© Foto Ritter, Wien
Glasmalerei, 69 x 46,5 cm, wahrscheinlich vor 1424, Wien.
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Inschriften in gotischen Minuskeln. Am oberen Rande: arnestus.archidux.au(s)trie.
Im Spruchband: miserere.n(ost)ri.d(omi)ne.
Die Technik ist hervorragend. Das Gewicht liegt auf der Zeichnung, der sich die Modellierung durch den in den Gewändern dünner, in der Architektur dichter aufgetragene Halbton unterordnet.
Die stilistischen Beziehungen in den Formeln der Gesichtszüge wie der Gewandfalten sind so eng zu den Engeln des Architekturfensters von Maria am Gestade, daß die Entstehung in ein- und derselben Werkstätte angenommen werden muß. Nur hat die Linie hier ein stärkeres Eigenleben gewonnen, die Handschrift ist ausgeschriebener. Mit Rücksicht auf die allgemeinen Entwicklungstendenzen müssen also die Ernst-Scheibe und die zugehörigen Glasgemälde der Gottesleichnamskapelle von Maria am Gestade abgeleitet werden.
Vor dem Erzherzog knien drei seiner Söhne, Friedrich, Albrecht und Ernst (1432). Während die Knaben in weiche Stoffkleider mit Beutelärmeln gekleidet sind, erscheint Ernst in voller Rüstung mit Arm- und Beinzeug, Plattenschuhen und Eisenhandschuhen. Über dem Kettenhemd trägt er den mit den Adlern von Alt-Österreich bestickten Waffenrock, ein Adlerflug ist auch das Kleinod des grand bacinet, mit abgenommenem Visier und geschobenem Halsteil, um den eine Ordenskette gelegt ist. Für die Frühzeit des 15. Jahrhunderts sind die kleinen Muscheln an den Kniekacheln und das Festhalten am Kettenkragen bezeichnend. Die Hallenarchitektur ist mit Ausnahme der Decke in Schrägansicht von links wiedergegeben, die Scheibe war also in Symmetrie zu dem verlorenen Gegenstück mit den beiden Frauen des Herzogs auf die ebenfalls verlorene Scheibe in der Mittelachse ausgerichtet. Mit Friedrich könnte am ehesten der hinter seinen beiden Brüdern kniende Knabe identifiziert werden.
Eva Frodl-Kraft
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