai bis 26. Oktober 1981. Red. von Herwig Wolfram, Karl Brunner, Gottfried Stangler (= Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums 110, Wien 1981), S. 37.
R. GNEVKOW-BLUME, Die Wappen der Herren von Kuenring. In: Unsere Heimat 5 (1932), S. 1ff.
Otto H. STOWASSER, Das Tal Wachau und seine Herren von Kuenring. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Stadt Wien 7 (1927), bes. S. 13ff.
Herwig WOLFRAM, Die Ministerialen und das werdende Land. In: Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich. Niederösterreichische Landesausstellung im Stift Zwettl, vom 16. Mai bis 26. Oktober 1981. Red. von Herwig Wolfram, Karl Brunner, Gottfried Stangler (= Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums 110, Wien 1981), S. 18.