Auerbergtöpfe aus Codroipo (Ud)  

Christof Flügel

 

Auersbergvasen aus Codroipo
Vasi di tipo Auersberg da Codroipo

Auerbergtöpfe (ceramica tipo Auerberg), so benannt nach ihrem häufigem Vorkommen in der tiberischen Siedlung auf dem Auerberg, Landkreis Weilheim-Schongau (Südbayern) (1), sind charakterisiert durch ein dreieckiges Randprofil mit einer unterschiedlichen Anzahl Profilierungen unterhalb des Randes. Der Begriff bezieht sich nur auf die typische Randbildung. Einzelne Profilvarianten können regional (nach Provinzen) und zeitlich differieren (2). Wichtig für eine Diskussion der Auerbergtöpfe ist die Tonbeschaffenheit. Danach lassen sich folgende Gruppen unterscheiden:

1) Schwarze Auerbergtöpfe mit künstlich zugesetzter Magerung aus Sterzinger Marmor (3). Erste Hälfte 1. Jahrhundert n. Chr.

2) Lokale Produktionen (sog. Auerbergtopf-Derivate).

2a) Magerung mit lokalem Marmor. Erste Hälfte 1. Jahrhundert n. Chr.

2b) Sandige Tonmatrix ohne künstlich zugesetzte Magerung. Erste Hälfte 1. Jahrhundert n. Chr. und später.

Zu 1 (Schwarze Auerbergtöpfe; Abb. 1) (4): Neutronenaktivierungsanalyse (NAA), Dünnschliffuntersuchungen (Tab. 1) und Isotopenanalysen der Marmormagerung haben ergeben, daß es sich bei der, besonders im frühkaiserzeitlichen Raetien (Auerberg, Lorenzberg, Kempten) häufigen, schwarzen "Auerbergware" um Import nach Raetien handelt. Es lassen sich nach dem mit NAA bestimmten Spurenelementspektrum mindestens zwei verschiedene Töpfereien nachweisen: Die erste Gruppe besteht aus den am Auerberg gefundenen schwarzen Auerbergtöpfen, die zweite Gruppe umfasst im wesentlichen die schwarzen Auerbergtöpfe der Fundorte Kempten, Lorenzberg und Invillino.

Die in Codroipo gefundenen schwarzen Auerbergtöpfe datieren in den Oberaden-Horizont und sind die frühesten in der Regio Decima gefundenen schwarzen Auerbergtöpfe. Bemerkenswert ist, daß in Locavaz ebenfalls in augusteischer Zeit (5) bereits Auerbergtöpfe aus lokalen Tonen hergestellt wurden; die schwarzen Auerbergtöpfe mit Marmormagerung und die frühesten lokalen Produkte sind also zeitgleich nachweisbar. Die frühesten Auerbergtöpfe vom Magdalensberg sind zeitlich ebenfalls in den Oberaden-Horizont (Magdalensberg, Komplex 2) einzuordnen.

Bei den schwarzen Auerbergtöpfen aus Codroipo lassen sich nur zwei Formen feststellen:

a) Form 1: Eingebogener Rand. Vgl. Sedegliano (6) Ccg 5.
b) Form 2: Gestreckter Rand. Vgl. Sedegliano Ccg 4. 6-9; Codroipo (7) Ccg 1. 2.

Beide Formen besitzen Entsprechungen am Magdalensberg.

Die schwarze Tonmatrix der Auerbergtöpfe aus Codroipo (analysiert wurde ein Bodenfragment des Auerbergtopfes Civici Musei Udine Inv. 225529), die durch die Neutronenaktivierungsanalyse vom Spurenelementspektrum her der Gruppe mit schwarzen Auerbergtöpfen aus Kempten, vom Lorenzberg und aus Invillino zugewiesen werden kann, zeigt im Dünnschliff eine künstlich zugesetzte, dichte Marmormagerung aus 0. 3-2. 5 mm grossen weißen Marmorkörnern (Abb. 1,1). Der Marmor ist auffallend tektonisiert. Die Isotopenanalyse weist, wie bereits bei den schwarzen Auerbergtöpfen aus Invillino, die nur allgemein in die erste Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. datieren, mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Herkunft des Magerungsmaterials aus Vipitenum-Sterzing (Abb. 2). Die Magerung der schwarzen Auerbergtöpfe aus Pavia di Udine (Abb. 1,2) und Lovaria di Udine weist dagegen andere Isotopenwerte auf, so daß offenbar hier ein anderer Marmor zugesetzt worden war (Tab. 2). Durch die Analysen des schwarzen Auerbergtopfes aus Codroipo ist nachgewiesen, daß diejenigen Töpfereien, die schwarze Auerbergtöpfe, die in großen Mengen besonders aus tiberischen Fundzusammenhängen des Voralpengebietes (z. B. Auerberg) bekannt sind, bereits in mittelaugusteischer Zeit produzierten.

