© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Franken, Werkstatt des Meisters des Augustineraltares, um 1490.
Tempera auf Holz, 1,87 x 1,38 m.
Messe des heiligen Gregor mit den Heiligen Katharina und Thomas von Aquin, Franziskus und Vincentius Ferrerius.
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Das Tafelbild wurde erst, wie die unorganisch eingefügten Wappen bezeugen, nachträglich zum Epitaph des Heinrich Wolff von Wolffsthal (gestorben 1504) und seiner Ehefrau gemacht.
Es stellt die zwischen 1375 und 1390 entstandene Legende der Gregorsmesse dar, nach der sich die Hostie vor Papst Gregor des Großen Augen in den lebendigen Passionschristus verwandelte. Als echtes Abbild, des lebendigen Bildes das Papst Gregor geschaut, galt eine Mosaikikone der Imago pietatis in Sta. Croce in Rom (vgl. EGGER, S. 483). Die als Bildreliquie die Gestalt des toten, im Sakrament aber weiterlebenden Christus authentisierte. Besondere Ausschmückung erfuhr das Bild der Gregorsmesse vor allem im 15. Jahrhundert. So konnte es durch die Einbeziehung der sogenannten Arma Christi, den Leidenswerkzeugen, und bildlichen Stenogrammen von Leidensstationen erweitert werden. Auch die Einbeziehung des Vera Ikon, des Veronikatuches, das unter der Darstellung der Imago pietatis angebracht ist, ist literarisch im Verweisungszusammenhang der Legende zu begründen. Im Jahre 1376 soll Papst Gregor XI. in Rom eine Messe zelebriert haben, bei der das Vera Ikon auf dem Altare lag. "...celebravit in altari Sancti Petri, et posuit Veronicam sanctam supra altare et dicta missa retulit eam in loco suo."
Objektrealismus und mystischer Begriffsrealismus ist in der Darstellung der Gregorsmesse aus Nürnberg eng miteinander verbunden. Die Blicke der Anwesenden sind alle auf den Papst gerichtet, der selbst in das auf dem Altar vor ihm liegende Meßbuch blickt. Keiner der Anwesenden sieht die Erscheinung, die aber den Betrachter aufruft, das Bild zu lesen und zu erleben.
Hanna Egger
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