© Österreichische Nationalbibliothek, Wien
Pergament I, 202 Blatt. 350 x 245 mm. Geschrieben in gotischer Textualis in einem österreichischen Skriptorium des 14. Jahrhundert Marginalien und Interlinearglossen in Notula von späteren Händen.
Rote Unterstreichungen. Rote und blaue Rubriken und Zahlzeichen, rotblaue Kolumnentitel. Zahlreiche blaue und rote Initialen mit Fleuronnée in der Gegenfarbe. An den Kapitelanfängen insgesamt 46 rote Fleuronnée-Initialen, gefüllt mit goldenen ornamentalen Linien.
Auf Blatt 1r Bildinitiale S aus rotem Drachenkörper über Goldgrund in blauer Rahmung; im Bild stehender Mönch (Duns Scotus); an drei Seiten des Schriftspiegels mehrfarbige Zierleisten.
Gotischer Einband: Rotes Schafleder über Holz, Österreich, 15. Jahrhundert.
Auf Blatt 1r Besitzvermerk des Jesuitenkollegs Wien (17. Jahrhundert). Nach Aufhebung des Kollegs 1773 gelangte die Handschrift in die Hofbibliothek.
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Johannes Duns Scotus (um 1265-1308) wurde in Paris und Oxford ausgebildet und lehrte Theologie vor allem in Paris und Köln. Er zählte zu den bedeutendsten Gelehrten der jüngeren Franziskanerschule. Zu den authentischen Werken gehört der Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus (in mehreren Fassungen überliefert), Kommentare zu den logischen und metaphysischen Schriften des Aristoteles, Collationes, Disputationes und Theoremata. Sein Lehrgebäude, in dem der Primat des Willens, der Freiheit, der Liebe und der Aktivität ebenso wie die christozentrische und marianische Spekulation hervorstechen, hat der Theologie des 14. Jahrhunderts bedeutsame Impulse verliehen. Der Autor wurde als die letzte große Gestalt der Hochscholastik angesprochen.
Otto Mazal
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