Auffallend ist, daß die schwarzen Auerbergtöpfe in der Regio Decima nur etwa bis zur nördlichen Grenze des Territoriums von Aquileia verbreitet sind (8), während südlich von Udine lokale Produktionen beginnen; möglicherweise liegt hier ein archäologischer Nachweis für eine Handelsgrenze vor. Auf der Karte (Abb. 3) sind nur die durch Dünnschliff-, NAA und Isotopenanalyen bzw. durch den archäologischen Befund (Locavaz) nachgewiesenen lokalen Produktionen eingezeichnet.

Zu 2 (Lokale Produktion): Durch die Magerung mit lokalem Marmor und den lokalen Ton können am Magdalensberg mindestens zwei Töpfereien, die Auerbergtöpfe produzierten, nachgewiesen werden. Eine weitere lokale Herstellung ist aufgrund des als Magerungszusatzes verwendeten Marmors in Teurnia anzunehmen (Isotopenanalyse). Namensgestempelte Töpfe aus Friaul belegen weitere lokale Produktionen, von denen die TAPVRI-Stempel im Bereich von San Vito al Tagliamento lokalisiert werden können. Auch die Profilbildung dieser gestempelten Auerbergtöpfe (kolbenförmig mit spitzem Randabschluss) weist auf eine lokale Fertigung. Ein Töpferofen für Auerbergtopfderivate stammt aus Locavaz bei Triest. Durch Dünnschliffanalysen können für Aquileia, Portogruaro und Altinum weitere lokale Produktionen nachgewiesen werden. In Portogruaro wurde der glimmerführenden Tonmatrix Graphitmarmor mit stark unterschiedlichen Korngrößen zwischen 0.1 und 1.8 mm zugesetzt. In Portogruaro und Altinum lassen sich im Dünnschliff zusätzlich Sandstein und Kristallingeröllchen nachweisen.

Tab. 1: Dünnschliffe von Auerbergtöpfen aus Friaul und Venetien.

Codroipo (21/388 CDR-01). Schwarzer Auerbergtopf (Civici Musei Udine Inv. 225529).

Magerung überwiegend Marmor (Einzelkörner und verwachsene Körner), etwas Keramikbruch, schlecht sortiert, Korngröße 0. 3-2. 5 mm, häufig um 0. 5 und 1. 5-2. 5 mm, Kornform überwiegend eckig. Anteil der Magerungskörner etwa 30 %. Matrix mit undeutlichem Fluidalgefüge (Abb. 1,1).

Pavia di Ud. (UD 21/190). Schwarzer Auerbergtopf (G. Cassani, Quad. Friulani Arch. 1, 1991, 98 Abb. 18)

Magerung überwiegend Marmor, schlecht sortiert, Korngröße 0. 2-2. 2 mm, häufig 1-2 mm, Kornform subangular, gerundet. Anteil der Magerungskörner etwa 30 %. Matrix mit Parallelgefüge (Abb. 1,2).

Lovaria di Udine (UD 21/191). Schwarzer Auerbergtopf (Civici Musei Udine, Scavo 1993/94).

Magerung überwiegend Marmor, etwas Keramikbruch, mäßig sortiert, Korngröße 0. 01-1. 5 mm, häufig 0. 5-1. 0 mm, Kornform subangular, gerundet. Anteil der Marmorkörner etwa 30 %. Matrix mit Parallelrißgefüge.

Lovaria di Udine (UD 21/192). Schwarzer Auerbergtopf (Civici Musei Udine, Scavo 1993/94).

