Körperpflege

Die Antike kannte eine ausgeprägte Körperpflege- und Badekultur, die sich an archäologischen Fundstätten besonders durch einschlägige Kleinfunde aus dem Repertoire der Toilettegeräte sowie zahlreiche ausgedehnte Badeanlagen zu erkennen geben. Wertvolle Quellen sind neben den häufigen Darstellungen von Körperpflege beim Sport oder im häuslichen Bereich in der griechischer Vasenmalerei auch die verschiedensten Beschreibungen in der griechischen und lateinischen Literatur, die uns in diesem Zusammenhang über diverse Sitten und Gebräuche informieren.

Private wie öffentliche Bäder bestehen aus einer Reihe von Räumen, die Becken für Wasser mit unterschiedlicher Wassertemperatur bzw. Heißluftbäder einschließen. Beheizt wurden die Bäder über sogenannte Hypokaustheizungen, die heiße Luft unter den Fußböden durchströmen ließen und die Wände mittels Hohlziegel mitwärmten. Der antike Bautyp setzt sich im Hamam der islamischen Länder fort.

Die Bäder hatten neben ihrer Funktion für die Körperpflege, wobei Männer und Frauen zu unterschiedlichen Zeiten die Bäder frequentierten, vor allem eine wichtige gesellschaftliche Rolle zu erfüllen. Entspannung wie körperliche Ertüchtigung, Massagen oder auch medizinische Versorgung konnten in den Bädern gesucht werden. Besonders frühchristlichen Schriftstellern waren die Bäder ein Dorn im Auge, da in ihrem Umfeld auch Prostitution betrieben wurde.

Besonders in den Abwasserkanälen der Badeanlagen werden bei den Ausgrabungen große Mengen an Haarnadeln, aber auch Toilettegeräte gefunden, die beim Besuch im Bad verloren gegangen sind. Dazu zählen unter anderem die Pinzetten; es galt nicht nur bei Frauen als unschicklich, die Körperbehaarung nicht zu entfernen. Mittels Pinzetten wurden die Haare ausgerissen und es verwundert kaum, daß bei antiken Schriftstellern über Schmerzenslaute der so Behandelten zynische Bemerkungen zu finden sind. Im häuslichen Bereich wurden für die tägliche Körperpflege bronzene Waschgarnituren, bestehend aus Bronzebecken und Wasserkanne verwendet.

Verschmutzung und starker Schweißabsonderung nach der Sportausübung wurde mit einem besonderen Reinigungsvorgang begegnet. Dazu wurde der Körper zuerst eingeölt, danach mit Sand bestreut und schließlich mit einem Strigilis genannten Gerät abgeschabt. Erst danach wurde dann in das Bad eingetaucht.

Frauen wie Männer pflegten ihre Haut mit Ölen, zumeist mit Olivenöl, welchen Duftessenzen beigemengt wurden. Für Duftöle verwendete man vornehmlich kleine Glasfläschchen, die sogenannten Tränenfläschchen, die in großer Menge neben anderem Toilettegerät auch als Grabbeigaben auftauchen. Mitunter können aus Frauengräbern auch kleine Kästchen mit noch erhalten gebliebenen Schminken geborgen werden, die für Lippen, Augen und Gesichtshaut verwendet wurden.Allerdings war nur dezente Verwendung von Make-up angesagt, da grelles und übertriebenes Schminken an wenig ehrbare Kreise wie Schauspieler oder Kurtisanen verwies. Reliefdarstellungen zeigen vornehme Damen bei der morgentlichen Toilette im Kreise ihrer Dienerinnen, die mit verschiedensten Utensilien wie Spiegel, Kämmen oder Haarnadeln und Make-up Applikatoren hantieren.

Besonders aus römischem Kontext sind zahlreiche Rasiermesser bekannt. Es gibt sowohl einzelne Messer als auch solche, die paarweise verwendet wurden und wie Scheren gekreuzt dargestellt sind. Da kleine Nagelscheren aus der Antike nicht bekannt sind, dürften Finger- und Zehennägel mit einem scharfen Messer geschnitten worden sein.

Literatur:

E. Brödner, Die römischen Thermen und das antike Badewesen, Darmstadt1983.
E. Riha, Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst und Kaiseraugst, Augst 1986: Forschungen in Augst Bd. 6. E. Paszthory, Salben, Schminken und Parfüme im Altertum, Mainz 1992.