Hallstatt  
 

Das international bekannte und für die ältere Eisenzeit (8. -5. Jh. v. Chr.) Mitteleuropas namengebende Gräberfeld befindet sich in 900 m Höhe in einem Hochtal ca. 450 m über dem Ort Hallstatt am gleichnamigen See in Oberösterreich.

Erste archäologische Funde wurden in Hallstatt schon im frühen 18. Jh.beobachtet; darunter war auch die mumifizierte Leiche eines prähistorischen Bergmannes, der aber bald darauf im Hallsttätter Friedhof seine zweite Ruhe fand.

Untrennbar mit der Forschungsgeschichte verbunden ist Bergmeister Johann Georg Ramsauer, der bis 1863 auf einer Fläche von ca. 9000 m2 980 Gräber mit über 19000 Objekten freilegte und für die damalige Zeit mit seinem Mitarbeiter Isidor Engel vorbildlich dokumentierte. Das Echo der ergrabenen Funde in der Fachwelt war so gewaltig, daß schon 1874, im Todesjahr von Ramsauer, der schwedische Forscher Hans Hildebrand von einer Hallstattgruppe sprach. Bald schon hatte sich der Begriff Hallstattkultur und -zeit durchgesetzt.

Auch anderenorts wurden die Grabungen und Funde Ramsauers rasch bekannt, unter anderem besuchten Kaise Franz Joseph und Elizabeth die Ausgrabungen. Ramsauer selbst hielt das Gräberfeld für erschöpft, aber noch bis 1939 wurden immer wieder weitere Gräber aufgedeckt.

Bei den Gräbern handelt es sich um Flachgräber, Überhügelungen sind keine nachweisbar. Körperbestattungen und Brandbestattungen sind nebeneinander vertreten, wobei die Körpergräber überwiegen. Von beonderem Interesse sind die birituellen Bestattungen, wobei nur ein Teil der Toten verbannt worden ist. Gelegentlich liegen auch Doppel - und Mehrfachbestattungen vor. Demographisch ist das Gräberfeld unausgewogen, wobei die Gräber von Frauen und Kindern unterrepräsentiert sind.

Im Gräberfeld wurde etwa vom 8. bis ins 4. Jhdt. vor Chr. bestattet; der Schwerpunkt der Gräber im 7. und 6. Jahrhundert liegt, den Stufen HA/C und HA/D der "eigentlichen" Hallstattzeit oder älteren Eisenzeit. Besonders der Reichtum an Grabbeigaben hat schon immer die Faszination und den Bekanntheitsgrad des Gräberfeldes in der Öffentlichkeit bestimmt.

Besondes reich ausgestattet waren die Gräber mit Waffenbeigaben. In einem älteren Abschnitt der Belegung waren dafür lange Eisenschwerter typisch, zum Teil mit Einlegearbeiten aus Elfenbein und Bernstein am Griff. Öfters wurden auch Bronzegeschirrsätze mitgegeben. Es fällt auf, daß die reichsten Bestattungen eher Brandbestattungen sind. Die Frauentracht ist durch reichen Brustgehängeschmuck, Haarschmuck, Armreifen sowie durch die Fibeltracht charakterisiert.

In einer jüngeren Belegungsphase werden die Schwertgräber durch Dolchgräber abgelöst, in die Männertracht wird die Fibeltragweise nach italischem Vorbild übernommen.

Zu wertvollen, importierten Gegenständen zählen beispielsweise Bernstein und Elfenbein, aber auch schon vereinzelt Glasgefäße. Überhaupt, am Schnittpunkt des West - und Osthallstattkreises gelegen, weisen die Grabeigaben des Gräberfeldes auf damalige Kontakte über weite Strecken hien.

Der Grund für die reichen Grabbeigaben und schon damalige "internationale" Kontakte ist in Abbau und Vertrieb von Salz gewesen. Salz hatte damals noch eine weitere wichtige Funktion, nämlich vor allem als Konservierungsmittel von Lebensmitteln.

Der prähistorische Bergbau erfolgte unter Tage in der besseren Wetterführung dienenden erst schrägen, dann im kernsalzreichen Haselgebirge in waagrechten Stollen. Der Vortrieb mittels Pickel dauerte damals zwischen 28 und 34 Tagen pro Meter.Bislang sind 3 prähistorische, verschieden alte Bergbauareale im Salzbergtal bekannt. Sie sind teils älter und jünger als das Gräberfeld und datieren vom 12. Jh. v. Chr. bis in das 2. Jh. v. Chr.

Im heutigen Salzbergbau kommen immer wieder Funde des hallstattzetlichen Bergbaues zu Vorschein. Besonders organische Reste wie Holzgefäße und Textilien sind dabei außerordentlich gut erhalten. Die Fundstellen im heutigen Bergbau werden seit Jahren vom Naturhistorischen Museum in Wien betreut, das 1994 mit großem Erfolg die Grabungen im Gräberfeld selbst wiederaufgenommen hat.

Das überreiche Fundmaterial aus dem Gräberfeld von Hallstatt ist im oberösterreichischen Landesmuseum, dem Naturhistorischen Museum und zum Teil in Hallstatt selbst zu besichtigen.

 

Weiterführende Literatur (Auswahl):

Barth, F. E., (Hrsg.) 19962: Der Spurensucher. Zum 200. Geburtstag von Johann Georg Ramsauer. Katalog des OÖ. Landesmuseums N. F. 94.
Hodson, F. R., 1990: Hallstatt - the Ramsauer Graves: Quantifikation and analysis. Monogr. RGZM 16.
Kromer, K., 1959: Das Gräberfeld von Hallstatt.