Magerung überwiegend Marmor, etwas Keramikbruch, schlecht sortiert, Korngröße 0. 3-1. 8 mm, häufig 0. 5-1. 0 mm, Kornform eckig und gerundet. Anteil der Marmorkörner etwa 20 %. Matrix mit Parallelrißgefüge.

Invillino (IN 21/327). Schwarzer Auerbergtopf (Museo Archeologico Cividale Inv. 1481).

Magerung Marmor, etwas Keramikbruch, schlecht sortiert, Korngröße 0. 3-0. 8 mm, häufig 0. 5-1. 0 mm, eckige und angerundete Körner. Anteil der Marmorkörner etwa 20 %. Matrix auffallend inhomogen.

Aquileia (21/350 AQ-01). Lokale Produktion (Museo Archeologico Trieste ohne Inv.).

Magerung Marmor, Anteil etwa 35 %, etwas Holz. Matrix mit feinem Fluidalgefüge.

Portogruaro (PG 21/119). Lokale Produktion (Museo Nazionale Concordiese Portogruaro Inv. 853).

Magerung Graphitmarmor, etwas Sandstein, schlecht sortiert, Korngröße 0. 1-1. 8 mm, häufig < 0. 5 mm und 1. 5 mm. Anteil der Marmorkörner etwa 25 %. Matrix glimmerführend.

Altinum (ALT 1). Lokale Produktion (Museo Archeologico Altino Inv. AL 4109).

Magerung mit wenig Marmor, mehr Kristallin, Sandstein und Hornsteine, Keramikbruch, Korngrößen 0. 1-2,5 mm, häufig um 1,5 mm, Kornform gut gerundet. Anteil der Magerungs-körner etwa 20 %. Matrix mit Parallelrißgefüge.

Tab. 2.: Isotopenwerte der Marmormagerung in Auerbergtöpfen aus Friaul,

Südwest-Noricum und Raetien

(nach Flügel u. a. 1997a mit Ergänzungen).

Fundort Probenbezeichnung d18/16O d13/12C

Codroipo 21/388 CDR-01/I -5. 52 1. 20

21/388 CDR-01/II (9) -5. 29 1. 16

Mittelwert -5. 40 1. 18

Invillino IN 21/322 -5. 43 1. 13

IN 21/323 -5. 55 1. 17

IN 21/324 -5. 50 0. 22

IN 21/325 -5. 50 1. 17

IN 21/326 -5. 29 1. 13

IN 21/327 -5. 54 0. 98

Mittelwert -5. 46 0. 96

Pavia di Ud. UD 21/190 -7. 94 0. 40

Lovaria di Ud. UD 21/191 -6. 49 0. 07

UD 21/192 -5. 34 0. 51

Mittelwert Pavia/Lovaria -6. 56 0. 32

Aguntum 21/194 AG 2 -5. 67 1. 04

21/195 AG 3 -5. 54 0. 64

21/196 AG 4 -5. 27 0. 96

Mittelwert -5. 49 0. 88

Gurina 21/331 -5. 39 1. 34

21/332 -5. 34 1. 31

21/331-1 -6. 37 0. 41

21/333-2 -6. 83 0. 15

21/333-3 -6. 92 0. 12

Mittelwert -5. 81 0. 98

Innsbruck IB 21/335 -5. 78 1. 33

IB 21/336 -5. 29 1. 13

IB 21/337 -5. 47 1. 13

IB 21/338 -5. 56 1. 16

IB 21/339 -5. 50 1. 22

IB 21/340 -5. 51 1. 21

IB 21/341 -5. 39 1. 14

Mittelwert -5. 52 1. 19

Auerberg Mittelwert -5. 57 1. 33

Lorenzberg Mittelwert -5. 42 1. 33

Kempten Mittelwert -5. 67 1. 43

1 Ulbert 1994; Ulbert, Zanier 1997; Flügel 1999. Ausführlich zu den Auerbergtöpfen erstmals Ulbert 1965.

2 Flügel, Schindler-Kaudelka 1995.

3 Flügel u. a. 1997a.

4 Flügel u. a. 1997a-c; Flügel 1999.

5 Die in Locavaz zusammen mit dem Auerbergtöpfen produzierten Amphoren Lamboglia 2 kommen etwa bis in augusteische Zeit vor. Vgl. Bruno 1995.

