Opus Oxoniense (Sentenzenkommentar)

Opus Oxoniense (Sentenzenkommentar)

In: 800 Jahre Franz von Assisi. Franziskanische Kunst und Kultur des Mittelalters. Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung in Krems-Stein, Minoritenkirche, vom 15. Mai bis 17. Oktober 1982. Redigiert von Harry Kühnel, Hanna Egger, Gerhard Winkler. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. N.F. 122. – Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Kulturabteilung 1982. XXVIII, 775. 8°. Objekt-Nr.: 19.17, S. 758.

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Leihgeber: Österreichische Nationalbibliothek (Wien), Codex 1416
Opus Oxoniense (Sentenzenkommentar)

© Österreichische Nationalbibliothek, Wien


Pergament I, 202 Blatt. 350 x 245 mm. Geschrieben in gotischer Textualis in einem österreichischen Skriptorium des 14. Jahrhundert Marginalien und Interlinearglossen in Notula von späteren Händen.
Rote Unterstreichungen. Rote und blaue Rubriken und Zahlzeichen, rotblaue Kolumnentitel. Zahlreiche blaue und rote Initialen mit Fleuronnée in der Gegenfarbe. An den Kapitelanfängen insgesamt 46 rote Fleuronnée-Initialen, gefüllt mit goldenen ornamentalen Linien.
Auf Blatt 1r Bildinitiale S aus rotem Drachenkörper über Goldgrund in blauer Rahmung; im Bild stehender Mönch (Duns Scotus); an drei Seiten des Schriftspiegels mehrfarbige Zierleisten.
Gotischer Einband: Rotes Schafleder über Holz, Österreich, 15. Jahrhundert.
Auf Blatt 1r Besitzvermerk des Jesuitenkollegs Wien (17. Jahrhundert). Nach Aufhebung des Kollegs 1773 gelangte die Handschrift in die Hofbibliothek.

Johannes Duns Scotus (um 1265-1308) wurde in Paris und Oxford ausgebildet und lehrte Theologie vor allem in Paris und Köln. Er zählte zu den bedeutendsten Gelehrten der jüngeren Franziskanerschule. Zu den authentischen Werken gehört der Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus (in mehreren Fassungen überliefert), Kommentare zu den logischen und metaphysischen Schriften des Aristoteles, Collationes, Disputationes und Theoremata. Sein Lehrgebäude, in dem der Primat des Willens, der Freiheit, der Liebe und der Aktivität ebenso wie die christozentrische und marianische Spekulation hervorstechen, hat der Theologie des 14. Jahrhunderts bedeutsame Impulse verliehen. Der Autor wurde als die letzte große Gestalt der Hochscholastik angesprochen.


Otto Mazal


Literatur: Tabulae codicum manuscriptorum ...in Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorum I (Vindobonae 1864), S. 235.
Gotische Buchmalerei im südostdeutschen Raum. Die Ostmark, Böhmen, Mähren und ihre Ausstrahlungsgebiete 1270-1500. Ausstellung der Nationalbibliothek in Wien April-Mai 1939. Katalog. Mit einer Einleitung von Kurt Holter (Wien 1939), Nr. 32.
Die Gotik in Niederösterreich. Kunst, Kultur und Geschichte eines Landes im Spätmittelalter. Hrsg. von der Stadtgemeinde Krems. Bearb. von Fritz Dworschak (Wien 1963), S. 101.
Wissenschaft im Mittelalter. Ausstellung von Handschriften und Inkunabeln der Österreichischen Nationalbibliothek. Prunksaal, 22. Mai bis 18. Oktober 1975 (= Biblos-Schriften 23, Wien 1975), S. 171-172.
Otto MAZAL, Byzanz und das Abendland. Katalog einer Ausstellung der Handschriften- und Inkunabelsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, vom 25. Mai bis 10. Oktober 1981 (Wien 1981), S. 215-216, Nr. 155.