Feste  
 

Satyr

Terra Sigillata -Virunum.
Satyr beim Flötenspiel

Schon in frühester Zeit hatten die Römer einen Kalender aufgestellt, der aller feststehenden Feste verzeichnete (feriae stativae). Die beweglichen Feste waren die feriae conceptivae).Die nach der Kalenderreform Caesars an den öffentlichen Plätzen aufgestellten Kalender, von denen vierzig Steinkopien bekannt sind, geben Aufschluß über die Einteilung in Werk- und Feiertage. An den mit N (=nefastus) bezeichneten Tagen durften keine Angelegenheiten des öffentlichen Lebens abgehalten werden. Die mit EN (endotercisus) Tage zeichneten sich dadurch aus, daß Feste nur am Abend oder Morgen begangen werden durften. An Tagen mit NP fanden vermutlich die großen Staatsfeste statt. Die römische Woche bestand aus acht Tagen, wobei alle acht Tage ein besonderer Markttag (nundinae) war. Für religiöse Angelegenheiten standen mit den Kalenden (erster Tag im Monat), den Nonen (fünfter oder siebter Tag im Monat) und den Iden (13. oder 15. Tag im Monat) insgesamt drei Tage pro Monat zur Verfügung. An den Kalenden wurden die Feste für Iuno abgehalten, Während die Iden Iupiter vorbehalten waren. An den Nonen verkündete ein Priester die beweglichen Festtage im Monat.

Das römische Jahr hatte ursprünglich im März begonnen. So wird verständlich, warum im Jänner, abgesehen vom Stieropfer der Konsuln am 1. Jänner, keine bedeutenden Feste abgehalten wurden. Das zweite Fest war das der Compitalia. Es war ein bewegliches Fest, das unter freiem Himmel vor allem am Land begangen wurde und für ein erfolgreiches Erntejahr sorgen sollte. In der Stadt wurden ebenfalls kleine Altärchen an den Straßenkreuzungen aufgestellt, an dem ein Opfer (Huhn) dargebracht wurde. Als Belustigung wurden Tänze oder Stegreifspiele veranstaltet. Das Fest erstreckte sich über drei Tage, wobei Sklaven die Teilnahme erlaubt war.

Die Hauptfeste des Februars waren die Parentalia und die Lupercalia. Beide sind Reinigungsfeste, die dem Andenken und der Ruhe der Toten dienlich sein sollten. Vom 13. bis 24. Februar blieben die Tempel geschlossen, und es durften keine Hochzeiten abgehalten werden. An den Lupercalia trafen sich die jungen Männer Roms in den Grotten des Palatins, um dort Ziegen und Hunde zu opfern. Anschließend rannten sie mit den Ziegenfellen bekleidet um den Palatin und schlugen mit ihren Ruten die Passanten. Angeblich wurde dadurch die Fruchtbarkeit gesteigert.

Im März wurden Feste zu Ehren des Kriegsgotts Mars abgehalten. Am 1. März wurde das heilige Feuer der im Tempel der Vesta erneuert. Am 14. März wurde ein Wagenrennen am Campus Martius zu Ehren des Mars abgehalten. Während diesem Monat konnte man in Rom zwei Gruppen von je 12 jungen Patriziern sehen, die reich geschmückt in eigenwilliger Tracht in den Straßen tanzten (salii). Ihre Route durch das nächtliche Rom war genau vorgeschrieben. Dazu sangen sie ein uraltes Lied, dessen Text zur Zeit Ciceros bereits unverständlich geworden war. Mit dem Fest der Anna Perenna, eine Gottheit, deren Namensherkunft und Wesen im Dunkel liegen, wurde am ersten Vollmond des ursprünglichen Neujahrs die Wiederkehr der warmen Jahreszeit begangen.

Der April war für die Römer ein festreicher Monat. Am 1. April badeten die Frauen in den sonst den Männern vorbehaltenen Bädern. Am 4. April veranstalteten die Reichen zu Ehren der Magna Mater üppige Festmähler. Die Parilia am 21. April galten der Reinigung des Viehs. Die Floralia am 28. April galten zunächst der Flora, der Göttin des Blühens, wurden aber in augusteischer Zeit sexuell ausgelegt. Mit den Feriae Latinae läßt sich wieder ein seriöses Fest fassen. Es herrschte allgemeine Feiertagsruhe.

Das Hauptfest im Mai waren die Lemuria am 9., 11, und 13. Die Toten der gesamten Hausgemeinschaft wurden geehrt, wobei der Hausherr nach Ovid (Fasti 5, 429-44) nachts barfuß durchs Haus ging und magische Formeln von sich gab.

Die erste Hälfte des Juni galt als unheilbringend. Daher wurden vom 7.-15. Juni keine öffentlichen oder privaten Angelegenheiten erledigt. Am 9. Juni durften die verheirateten Frauen das Heiligtum der Vespa betreten, das sonst den Priestern und Vestalinnen vorbehalten war. Die Iden des Juni (13.) zählten zu den ausgelassensten Festtagen im Jahr mit Flötenspiel, zügellosen Mählern und nächtlichem Vagabundieren.

Die Feste der Lucaria und Furinalia am 19. und 21. Juli wurden von Berufspriestern gefeiert. Vom 6.-13. Juli wurden Schauspiel und Gladiatorenkämpfe zu Ehren Apolls abgehalten. Am 12. August opferte der Stadtprätor dem Herkules am Eingang zum Circus Maximus eine junge Kuh.

Der 13. August wurde als Stiftungstag des Dianatempels am Aventin gefeiert. Im September wurde der Mangel an Festen durch 14 Tage dauernde Spiele ausgeglichen. Die Ludi Romani wurden in der späten Republik vom 5.-19. September abgehalten. Der 13. September war der Tag, an dem im Jahr 507 v. Chr. der Tempel des Iupiter Optimus Maximus eingeweiht worden war. Zur Erinnerung daran wurde in die Tempeltür ein Nagel eingeschlagen, der als Schutz vor Seuchen wirken sollte.

Pferderennen waren im Oktober wichtige Zerstreuungen. Das innere Pferd des am 15. Oktober im Circus Maximus siegreichen Gespanns wurde geopfert. Der abgeschnittene Schwanz wurde zur Regia getragen, damit das abtropfende Blut auf die Asche des heiligen Herdes tropfen konnte, die dann an den Parilia verwendet wurde. Am 19. Oktober wurden die Waffen entsühnt.

Im November fanden vom 4.-17. die plebejischen Spiele statt. An den Iden wurde ein Festmahl zu Ehren Iupiters abgehalten. Im Dezember feierten die römischen Frauen am Anfang des Monats das Fest der "Guten Göttin", das des Nächtens im Haus eines Beamten stattfand. Die Fruchtbarkeit der Frauen sollte erhöht werden. Allerdings war Männern die Teilnahme streng untersagt.

Das Ende des Jahres wurde mit den Saturnalien begangen. Das Fest begann mit einem Opfer vor dem Tempel des Saturns am Forum. Für das anschließende Mal kleidete man sich in lose Gewänder (synthesis) mit einer Filzkappe (pileus). Würfelspiele in der Öffentlichkeit waren erlaubt, Sklaven wurden von ihren Herren bedient. Jedes Haus wählte einen König, dem alle zu gehorchen hatten.