Abb.:
Ein Maultier schiebt den Vallus (Relief Buzenol); Maultiergespann (Neumagen).
In Italien war die
Viehzucht von früh an sehr bedeutend. Rinderzucht und Pferdezucht besonders
in Apulien, Schaf- und Schweinezucht waren für die römischen Grundbesitzer
waren für die römischen Grundbesitzer eine ergiebige Einkommensquelle.
Vor dem Aufkommen der Geldmünzen hatte das Vieh im einfachen Tauschhandel
eine besondere Bedeutung. Daher pecunia "Geld" von lat. pecus "Vieh".
Die römischen Kenntnisse zeugen von den Landwirtschaftstheoretikern der
späten Republik und Kaiserzeit. Cato erwähnt außer Zugtieren nur Schafe
und Schweine. Aus der Zusammenstellung der Futterpflanzen ist ersichtlich,
daß das Grünfutter knapp war und als Ergänzung Laub von verschiedenen
Bäumen dient. Aus den römischen Quellen wird deutlich, daß die Viehzucht
mit demselben Interesse wie der Ackerbau betrieben wurde. Es gibt Beschreibungen
von kostbaren Zuchttieren aus fernen Gegenden. Am berühmtesten ist der
Kauf eines Eselhengstes für 40.000 Sesterze (Varro rust. 3,2,7). Bei den
einzelnen Haustieren gab es verschiedene Rassen, die oft lokal geprägt,
aber auch bewußt veredelt wurden, damit sie für verschiedene Zwecke geeignet
waren: Für die Produktion von Milch, Fleisch, Wolle, Häuten sowie Zug-
und Masttiere. Das Rind wurde bei den Römern in Ehren gehalten. Sie genossen
das Schweinefleisch in vielen Formen. Plinius d.Ä. berichtet, daß man
vor dem Konsulate Ciceros ganze Eber auf die Tafel brachte. Zur Steigerung
des Fettansatzes wurden Eber und Sauen kastriert. In Rom wurden Verträge
über einem Schwein beschworen. Lupinius brachte das Füttern der Wildsauen
auf. In Apulien war die Schafwolle sehr geschätzt. Nach Plinius d.Ä. besaßen
die apulischen Schafe kurze Wolle, die fast nur für Überkleider Verwendung
fand. In manchen römischen Gegenden wurden die Schafe nicht geschoren,
sondern gerupft. Das Pferd wurde weniger in der Landwirtschaft als in
erster Linie im Kriegswesen und im Rennsport verwendet. Nach der Christianisierung
war der Genuß von Pferdefleisch verpönt. Die Eselzucht war besonders im
Sabinerland berühmt. Der Esel war der Göttin Vesta heilig. Eselfleisch
wurde in Rom von den Armen gegessen. Poppäa, die Gemahlin Neros, besaß
eine Eselherde von 500 Tieren und pflegte in Eselsmilch zu baden. Columella
empfahl Eselmist als Dung für Granatäpfe. Die Römer kreuzten nach alter
Sitte Pferdehengste mit Eselstuten und nutzten die Nachkommen Maulesel.
Die umgekehrte Kreuzung ergab das Maultier, das bis heute im Mittelmeergebiet
verwendet wird. Im römischen Heer dienten die Maultiere zum Transport
von Wurfmaschinen auf Gebirgspfaden. Während der Römerzeit war der Esel
nur entlang der französischen Mittelmeerküste bekannt. In Nordeuropa gab
es ihn erst im Mittelalter. Die Römer genossen das Fleisch der Füllen
als Leckerbissen. Die Ziege hatte in der Antike vor allem in Trockengebieten
Bedeutung, die keine günstigen Weiden für Rinder abgaben. Die Haare wurden
wie Schafwolle verwendet. Nach Plinius d.Ä. hielten die Römer Ziegen in
vielen Spielarten.
Die Weidewirtschaft
beruht auf dem Wechsel von Weideplätzen. Das Vieh wurde nachts im Freien
stehengelassen, in Hürden eingeschlossen und von oft bewaffneten Hirten
(Sklaven) mit Hunden gegen wilde Tiere und Diebe bewacht. Zusammen mit
den villae wurden auch Ställe für das Vieh eigens eingerichtet. Die Landwirtschaftsschriftsteller
geben detailierte Anweisungen für die Anlage von Ställen entsprechend
der Viehgattungen. Die Hauptsache war die Anlage an lichten, luftigen
Orten mit Trockenheit, guter Isolation gegen Hitze und Kälte. Die regelmäßige
Reinigung der Ställe war wichtig. Der Dung wurde wie heute auf dem Misthaufen
gesammelt und später auf den Feldern verwendet. In der Stadt gab es ebenso
Ställe v.a. für Pferde und Esel. In Pompeji, Herculaneum und Ostia wurden
zahlreiche private Häuser mit solchen Ställen gefunden, einmal auch mit
Überresten von Kühen. In naher Verbindung mit der Viehwirtschaft stand
die Entwicklung der Veterinärmedizin. Auch die römischen Landwirtschaftstheoretiker
geben tierärztliche Vorschriften. Es wird der Rat gegeben, daß die Hirten
ein kurzgefaßtes Buch darüber mitnehmen sollten. Die Behandlung des kranken
Viehs war sehr simpel: mit Pflanzenextrakten und Bestreichen mit Pech,
Schweinefett, Öl oder Wein. Chirurgische Eingriffe waren der Aderlaß,
die Kastration bei männlichen Tieren, auch bei bestimmten Geflügelsorten
zum Zweck der besseren Mast. Ebenso wurden weibliche Tiere sterilisiert.
Columella empfiehlt die Quarantäne für kranke Tiere als erster in der
Veterinärmedizin.
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