6 Cividini 1997.

7 Cividini 1996.

8 Zur Ausdehnung des Territoriums von Aquileia Magrini 1997, bes. 156, Abb. 1; vgl. Zaccaria 1992; Molinari 1982.

9 Doppelmessung.

 

Isotopendiagramm der Marmormagerung in Auerbergtöpfen aus der Regio Decima, Südwest-Noricum und Raetien
(M. Joachimski, Institut für Geologie Universität Erlangen)

 

 

 

Vase vom Typ Auerberg (Skale 1:4)
Ceramica grezza. Barattoli tipo Auersberg (Scala 1:4)

CERAMICA TIPO AUERBERG DA CODROIPO
trad. it. di Maurizio Buora

I recipienti in ceramica tipo Auerberg sono così chiamati per la loro abbondante presenza nell'insediamento tiberiano sull'Auerberg (Baviera meridionale). Essi hanno un orlo a profilo triangolare e una serie di nervature orizzontali all'esterno sotto il bordo. Variazioni nel profilo si trovano in aree diverse e in diversi periodi. Sono noti i seguenti gruppi: 1) con sgrassante formato da marmo di Sterzing (Vipiteno). Prima metà I sec. d. C. 2) prodotti locali. 2a) dimagrante costituito da marmo locale. Prima metà I sec. d. C. 2b) impasto a matrice sabbiosa senza dimagrante. Prima metà I sec. d. C. e oltre. Il gruppo 1 in base all'attivazione neutronica, all'esame delle sezioni sottili e degli isotopi si è rivelato importato nella Rezia nel primo periodo imperiale. I recipienti sarebbero stati prodotti in due diverse officine. Da una provenivano i prodotti dell'Auerberg e dall'altra i vasi rinvenuti a Cambodunum-Kempten, sul Lorenzberg e a Invillino. I vasi di Codroipo appartengono all'orizzonte di Oberaden (campo militare romano della Germania) e sono i più antichi del tipo schwarze Auerbergtöpfe. In età augustea anche nella fornace del Locavaz (Carso triestino) si producevano oggetti del genere con argilla locale e dimagrante di marmo. Anche i primi vasi del tipo Auerberg del Magdalensberg appartengono all'orizzonte di Oberaden (complesso 2 del Magdalensberg). I vasi di Codroipo hanno due forme che trovano corrispondenza sul Magdalensberg: Forma 1) con orlo arrotondato (cfr. Sedegliano Ccg 5); Forma 2) con orlo assottigliato (cfr. Sedegliano Ccg 4, 6-9; Codroipo Ccg 1. 2). L'attivazione neutronica su un frammento di Codroipo (inv. n. 225.529) ha rivelato la sua appartenenza al gruppo di Cambodunum-Kempten, del Lorenzberg e di Invillino e le sezioni sottili rivelano la presenza di marmo tettonizzato in maniera evidente. Si tratta con molta probabilità di marmo di Vipitenum-Sterzing, come indica l'analisi isotopica. La stessa analisi su esemplari di Pavia di Udine e di Lovaria mostra che in quei casi si tratta di marmo diverso. L'analisi del frammento di Codroipo dimostra che la ceramica di tipo Auerberg, che si è rinvenuta in grande quantità ai piedi delle Alpi (ad es. sull'Auerberg) in età tiberiana, era prodotta già nel periodo medioaugusteo. È sorprendente come la ceramica di questo tipo sia ben diffusa nella Regio Decima fino al limite settentrionale del territorio di Aquileia, mentre a sud di Udine cominciano i prodotti locali. È possibile che questo sia indizio di un limite del mercato. 2) Prodotti di argilla locale con degrassante formato da marmo locale. Dai rinvenimenti del Magdalensberg sono note almeno due fornaci che producevano recipienti di questo tipo. Altro centro di produzione è da collocare, sulla base della analisi isotopiche, a Teurnia. I nomi impressi sui prodotti friulani rivelano altri centri di produzione, tra cui ad es. quello che siglava con il marchio TAPVRI potrebbe essere ubicato nei pressi di S. Vito al Tagliamento. Anche la forma dell'orlo di queti prodotti è prova di una fabbricazione locale. Altra fornace che produceva vasi del genere era quella del Locavaz, presso Trieste. Dall'esame delle sezioni sottili si possono indicare altre produzioni locali ad Aquileia, Portogruaro e Altino.