Lauriacum

 

Grabungsgeschichte
Zivilstadt
Militär
Legionen
Basilika

Grabungsgeschichte

Die Reste der römischen Stadt Lauriacum sind wahrscheinlich im Stadtgebiet von Lorch/Enns zu lokalisieren. Im Ortsnamen Lorch ist der antike Name Lauriacum überliefert. Der Name könnte sich wiederum von einem keltischen Namenskern ableiten. Allerdings konnte für diese Annahme keine archäologischen Nachweise gefunden werden. Bereits 1851 wurden Reste eines römischen Mosaikboden entdeckt. Systematische archäologische Ausgrabungen des römerzeitlichen Lauriacums begannen bereits 1904 - 1919, 1923, 1929-1933 und 1935 und weitere Grabungen folgten. In früheren Forschungskampagnen wurde der Erforschung des Militärlagers mehr Interesse entgegengebracht als den zivilen Siedlungsbereichen.

Ünersicht, 33k

geographische Übersicht über die Lage Lauriacum, Vindobona und Carnuntum an der Donau
Heimo
Dolenz

Zivilstadt

Die Zivilstadt befand sich westlich vom Militärlager. Bereits1851 ist ein erster Mosaikfund bekannt geworden. Allerdings setzte erst ab den 70er Jahren eine kontinuierliche Ausgrabungstätigkeit in der Zivilstadt ein, davor erschien die Erforschung des Militärlagers wichtiger. Die Siedlung entwickelte sich entlang zweier spitz auf die porta decumana des Lagers zulaufender Straßen, die dann auch die Hauptachsen der Siedlung bildeten. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Lager lagen einige öffentliche Gebäude. In der centuria I erstreckte sich das forum venale, ein großer Marktplatz, der von einem aus Hallen umschlossenen Hofes gebildet wurde. An dessen Westseite befand sich eine einschiffige Basilika. Aus archäologischen Funden konnte abgeleitet werden, daß das Forum wahrscheinlich Aufstellungsort einer kaiserlichen Bronzestatue war. Neben dem Forum stand ein mit der Front gegen die Straße gerichteter kleiner Tempel einer nicht bekannten Gottheit. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich die centuria II mit Resten eines großen Verwaltungsbaues, der in konstantinischer Zeit erbaut wurde. Diese Gebäude wurde über den Resten eines Wirtschaftsgebäudes in Fachwerkbauweise errichtet. In dem Verwaltungsgebäude konnten zum Teil beheizte Säle und im Nordtrakt ein tribunal nachgewiesen werden. Am südlichen Rand des verbauten Gebietes lag eine öffentliche Thermenanlage. Weiter im Westen befanden sich Wohnhäuser, Magazine und kleinere Gewerbebetriebe

Übersicht, 38k

Legionslager und Zivilsiedlung von Lauriacum
{nach O. Harl: Archäologisches Korrespondenzblatt 15 (1985) S.: 231} (Seipel, W. Oberösterreich Grenzland des Römischen Reiches. Sonderausstellung des OÖ. Landesmuseums im Linzer Schloß, 12. Sept. 1986 bis 11. Jänner 1987.)

 

Innerhalb des Lagers

Im Lager konnten viele Bauten identifiziert werden, zum Beispiel die via principia mit dem Lagerforum und dem Fahnenheiligtum. An das Fahnenheiligtum waren beiderseits Kammern worden. Im Kreuzungsmittelpunkt der Lagerachsen befanden sich die Fundamente einer Halle. Im Lager waren zwei 2 Zenturionskasernen rechts von der via principia erbaut worden. Die Überreste der Kasernen für die erste Kohorte konnten archäologisch erfaßt werden. Im Lager befanden sich Reste von Thermen und von einem valetudinarium - einem Lazaret. Es wurden aber auch Reste von einem Wirtschaftsbau des Basartyps und die Unterbringungen der immunes, also der Handwerker und anderer Spezialisten, gefunden. In frühchristlicher Zeit wurden dann für den Bau der Saalkirche Teile vom Mauerwerk aus dem Lager weiterverwendet.

 

Legionslagerplan, 49k

Legionslagerplan von Enns
(Seipel, W. Oberösterreich Grenzland des Römischen Reiches. Sonderausstellung des OÖ. Landesmuseums im Linzer Schloß, 12. Sept. 1986 bis 11. Jänner 1987.)

Militär

Lagergeschichte

Das Kastell wurde gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut. Um 270/271 wurde das Kastell durch einen Juthungeneinfall zerstört. Der Wiederaufbau erfolgt unter den Kaisern Aurelian und Probus. Weitere verstärkte Bautätigkeit konnte unter den Kaisern Diokletian, Konstantin und bis Valentinian dokumentiert werden. Die Hunnen zerstörten das Lager aber wiederum um die Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. Erneut wurde das Lager aufgebaut, wenn auch in bescheidenerem Ausmaß. Im wieder erbauten Lager konnten Reste eines Lazaretts und einer Kirche gefunden werden. Münzen- und Kleinfunde grenzen die Dauer des Lagers vom Ende des 2. Jahrhunderts bis Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. ein. Allerdings geben Literaturquellen ein Bestehen des Lagers bis in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts an. Lager Das Legionslager befand sich auf einer Schotterterasse zwischen Enns und Donau. Der Lagergrundriß hatte die Form eines Parallelogramms und die Lagerachsen kreuzten sich nicht wie üblich im rechten Winkel. Das Lager war etwa 539 m lang und 398 m breit. Das Fundament der Umfassungsmauer war rund 2 m breit. Vor der Mauer befand sich ein 15 m breiter und 4 m tiefer Graben, welcher zum Teil heute noch sichtbar ist. Insgesamt können rund 30 Türme als Bewährung für das Lager angenommen werden. Die Ecken des Lager waren jeweils mit Türmen gesichert. Die restlichen Türme befanden sich zwischen den Ecktürmen. Entlang der langen Seite wurden 7 Türme und an der kurzen Lagerseite 6 Türme gebaut. Von den vier Lagertoren wurde das rechte Haupttor (die porta principalis dextra) vollständig ergraben. Die durch das Haupttor verlaufende Hauptstraße, die via principalis, war etwa 9 m breit und die dazu rechtwinkelig verlaufende via preatoria war rund 6,5 m breit.

