© Österreichische Nationalbibliothek, Wien
Pergament. 2 Blatt. 278 x 200 mm. Text in gotischer Textualis des späten 14. Jahrhunderts. 10 Kreise mit farbiger Schrift und farbigen Linien (davon einer mit beweglichen Teilen).
Bibliothekseinband der Hofbibliothek: Pappband mit roten Papierbezug, Wien, 19. Jahrhundert.
Nach Auskunft der Signatur Rec. 1459 zählt der Codex zu den Erwerbungen der Hofbibliothek in der Epoche zwischen 1716 und 1795.
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Raimundus Lullus (Ramon Lul, "doctor illuminatus", 1232-1315/16) war zuerst Laie und Beamter am Hofe Jakobs I. von Aragon, bis er sich wohl 1263 entschloß, sein Leben der Bekehrung der Mohammedaner und Juden zu widmen. Vermutlich war er seit 1295 Franziskanertertiar. In der Tat wurde Lullus zum größten Mohammedanermissionar des Mittelalters und unternahm ausgedehnte Missionsreisen. In 45jähriger Schriftstellertätigkeit schuf Lullus mehr als 300 Werke. Bezeichnend für sein Schaffen ist die Ars generalis (Ars magna), die er 1273 "entdeckte": eine Ordnungslehre, die Wesen und Wirken durch die Lehre von den Korrelationen vereinte und den Gegenbegriff verankerte. Die Grundlagen für die Lehre waren in der Lehre von den Transzendentalien, in Figuren- und Zahlensymbolik, in einem System von Relationen und in der Logisierung kabbalistischer Kombinatorik zu suchen. Lullus schloß vielfach an die Frühscholastik an; er war Vertreter der Via antiqua und der universalen Form-Materie-Lehre der Franziskanerschule.
Otto Mazal
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