Graben, 25k

Der Umfassungsgraben im Nordosteck des Legionslagers von Lauriacum.
(Friesinger, H. & Krinzinger, F. 1997. Der römische Limes in Österreich. Akademie der Wissensachaften, 1997)

Legionen

Im Lager waren die legio II Italica pia fidelis stationiert. Die Bezeichnung "Italica" weist auf das Rekrutierungsgebiet der unter dem Kaiser Marc Aurel erstmals ausgehobenen Armeen hin. Diese Armeen wurden rekrutiert um an der nördlichen Reichsgrenze gegen angreifende germanische Stämme eingesetzt zu werden. Die Armee wurde dann 172 - 175 an die Donau verlegt. Die Legio II errichtete erst das Legionslager von Albing 5km weiter östlich und begann dann den Bau des Lagers Lauricum. Neben der zweiten Legion befand sich im Lager noch die lanziarii Lauriacenses. Von dieser Armee konnten Reste einer Schildfabrik nachgewiesen werden. Eine spätantike literarische Überlieferung, die Notitia dignitatum, bezeugt nicht nur die Anwesenheit der Lanzenreiter in Lauriacum sondern auch daß im Hafen von Lauriacum die classis Lauriacenses stationiert war. Eine weitere Inschrift nennt die milites Lauriacensis, die als Fahnenbild die Romulus und Remus säugende Wölfin hatten. Unter dem Kaiser Valentinian übten noch die milites auxilliares Lauriacenses - Hilfstruppen in Lauriacum - ihren Dienst aus.

Basilika

Geschichte und Datierung

Bereits um das erste Jahrhundert n. Chr. können kleinere Siedlungen um die Mauthausnerstraße nachgewiesen werden, die den Beginn der abwechslungsreichen Geschichte der Zivilstadt markieren. Westlich davon, im Bereich der Stadelgasse, befinden sich Siedlungsreste aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. Die Entwicklung der städtischen Siedlung verläuft parallel mit der Entwicklung des Militärlagers. Insgesamt konnten 7 Bauperioden festgestellt werden, die vom Ende des zweiten Jahrhunderts bis ins fünfte Jahrhundert reichen. Bald nach ihrer Gründung erwarb die Siedlung Lauriacum das Stadtrecht unter Kaiser Caracalla. Die erste nachgewiesene Brandzerstörung läßt sich vielleicht ebenfalls auf die Juthungeneinfälle zurückführen. Eine abermalige Zerstörung hängt mit kriegerischen Auseinandersetungen mit den Allamannen zusammen. Unter Kaiser Aurelian begann dann ein genereller Wiederaufbau der Stadt. Während der Herrschaft des Kaisers Diokletian wurde das forum venale und die Thermen errichtet. Im Mai 304 n. Chr. erlitt der später heilig gesprochene Florian, ehemals Stadthalter der Stadt Lauriacum, den Bekennertod in den Fluten der Enns unter der Christenverfolgung des Kaisers Diokletian. Unter Kaiser Konstantin erlebte Lauriacum einen neuerlichen Aufschwung. Aus Aufzeichnungen ist bekannt, daß am 24. Juni 341 Konstantins Sohn hier verweilte. In der Mitte dieses Jahrhunderts widerfuhr der Zivilstadt Lauriacum eine weitere Brandzerstörung. Jedoch wurde die Stadt unter dem Kaiser Valentinian erneut wiederaufgebaut. Aus dieser Zeit können immerhin zwei neue Kirchen archäologisch nachgewiesen werden. Eine befindet sich in der Zivilstadt unter der heutigen St. Laurentz Basilika und die andere Kirche konnte im Legionslager lokalisert werden. Um 451 wurde Lauricum erneut von den nach Westen ziehenden Heerscharen des Hunnenkönigs Attila verwüstet. Nach der Niederlage der Hunnen auf den katalaunischen Feldern zerstörten sie auf der Flucht nach Norden die Stadt schließlich fast vollständig. Nach dieser Zerstörung wurde nur mehr wenig wiederaufgebaut und um 700 wurden schließlich auch diese wenigen Holzbauten wieder zerstört.

 

Basilika, 32k

In der Basilika St. Laurentius sind Fundamentreste der Basilika I und II aus dem 4. und 5. Jahrhundert nach Chr. ausgegraben worden.
(Seipel, W. Oberösterreich Grenzland des Römischen Reiches. Sonderausstellung des OÖ. Landesmuseums im Linzer Schloß, 12. Sept. 1986 bis 11. Jänner 1987.)